Kommentar Managergehälter: Verlogene Debatte
Hohe Managergehälter sind schwer erträglich, weil die Eliten abgeschottet und Leistung schwer messbar sind. Doch eine Obergrenze macht den Arbeiter nicht reicher.
P orsche-Chef Wendelin Wiedekings Einkommen betrug zuletzt über 60 Millionen Euro im Jahr. Wiedeking rechtfertigt die Summe mit seinem unternehmerischen Erfolg. Die Frage ist nur: War das ganz allein sein Verdienst? Und wenn ja: Muss er deshalb so viel Geld bekommen, wo doch schon 1 Million Euro für ein Leben im Luxus genügt? Diese Fragen haben zu der Debatte geführt, ob die Höhe von Managergehältern gesetzlich beschränkt werden sollte. Die SPD lässt das von einer Arbeitsgruppe prüfen, die Kanzlerin hat schon abgewinkt: Sie hält das für unmöglich. Und hat damit wohl recht.
MATTHIAS URBACH (40) ist Leiter von taz.de. Davor war er im Parlamentsbüro der taz mit Umwelt-, Wirtschafts- und Finanzpolitik befasst.
Die Gehälter der Manager bilden sich am Markt: Wer einen guten Manager will, muss ihm so viel zahlen, dass er den Job nimmt. Dazu gehört meist auch eine gute Absicherung für den Fall des Scheiterns. Zwar ist der Markt verzerrt, weil Ex-Manager in den Aufsichtsräten ihren Nachfolger die Gehälter zuschustern. Das erklärt den ein oder anderen Exzess - nicht aber die Höhe insgesamt. Sie erklärt sich aus den Summen, die ein Konzern gewinnen oder verlieren kann - abhängig davon, ob er gut oder schlecht geführt wird.
Trotzdem ist die Argumentation der Manager nur schwer zu ertragen, sie nährt die Illusion des "Leistungsträgers". Tatsächlich ist ihre Leistung nur schwer zu messen. Wer sagt, dass ein anderer Chef als Wiedeking Porsche nicht noch reicher gemacht hätte? Wer weiß, ob Daimler ohne den zuletzt viel gescholtenen Jürgen Schrempp nicht noch schlechter gefahren wäre?
Der gemeine abhängig Beschäftigte hätte wohl weniger Probleme mit hohen Gehältern, wenn die Gesellschaft insgesamt durchlässiger wäre - wenn also im Prinzip jeder die Chance hätte, sich ein Millionengehalt zu verdienen. Doch die Eliten sind hierzulande viel stärker abgeschottet als etwa in den USA, die den Konzernherren ansonsten gerne als großes Vorbild gelten. Die Höhe der deutschen Managergehälter geht daher auch auf Kumpanei zurück.
Falsch ist jedoch die Vorstellung, die Linkspartei und SPD gern nähren: dass sich niedrigere Managergehälter auf dem Gehaltszettel des Fließbandmonteurs niederschlagen würden. Letztlich würde ein solches Gesetz nur zur Umverteilung zwischen Aktionären und Managern führen. Darin steckt die Verlogenheit in der aktuellen Debatte.
Wenn die Politik wirklich etwas für mehr Gerechtigkeit tun wollte, dann könnte sie ja die Löhne im öffentlichen Dienst erhöhen. Das hätte auch eine Signalwirkung auf andere Branchen. Aber das geht ja nicht: Dafür wurden die öffentlichen Kassen in der Vergangenheit nämlich zu schlecht gemanagt.
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