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Kommentar LinksparteiDer Magier Oskar

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Lafontaine muss sich dazu herablassen, gegen Bartsch anzutreten, oder verzichten. Verloren hat er so oder so. Klug wäre es, nach Gysis Wink, den Rückzug anzutreten.

E s ist noch nicht so lange her, aber schon fast aus dem Gedächtnis verschwunden: Die Linkspartei war mal eine erfolgreiche Partei. Sie eilte, vor allem im Westen, von Wahlsieg zu Wahlsieg. In dieser jahrelangen Aufwärtsbewegung hat die Partei ein Muster entwickelt, wie sie mit ihren scharfen internen Konflikten umgeht: durch schmerzfreies Vertagen. Wenn es doch mal hart auf hart kam, entschied Gregor Gysi – und zwar für den Magier Oskar Lafontaine, der die Kunst wundersamer Stimmenvermehrung beherrschte. Jetzt, da der Boden wankt, rächt sich diese halbgare Art, dem Streit auszuweichen. Dabei kann die Ratio leicht auf der Strecke bleiben.

Allerdings funktionieren immerhin noch die vitalen Reflexe der Partei. Gregor Gysi ist zum ersten Mal auf Distanz zu Lafontaine gegangen. Das zeigt, dass die Partei doch über einen gewissen Eigensinn verfügt und diesem Streit nicht durch Kapitulation ausweichen wird. Denn genau dies verlangt Lafontaine von den Ostgenossen: bedingungslose Selbstaufgabe. Er möchte ohne Abstimmung zum Chef gekürt werden. Eine überzeugende Analyse, warum es mit der Linkspartei bergab geht, ist von ihm nicht bekannt.

Dieses Verfahren spricht allem hohn, was demokratische Organisationen auszeichnen sollte: Transparenz, innere Machtbalance, faire Beteiligung der Mitglieder. Lafontaines Verheißung lautet, die Partei wieder erfolgreich zu machen, gegen Rot-Grün, gegen Schwarz-Gelb, gegen alle. Die Kinder sollen einfach glauben, dass der Magier die Jungfrau unverletzt in zwei Teile schneiden wird. Aber der Glaube bröckelt.

Bild: taz
Stefan Reinecke

arbeitet im Parlamentsbüro der taz.

Oskar Lafontaine hatte immer ein spielerisches Verhältnis zur Macht. Diesmal hat er es überzogen. Was er als sein „Angebot“ präsentierte, nämlich sich generös noch mal mit dieser mediokren Organisation zu befassen, bedeutet de facto deren Unterwerfung. Eine Partei, die sich jemandem derart ausliefert, wäre eine ohne eigenes Gewicht, ohne Wert.

Diesen halben Putsch wird es zum Glück nicht geben. Lafontaine muss sich dazu herablassen, gegen Bartsch anzutreten, oder verzichten. Verloren hat er so oder so. Klug wäre es, nach Gysis Wink, den Rückzug anzutreten. Er könnte einer Führung ins Amt helfen, die, anders als die Pausenclowns Ernst/Lötzsch, diesen Namen verdient. Kann Lafontaine die geordnete Übergabe? Oder braucht er rauchende Trümmer?

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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7 Kommentare

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  • IJ
    Ingo Jäckels

    Bartsch, Lafontaine - ich finde den Vorschlag einer dritten Lösung wesentlich eleganter. Beide, Bartsch durch seine Kraftlosgkeit, und Lafontaine durch seine Forderungen, sind in meinen Augen keine Symbolfiguren mehr für eine Zukunft der Partei und dürften beide nur wenig zur Profilierung in der Öffentlichkeit dienlich sein.

     

    Eine weibliche Doppelspitze, wie sie von Katharina Schwabdissen vorgeschlagen wird, wäre ein Novum in der deutschen Politlandschaft und dürfte auch eine gute Signalwirkung haben. Denn so, wie es derzeit aussieht, kann es nicht weitergehen!

  • A
    Anhang

    Wer sich über ein paar Hintergründe bzgl. des "Reformers" Bartsch und seiner Seilschaften erkundigen möchte und warum ihn Spiegel und Welt so preisen, der möge sich unten verlinktes Dossier zu Gemüte führen.

     

    Schon interessant, wie er jahrelang die eigene Partei sabotiert und als Geschäftsführer politisch motiviert nur ihm genehme Ortsverbände mit Kapital versehen hat...

     

    Wie auch immer man zu dem Führungsstreit der Linken steht, diese Informationen sollte man kennen (sehr kurzweilig geschrieben):

     

    http://www.vordenker.de/rath/Bartsch_des_SPIEGELs_braver_SED-Nachfolger.pdf

  • KB
    Kai Boeddinghaus

    Leute, Leute,

     

    merkt Ihr eigentlich noch was? Man kann ja über die Bilanz der Parteiführung von Gesine Lötzsch und Klaus

    Ernst sehr geteilter Meinung sein. Man kann deren Wirken sehr kritisch sehen. Wenn aber beide im taz-Leitkommentar als "Pausenclowns" beschimpft werden, dann hat das mit politischer Berichterstattung, mit politischem Kommentieren,

    mit politischer Analyse nichts mehr zu tun. Das ist Kampagnendreck der untersten Schublade. So war das mit der Gründung einer anderen Zeitung ausdrücklich nicht gemeint. Aber vielleicht sollte ich endlich mal vergessen, mit welchem Anspruch die taz mal an den Start gegangen ist.

  • T
    T.V.

    Gysi ist also die Partei. Wieder was dazugelernt! Zum Glück ist er aber nicht DIE PARTEI. Sonst käm er noch auf die andere Seite der Mauer, weiwei.

  • P
    Peter

    Die Frage ist bei der Linken genau so faszinierend wie bei der FDP:

    Weder an den Inhalten noch am (nicht vorhandenen)Markteting hat sich doch seit der letzten Bundestagswahl irgendwas verändert.

     

    Damals reichte es für zweistellige Ergebnisse, heute glaubt man kaum daran, dass man die 5%-Hürde knackt.

     

    Schon wahr, man soll Politiker an ihren Erfolgen, ihrer Glaubwürdigkeit usw. messen.

    Aber für die Wähler sollte das Gleiche gelten. Und die ach so unschuldigen, ach so verarschten, ach so randvoll-mit-den-allerbesten-Absichten Wähler sehen da neben den Politikern ganz schön alt aus.

     

    Linke und FDP zeichnen sich sehr wahrscheinlich durch grandiose Lernunfähigkeit aus aber an einem mangelt es beiden nicht ein bisschen:

    Glaubwürdigkeit.

     

    Aber wenn deutsche Wähler auf inhaltliche Glaubwürdigkeit stünden, wäre Merkels Erfolg ja auch nicht erklärbar.

    Ich würde mir nur wünschen, dass das öfter in der Zeitung steht.

     

    Aber Zeitungen schielen halt genauso auf Leserzahlen wie Politiker auf Wahlergebnisse.

    Mag in der Natur der Sache liegen.

     

    Sich dann aber auch noch als "Vierte Macht" zu fühlen und zu gerieren, ist an Brechmittelpotential nicht zu überbieten.

  • JA
    jau, überzeugende Analyse

    genau, das braucht es jetzt! und weil das so ist, deshalb ist der bartsch so völlig deplatziert, leider.

     

    eine appeasement-politik gegenüber der spd, die zum beispiel in nrw geschlagene 4 jahrzehnte die politik verstopft hat statt "soziale durchlässigkeit" zu gestalten, und migranten (25 prozent des wählerklientels!) derart für dumm verkaufte dass sie noch heute zehnfach unterrepräsentiert sind in den parlamenten und ratsvertretungen: das ist keine klare kante. das braucht keiner. keiner braucht bartsch.

  • W
    Weinberg

    Und schon wieder ein Kommentar von Herrn Reinecke – dem Busenfreund (?) von Herrn Lafontaine!