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Kommentar KurdenkonfliktDer türkische Alptraum

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Statt in der Region eine Vormachtstellung einzunehmen, ist die Türkei hilflos. Der Konflikt mit der PKK könnte den Südosten in den Syrienkrieg hineinziehen.

D er Traum von der türkischen Regionalmacht, die zwischen dem Balkan und Nordafrika in der Lage ist, eine Vormachtstellung einzunehmen, droht sich in diesen Tagen in einen Alptraum zu verwandeln. Ministerpräsident Erdogan hat sich verzockt. Statt regionalen Einfluss auszuüben, steht die Türkei der Entwicklung in Syrien hilflos gegenüber.

Als Tayyip Erdogan nach dem Sturz Mubaraks und Gaddafis bei einer Reise von Kairo bis Tunis bejubelt und die Türkei als Vorbild für den Nahen Osten gefeiert wurde, schien für die Regierung in Ankara alles möglich. Ihr Rat wurde gesucht, die Gratwanderung einer muslimischen Regierung in dem säkularen Staat bewundert und die Kooperation mit der türkischen Wirtschaft angestrebt. Der Höhenflug endete mit dem syrischen Krieg.

Noch zu Beginn des Aufstands in Syrien gehörte Assad zu den engsten Verbündeten Erdogans. Seinen ersten Frust erlebte er, als Assad wider Erwartung von Ankara keine Ratschläge annehmen wollte. Erdogan setzte daraufhin auf Assads Sturz. Doch sowenig die Türkei Assad beraten konnte, so wenig konnte sie ihn stürzen.

Bild: taz
Jürgen Gottschlich

ist Türkei-Korrespondent der taz.

Die türkische Regierung steht jetzt international wie jemand da, der den Mund voll nimmt, aber nicht liefern kann. Schon jetzt hat sie größte Mühe, mit den Massen syrischer Flüchtlinge zurechtzukommen. Und der Südosten des Landes droht durch die Kurdenfrage in den Krieg hineingezogen zu werden.

Erdogans letzte Hoffnung ist nun, dass USA und Nato ihn unterstützen, den syrischen Krieg zu beenden. Doch mindestens bis nach den US-Wahlen wird sich nichts tun. Und selbst dann wäre es fraglich, ob ein Einmarsch in Syrien Frieden bringen kann – oder eine Ausweitung der Konfliktzone bedeutet.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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10 Kommentare

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    Karin Bryant

    In D leben Millionen türkische Staatsbürger und es sollte für die TR kein Problem sein

    Für jeden dieser Menschen einen Flluechtling aufzunehmen.Schliesslich wird immer

    wieder betont dass die Wirtschaft boomt und keine Not mehr herrscht.

  • I
    Interpretator

    Die Taz-Kommentarseite entwickelt sich zur Klo-Wand mit ihren üblichen Krakeleien.

  • M
    maxi

    Dieser Bericht ist total neben der Wahrheit gelandet ! Das manche oder die meisten Reporter in Europa den eigentlichen Plan Erdogans nicht gesehen haben oder sehen können verwundert mich nicht !

     

    Wie schon oft erwähnt die Türkei wird nie und nimmer in einen Bürgerkrieg mit rein gezogen im Gegenteil noch nie war das türkische Volk eins wie heute !

     

    Zur der Sache Erdogan hätte sich verzockt hmm vielleicht wollte er das alles so kommt ??? Der Wiederaufbau nach dem Sturz Assads ist schon vor programmiert die Aufträge für den Wiederaufbau sind schon vergeben die Pipeline Situation ist neu überdacht und was glauben Sie wer von dem Wiederaufbau am meisten profitieren wird ?? Richtig die Türkei ! Ja ja die Politik der Türkei ist anders geworden genau so wie es einer Regional Macht eben entspricht Intrigen voll und nur für das eigene Volk bedacht !

     

    Die Zeit ändert sich und auch die Türkei nicht mehr so wie früher nicht einmischen wollen oder direkt Krieg ! Warum sollte die Türkei auch ? Die 25 Jahre des Fördern der PKK durch Assad VATER und auch ASSAD selbst wurde gerächt ! Die Türkei wird noch so mit manchen Ländern abrechnen !

  • T
    tommy

    @Ugur Canbaz:

     

    Ihr Beitrag ist ein erschreckender Beleg für den unter Türken anscheinend weit verbreiteten Glauben an Verschwörungstheorien.

  • JS
    Jan Sobiesky

    @Ugur Canbaz:

     

    man kann beobachten solange man will. Aleine das bleibt brotlos, wenn einem die Mittel fehlen voruteilsfrei zu interpretieren. Das Problem der Tükei und der Moslems im Allgemeinen ist die Leitkultur des Dauerbeleidigtsein (sorry für die Wortwahl, aber die ist gänzlich empirisch, wissenschaftlich gemeint. Kein anderes Wort beschreibt das tiefsietzende Minderwertigkeitsgefühl besser als das) und des Hasses, der jeglichen unvernebelten Blick auf die Wirklichkeit verhindert. Jegliche kritische oder unkritische Berichterstattung über die Türkei wird wahlweise als Beldeigung des Türkentums oder des Propheten aufgefasst. Mit der Einstellung kommt Ihr nie aus dem Mittelalter (Doch - ich weiß wovon ich redem da ich beruflich oft in Instanbul aber auch Anatolien bin.

  • T
    tim

    @ nachdenklich

     

    er wählte als stilmittel die überspitzte darstellung, würde ich meinen. dass sie sowas nicht erkennen, mag ihnen zugute gehalten sein.

    in grunde hat er sehr wohl auch recht.

    ich empfehle "kritik des okzidentalismus" von gabriele dietze et al.

    in diesem werk wird die doppelmoral und die heuchelei der westlichen (okzidentalen) gesellschaft mehr als offenbar.

    und dass der herr gottschlich einen allzu offenen krieg (mit der feder) gegen die türkei und die türkische politik führt, sollte selbst dem uninformiertesten irgendwann auffallen.

  • N
    nachdenklich

    @Ugur Canbaz

     

    Sie bezeichnen sich als Analytiker und schreiben im gleichen Zug von christlichen Schläfern die irgendetwas unterwandern? Sie verallgemeinern alle Bewohner Deutschlands und werfen ihnen Hinterfotzigkeit vor?

    Einen lächerlicheren Kommentar habe ich selten gelesen. Bitte ziehen Sie ihre türkische nationalistische Brille ab und bleiben Sie objektiv.

    So wird das jedenfalls nichts! Setzen, sechs!!!!

  • UC
    Ugur Canbaz

    Soko Bosporus allenthalben.

     

    Tatsache ist, dass die Türkei fast 100.000 (in Worten einhundert tausend) Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat. Punkt.

     

    Deutschland, dass achso reiche Land, der Musterschüler der Demokratie und Glückseligkeit und Regimechanger beschäftigt sich währenddessen mit den "bedrückenden Zahlen der Flüchtlinge aus Syrien" die "stark zugenommen" haben sollen.

    Quelle:

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article108942192/Das-deutsche-Dilemma-mit-den-Syrien-Fluechtlingen.html

     

    Ich bin von Beruf Analytiker, aber auch sonst würde ich mich als einen Beobachter bezeichnen. Und nach nunmehr über 15 Jahren Politik- und Gesellschaftsstudium der Germanen muss ich immer wieder feststellen, und mich immer wieder bestätigt fühlen:

    Das Problem Deutschlands und der Christen im Allgemeinen ist die Leitkultur der Hinterfotzigkeit (sorry für die Wortwahl, aber die ist gänzlich empirisch, wissenschaftlich gemeint. Kein anderes Wort beschreibt den selbstherrlichen, besserwisserischen Oppurtunismus besser als das).

     

    Und leider ist Ihr Türkeiexperte Jürgen Gottschlich ist da keine Ausnahme. Wenngleich der taz insgesamt mein Respekt gebührt und auch hochgeschätzt wird, wird die Kirche natürlich niemals aufgeben auch Ihre Redaktion mit Hilfe ihrer christlichen Schläfern zu unterwandern.

  • D
    Dohuk

    einen lachhaften Bericht über die aktuellen Stand des Syrienskriegs hatte ich bisher nicht gelesen. Was sind denn Ihre Erwartung von Erdogan, soll er nach Syrien einmarschieren, nein !.

    An Erdogans stellen würde ich alle Flüchtlinge, die freiwillig nach Westen wollen- nach Europa schicken. Denn spätestens nach abklingen des Krieges werden die westlichen Länder-Vertreten die ersten sein, die Ihre scheusliche Waffen im Region verkaufen wollen.

  • B
    Benz

    Es ist schon längst an der Zeit, dass das von der Türkei besetzte Kurdistan unabhängig wird. Freiheit für die unterdrückten Völker dieser Welt! Die letzten Reste des osmanischen Imperiums gehören endlich beseitigt.