piwik no script img

Kommentar KulturgipfelProbleme verlagert

Kommentar von Petra Schellen

Die messbaren Erfolge für die Kulturinstitutionen sind zu klein, um Triumphgesänge anzustimmen. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich sogar die guten Nachrichten als konzeptlose Absichtserklärungen.

D ie Freude nach dem Kulturgipfel vom Mittwoch ist verhalten, und das aus gutem Grund: Zwar haben alle ihren Willen zum Gespräch bekundet, das schon lange fällig war. Andererseits sind die messbaren Erfolge für die Kulturinstitutionen zu klein, um Triumphgesänge anzustimmen.

Denn sowohl dem Schauspielhaus als auch der Museumsstiftung wurden die Kürzungen bloß gestundet. Das verschafft zwar kurzfristig Luft zum Atmen, ändert aber nichts daran, dass deren Strukturen mittelfristig gefährdet sind.

Und dass das Altonaer Museum nun doch nicht sofort geschlossen wird ist eine gute Nachricht - auf den ersten Blick. Schaut man genauer hin, entpuppt sich auch dies als Absichtserklärung ohne Konzept. Da nämlich die zugehörige Stiftung keinen Cent weniger sparen muss und 3,5 Millionen, wie die Betroffenen vorrechnen, für alle Häuser nicht reichen, wird es bald ein Déjà-vu geben: Dann müssen Museen aus Geldnot geschlossen werden - vielleicht gar das Altonaer Museum.

Nur, dass diesmal die Museumsstiftung diese Entscheidung treffen wird und nicht der Kultursenator. Man hat also bloß den Schuldigen ausgetauscht. Für die Politik ist dies eine angenehme Lösung. Für die Beteiligten ist es fatal: Denn Museumsleute, die Museen schließen, werden in jedem Fall als Nestbeschmutzer gelten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteurin
Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • MM
    Marco Moreno

    so funktioniert politik. ich kann nur hoffen, dass der wähler sich dieses erbärmlichens vorgehens des senates, bei den nächsten wahlen erinnert und vor allem die gal, diese fdp mit dosenpfand, eine schallende ohrfeige erhält.