piwik no script img

Kommentar Kosovo-AbkommenUnterschriften reichen nicht

Erich Rathfelder
Kommentar von Erich Rathfelder

Das Abkommen zwischen Serbien und Kosovo muss jetzt umgesetzt werden. Und Deutschland sollte den Druck auf Belgrad aufrechterhalten.

I m Konflikt zwischen Serbien und Kosovo ist Deutschland in eine Schlüsselrolle geschlüpft. Seit die Kanzlerin bei einem Besuch in Belgrad 2011 ein Machtwort sprach und Serbien vor die Alternative stellte, endlich einen Ausgleich mit dem Kosovo zu finden oder auf die Integration in die EU zu verzichten, hat sich einiges getan.

Serbien hat sich, wenn auch mit Schmerzen, nach der Decke gestreckt. Dass ausgerechnet der ehemalige nationalistische Scharfmacher Präsident Tomislav Nikolic und die Milosevic-Eleven in der Regierung die deutschen Bedingungen akzeptierten und die Annäherung an Kosovo vollziehen, ist schon bemerkenswert.

Da die heute oppositionelle Demokratische Partei diesen Kurs mitträgt, bleiben die Proteste auf Teile der orthodoxen Kirche und rechts-nationalistische Zirkel beschränkt. Jetzt zahlt es sich aus, dass Berlin die Nerven behalten hat. Denn in Brüssel hatte sich wieder einmal eine weichere Position gegenüber Belgrad abgezeichnet.

Bild: taz
Erich Rathfelder

ist Balkan-Korrespondent der taz.

Und bis heute ist man dort geneigt, nicht allzu zu scharf auf die Umsetzung des Ende April geschlosssenen Abkommens zwischen Serbien und Kosovo zu gucken. Manchen dort genügt die Unterschrift der Regierungen. Lässt der Druck aber nach, würde die Implementierung des Abkommens auf die lange Bank geschoben. Das ist eine jahrzehntelange Erfahrung auf dem Balkan. Berlin muss in dieser Frage trotz mancher Querschüsse aus Brüssel weiterhin standhaft bleiben.

Bei seinem Blitzbesuch am Pfingstsonntag in Belgrad und Pristina hat Außenminister Guido Westerwelle immerhin Klartext gesprochen. Deutschland hat in der Kosovo-Serbien-Frage erfolgreich Verantwortung übernommen. Das ist gut so. Es wäre zu wünschen, dass die deutsche Außenpolitik endlich auch in bezug auf Bosnien und Herzegowina aktiver werden würde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Erich Rathfelder
Auslandskorrespondent Balkanstaaten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.
Mehr zum Thema

11 Kommentare

 / 
  • M
    Michael

    Der Osterhase bringt mit wichtiger Miene ein Straußenei in den Hühnerstall. „Meine Damen, ich möchte nur mal zeigen, was woanders geleistet wird!

  • D
    danijel

    Also ich meine das sich deuschland für eine entschedigung für serbien einsetzen sollte! Nach dem sie als (Ordnungmacht) 1945 versagt hat!!!

  • D
    Dardania

    Was soll man dazu sagen?! Ich habe mir alle Kommentare durchgelesen und musste mit Entsetzen feststellen welche Meinung über meine Heimat herrscht. Es ist oft die Rede von Organhandel, fail state, EU-Topf, etc.,....wird in Deutschland kein Organhandel betrieben? Siehe Beispiel Uniklinik Dresden, Leipzig, München....es wird über etwas gesprochen, worüber noch ermittelt wird. Bisher wurden keine Fakten, Augenzeugen o.ä. gefunden/genannt!

     

    - ich bin Albaner, geboren und aufgewachsen in Deutschland! Ich kenne meine Heimat, Kosova, wie meine Westentasche! Das Land ist ein reines Abenteuer. Es so vielfältig und so warm. Die Menschen dort sind unglaublich. Sie sind unglaublich stark. Eine Reihe unterschiedlichster Religionen leben friedlich nebeneinander. Wo auf dieser Welt sieht man Moschee, Kirche und Synagoge in einem Umkreis von weniger als 100 Metern?!?! Diesem Land und seinem albanischen Urvolk ist so viel Leid zugefügt worden, so oft vertrieben, beschuldigt, gejagt, diskriminiert, verprügelt, getötet, geschändet und vieles mehr! Ich liebe Kosova!!! Niemand hat und wird es je schaffen uns dort zu vertreiben oder zu assimilieren! Wir haben römische, türkische, österreich-ungarische, deutsche und italienische Unterdrückung erlebt und wir sind rein in dem geblieben was wir sind!

     

    Zum Thema:

    Es ist wichtig das die Menschen da unten zur Ruhe kommen. Dafür muss es nunmal Kompromisse geben. Es sind schmerzhafte Kompromisse, aber keine unüberwindbaren! Ich frage mich nur was passiert mit Ost-Kosova "Presheva Tal und die Gebiete Bujanovc etc.,..."?! Werden ihnen die gleichen rechte zugesprochen? Werden diese eines Tages Bestandteil weiterer Kompromisse sein oder geht es hier nur um die innere Angelegenheit der Republik Kosova??? Wird Serbien weiterhin seine anti-albanische Politik verfolgen?

  • LN
    Lab Nim

    Ich bin Kosovare und bedanke für die deutsche Aufbauhilfe. Die Republik Kosova ist der jüngste Staat in Europa und immer noch im Aufbau. Leider wird mein Land weiterhin durch Serbien behindert, in internationale Organisationen, durch russische Hilfe, beitreten zu können. Daher ist es umso wichtiger, dass Serbien kein EU-Mitglied wird, ohne der Republik Kosova den Zugang zu ermöglichen. Nicht mal den Zutritt zur sportlichen Organisationen wie der FIFA und UEFA ist der Republik Kosova möglich, da Serbien und Russland dies immer gemeinsam durch VETO verhindern. Zum Vergleich: Wales, die Faröer Inseln, Nord-Irland, britische Cook-Inseln, Palästina etc... sind Mitglieder in sportlichen Organisationen. Diese serbische Politik ist eine weitere Aggression gegen das kosovarische Volk.

  • K
    Kosovo

    @Fridolin,

     

    Es gibt massiv weit grössere Staate (Grichenland, Spanien etc) die am EU Zapfhahn hängen, die wesentlich mehr Steuergelder der Reichen EU Staaten verpulvern, da ist der STAAT Kosovo ein sehr kleiner Fisch in diesem Grossen EU-Meer. Betreffend Organhandel, gibt es irgendwelche Beweise das die Regierung des Kosovos was damit zu tun hat? Nicht Kommentare, oder Meinungen, sondern Handfeste beweise? NEIN, also dies sind Meinungen von den Du nur gehört hast, und überhaupt keine Ahnung hast ob es so ist oder nicht. Im weiteren ist es so, dass die Albaner seit der 80er jahre unterdrückt waren, und da übten die Serben die sogenannte (Ethnische Säuberung), von daher ist es ganz Menschlich, dass wenn jemand 20 Familienangehörige im Krieg (nicht durch Schuss) sonder durch Brutalle Massaker verloren hat, dass dieser nicht viel übrig hat für die Serben. Ich persönlich befasse mich sehr mit dem Thema Balkan, und bin auch jemand, der FÜR ein versöhnen ist, gegenseitiges Respekt, aber auch jemand der sagt, dies darf man nie vergessen. Aber erzähl das mal einem der Angehörige verlohren hat. Ich weiss, hier in den Kommentaren schreibt jeder so, als wäre nichts passiert, oder nicht schlimm etc. Aber überleg mal, wenn dies dir Passiert wäre. Im weiteren ist der Kosovo fast von 100 Staaten anerkannt, Merheit der EU, USA etc, zwar in vielen Organisationen nicht Mitglied, aber dies Bedeutet nicht, dass es kein Staat ist, wenn die Mächtigsten Staaten hinter dir sind, denn es geht um die Wirtschaft, die wirtschaft wird nicht mehrheitlich von der UNO gefördert, sonder von diesen Staaten die dich Anerkannt haben, also von daher, ist es wichtiger Mächtige Staaten hinterdir zu haben, anstatt UNO mitglied zu werden (Siehe Bosnien). Ist wei entfernt was Infrastruktur, Modernität etc. betrifft gegeüber Kosovo. Du warst nie im Kosovo, aber Kosovo ist ein sehr Dynamisches Land, Prishtina ist sogar mit abstand von der Dynamik her auf dem oberen Podest im Balkan. Obwohl die Wirtschaftslage eher im Unteren Posdest ist. Aber auch das wird sich ändern, wenn sich die Beziehungen zu Serbien besser sind. Denn Serbien allein mit EXPORT nach Kosovo, erwirtschaftet über 500Mio EUR.

  • C
    Caro

    Ich kann mich nur den vorherigen Kommentatoren anschließen.

     

    Dieser Artikel zuegt mal wieder von so viel Unwissenheit und einer radikalen Verweigerung eine seriöse Recherche durchzuführen.

     

    Deutschland ist keine Ordnungsmacht--sonst hätte man den international gesuchten Thaci auch festgenommen, oder?

     

    Man hätte darauf bestanden, sowohl auf dem Kosovo als auch in Serbien die Korruption und die Kriminalität zu bekämpfen, oder?

     

    Interesse an dem "weißen Fleck" in Europa, wie den Kosovo, haben nur die US-Amerikaner mit ihrem Camp Bondsteel. ...und eventuell noch Drogen-, Organ- oder Menschhändler.

     

    Der Kosovo ist ein Fail State und wird es auch bleiben.

  • T
    Thomas

    Ich war vor 5 Jahren und letzten Sommer im Kosovo. Ich muss sagen im Land hat sich wirklich was getan. Die Straßen die noch vor 5 Jahren aus Kiss bestanden sind jetzt richtige Asphal-Straßen. Autobahnen wurden gebaut die sich über das ganze Land ziehen. Zerstörte Häuser sind weg und Wohungen wie man sie aus Deutschland kennt sind enstanden. Auch das Stromnetzwerk wurde Stark verbessert, Früher gab es oft keinen Strom. Beim letzten Besuch ist das Strom-Netzwerk kein einziges mal abgestürtzt. Kosovo hat aus sich wirklich was gemacht. Nette Bevörkerung, schöne Traditionen und eine Leckere Küche, die auch Internatinale Speisen bittet sind enstanden. Ich finde es schade das hier einige schreiben das dort Organ-Handel betrieben wird. Vieleicht vor 20 Jahren aber jetzt auf jeden fall nicht mehr. Das Geld das man damit verdient hätte würde nicht mal im geringsten dafür reichen, was sich dort getan hat. Also bitte selbst mal dort Hienreisen anstatt sich hier irgendwas auzudenken. Manchmal, solche vorurteile kann man sich auch sparen.

  • R
    robbyy

    Der Umgang der K-Albaner mit den Minderheiten, insbesondere im Norden, wird zeigen, wie ernst es die 10-Prozent-Regierung in Pristina meint.

     

    Bislang wurden den Minderheiten im Süden ihre Rechte immer nur auf immensen Druck der internationalen Kräfte vor Ort gewährt.

  • M
    Mazbln

    "Machtworte" sind nur selten hilfreich, von Deutschland auf dem Balkan noch weniger als sonst. Dass es überhaupt zu der Vereinbarung im April gekommen ist, ist im Wesentlichen dem Verhandlungsgeschick der EU-Außenkommissarin Catherine Ashton zu verdanken, deren Rolle bei Rathfelder überhaupt nicht zur Sprache kommt. Hier müsste man mal die EU loben, dass es sinnvoll ist zumindest in Ansätzen mit gemeinsamer Sprache zu sprechen. Deutschnationale Standpunkte sind da fehl am Platz.

  • F
    Fridolin

    Verstehe den Artikel nicht.

     

    Der Titel spricht Bände. Und warum sollte sich Deutschland zum Erfüllungsgehilfen US-Atlantischer Politik machen?

     

    Was passiert denn derzeit im Kosovo? Was ist das für eine Regierung (Stichwort Organhandel) und was ist nach der Befreiung passiert (Stichwort ethnische Säuberung der Serben und anderer Minderheiten)?

     

    Kosovo ist eine gescheiterte Region (kein Staat), die nur am EU Tropf hängt und das Epizentrum der Balkan-Mafia ist.

     

    Gratulation! Und unbedingt mehr Druck machen!

  • D
    D.J.

    Deutschland als Ordnungsmacht auf dem Balkan. Ich glaube, ich lese nicht richtig. Nach den beiden Angriffskriegen, die von Deutschland (II. WK) bzw. maßgeblich von Deutschland (Fischers/Schröders Krieg) gegen Jugoslawien bzw. Serbien geführt worden sind, eine aus linkem Munde unglaubliche Forderung. Als (nicht mehr) Linker begreife ich die deutschen Linken immer weniger: Eine gewisse Unfähigkeit, zwischen Radikalpazifimus/Isolationismus und Interventionismus das richtige Maß zu finden.