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Kommentar KolpingwerkGefährliche Teilnahmslosigkeit

Kommentar von Gordon Repinski

Wenn aus dem Fall Kolpingwerk folgt, dass Aufklärung den Job kostet, dann werden weiter Entwicklungsgelder verschwendet und mutige Menschen mundtot gemacht.

E s wird immer absurder. Erst wird dem Kolpingwerk in Paraguay Korruption in Millionenhöhe vorgeworfen. Dann entlässt das Werk plötzlich die Frau, die den Fall an die Öffentlichkeit brachte und sich seit einem Jahr bemüht, ihn aufzuklären. Und das Entwicklungsministerium, um dessen Gelder es geht? Es schweigt. Das Haus will sich zu den Vorfällen erst äußern, wenn eigene Untersuchungen abgeschlossen sind. Also Nichtstun bis Oktober.

Natürlich, wir befinden uns in einem laufenden Verfahren, Vorverurteilungen müssen vermieden werden. Zudem sorgt sich das Ministerium nicht zu Unrecht darum, dass allein die Rede von Korruption die Entwicklungsarbeit allgemein diskreditieren könnte. Dabei verliert das Ministerium den Blick für die Situation vor Ort. Dort wird hinter seinem Rücken in Büros eingebrochen, Dokumente werden gestohlen, Beweise vernichtet. Es werden Fakten geschaffen - und die Politiker in Deutschland schauen zu.

Dies hätte das Ministerium verhindern müssen. Dazu hätte es auch Möglichkeiten gehabt: etwa indem es das Projekt während der Untersuchung selbst verwaltet und nicht vor Ort anarchischen Umständen überlässt. So hätte es wirklich und nicht nur scheinbar die sachgemäße Aufklärung gewährleistet.

Bild: taz

GORDON REPINSKI ist Redakteur im Inlandsressort der taz.

Der für Minister Dirk Niebel so wichtigen Effektivität deutscher Entwicklungshilfe schadet der Fall ohnehin. Überall in der Welt sitzen deutsche Entwicklungshelfer, und wie in allen Organisations- und Wirtschaftsbereichen gibt es auch in ihrer Branche vielerorts Dinge, die transparent gemacht werden müssen.

Wenn aber die Lehre, die aus dem Fall Kolpingwerk zu ziehen ist, lautet, dass Aufklärungsbemühungen die berufliche Existenz vernichten, dann werden weiter Gelder verschwendet und mutige Menschen mundtot gemacht. Ein trauriges Ergebnis. An dem die deutsche Politik Mitschuld hat.

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7 Kommentare

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  • P
    Pedro

    Man sollte wissen, wovon man redet!

     

    Es geht im Grunde nicht nur um Paraguay, sondern um die Tatsache, dass diese Transaktionen schon seit vielen Jahren stattfinden und dann mitels vorzulegendem Verwendungsnachweis bewusst falsch dargestellt werden. So kann auch das BMZ nichts feststellen und viele Jahre wurden die sogenannten Evaluierungsreisen zu "Dankreisen" für alle Dienstreisenden umfunktioniert. Dies scheint aber nicht nur im Kolpingwerk so zu sein. Immer wieder kochen solche Geschichen hoch. Nur diesmal geht es auch um diejenigen, die diese Machenschaften anprangern und dafür bestraft werden. Das kann nicht der richtige Weg sein. Vielmehr sollte amn darauf achten, dass Mitarbeiter nicht nach Parteibuch, Konfession oder Vereinszugehörigkeit ausgesucht und in Ämter befördert werden, die sie nie und nimmer ausfüllen können. Schade eigentlich, denn die Thematik lässt sich auch auf die Krise in der Bundesrepublik deuten. Hier geht es ebenso drüber und drunter und wer am lautesten schreit und zustimmend seine Hand hebt, erhält mehr Geld, und wird hierdurch käuflich. So werden sich die Probleme unserer Zeit nicht richten lassen. Was wir brauchen, ist mehr Transparenz und die Verlässlichkeit, dass Probleme, die man aufzeigt, nicht in Rufmord und Kündigung enden. Also wer hier ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.

  • P
    Pedro

    Man sollte wissen, wovon man redet!

     

    Es geht im Grunde nicht nur um Paraguay, sondern um die Tatsache, dass diese Transaktionen schon seit vielen Jahren stattfinden und dann mitels vorzulegendem Verwendungsnachweis bewusst falsch dargestellt werden. So kann auch das BMZ nichts feststellen und viele Jahre wurden die sogenannten Evaluierungsreisen zu "Dankreisen" für alle Dienstreisenden umfunktioniert. Dies scheint aber nicht nur im Kolpingwerk so zu sein. Immer wieder kochen solche Geschichen hoch. Nur diesmal geht es auch um diejenigen, die diese Machenschaften anprangern und dafür bestraft werden. Das kann nicht der richtige Weg sein. Vielmehr sollte amn darauf achten, dass Mitarbeiter nicht nach Parteibuch, Konfession oder Vereinszugehörigkeit ausgesucht und in Ämter befördert werden, die sie nie und nimmer ausfüllen können. Schade eigentlich, denn die Thematik lässt sich auch auf die Krise in der Bundesrepublik deuten. Hier geht es ebenso drüber und drunter und wer am lautesten schreit und zustimmend seine Hand hebt, erhält mehr Geld, und wird hierdurch käuflich. So werden sich die Probleme unserer Zeit nicht richten lassen. Was wir brauchen, ist mehr Transparenz und die Verlässlichkeit, dass Probleme, die man aufzeigt, nicht in Rufmord und Kündigung enden. Also wer hier ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.

  • PP
    Peter Pan

    Ich kann meinen beiden Vorgängern Whisteblower und Abendroth nur zustimmen !

    Herr Repinski, bleiben sie an der Kolpinggeschicht dran. Dies ist nur die Spitze vom Eisberg ! Wenn Sie sich nochmals den Kolpingskandal vom Bildungswerk Dresden betrachten, werden Sie merken, dass es auch dort nur um Macht und Geld ging. Selbstbereicherung und die Macht weniger stand dort im Vordergrund. Das Schicksal der Teilnehmer und den Mitarbeitern ist dem Kolpingwerk egal. Schöne größe von den Leitsätzen die das Kolpingwerk vor Jahren aufgestellt hat. Der Schreiber Whisteblower hat genau Recht. Mitarbeiter die Kritik üben oder auf Missstände aufmerksam machen wollen werden so unter Druck gesetzt, dass sie nach einer Zeit von selbst kündigen oder reif für "die Klinik" sind. Nochmals schöne Grüße von den Leitsätzen. Um weitere Skandale auf zu decken braucht man aber nicht nach Paraguay zu fahren. Köln reicht hier völlig aus. Dort finden Sie alles was das Herz begehrt, Bilanzfälschung, Vorteilnahme, Betrug, Diskriminierung, Mobbing usw. und das alles unter dem Deckmantel, wir tun Dienst am Menschen. Dies ist eine riesen Schweinerei. Ich wünsche nur, Frau Fuzelliers bekommt Recht !!! Den wenigen Vorstandsmitgliedern muss endlich das Handwerk gelegt werden !! Dies geht nur über dioe Öffentlichkeit, also bleiben Sie dran an der Geschicht, die ist noch lange nicht zu Ende. Und an Frau Fuzelliers, ich habe einen riesigen Respekt vor Ihnen bekommen, dass Sie diese Sache angestoßen haben und hoffe, Sie halten dies durch und die Gerechtigkeit wird siegen ! Die Herrn politiker sollten sich schämen, hier keine Aufräumhilfe zu leisten. Ist ja auch billiger, wenn die Öffentlichkeit nicht erfährt und man einfach die Skandalaufdecker mundtot machen möchte.

    BLEIBEN SIE DRAN !!!

  • B
    bastapapsta!

    Das ist doch bei der Kolping Sekte nichts neues:

     

    http://www.queer.de/detail.php?article_id=6018

     

    Da werden Leute, die diesem Denuntiantentum nicht passen unter der Angabe fadenscheiniger Gründe gekündigt.Eind Drecksverein ist das !

  • H
    hlha

    Ein gut und ausgewogen geschriebender Artikel.

    Gerade deshalb stören mich die unnötigen Verallgemeinerungen "Die Politiker in Deutschland... " in der Überschrift und " ... die deutsche Politik... " im letzten Satz.

    Solche Pauschalkritik fördert unterbewusst die Politikverdrossenheit. Was hat ein Bürgermeister in Westfalen mit dem Kolpingwerk in Paraguay zu tun?

    Zur "deutschen Politik" gehört er auch. Aber kann man ihm Mitschuld geben? Sicher nicht.

    Es wäre lösungsorientierter, Ross und Reiter zu benennen. Seltsamerweise geschieht das sogar im Artikel,

    es geht aber vom Konkreten wieder ins Allgemeine zurück.

    In diesem Fall ist es konkret das Entwicklungshilfeministerium und Kritik muss konkret sein, sonst ist sie billig.

    Vielleicht könnte ein Journalist sogar noch genauer eingrenzen. Dafür würde ich mich interessieren.

  • W
    Whisteblower-Netzwerk

    Wann werden in Deutschland endlich die Hinweisgeber, die sich am Arbeitsaplatz gegen schwere Mißstände und für das Gemeinwohl einsetzen unter den Schutz von gestlichen Regelungen gestellt. In Amerika hat sich für die so hinweisgebenden Beschäftigten der Begriff "whistleblower" etabliert, verbunden mit der Erkenntnis dass diese Menschen den Schutz der Gemeinschaft durch entsprechende Gesetze benötigen.

    In Deutschland gibt es offenbar eine antidemokratische Tradition Menschen die in Kenntnis von Mißstände diese Bennen ihren Arbeitsplatz verlieren und mitunter auch noch verfolgt diskriminiert, psychatrisiert und mit Gerichtsprozeßen überzogen werden. Auf den Seiten des Vereins "Whistleblower-netzwerk" finden viele Beispiel. Bürgerrechtsgruppen mitunter auch mit Stasierfahrungen sollten Anfangen über das Verhältnis von Bürgerechten und Pflichten zu Täterschutz mit seinen gesellschaftlichen Konsequenzen nachzudenken!

  • KA
    Kay Abendroth

    Bitte bleiben Sie dran am "Kolpingsumpf" Herr Repinski. Ohne die Öffentlichkeitsarbeit von Ihnen in der taz, würde es vermutlich noch düsterer Aussehen. Das man bei der Kolpingstiftung nichts besseres zu tun hat als Frau Brigitte Fuzelliers zu feuern ist eine Riesenschweinerei. Die Verantwortlichen glauben scheinbar ernsthaft damit davonkommen zu können und das Ansehen der Stiftung zu retten. Im Moment jedoch stinkt die ganze Anegelegeheit mächtig zum Himmel. Nur die lückenlose Aufklärung von versackten Hilfsgeldern kann dem Kolpingwerk nun wirklich helfen.