piwik no script img

Kommentar Kita-PolitikSenat auf Zick-Zack-Kurs

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Wenn mehrsprachige Kinder mit einem Ganztagsplatz offenkundig besser Deutsch lernen: Warum ihnen das verwehren?

E s ist nicht alles schlecht, was der SPD-Senat sich in der Kinder- und Jugendpolitik vornimmt. So ist es zum Beispiel eine gute Idee, die Sozialräume zu stärken und niedrigschwelligen Angeboten wie Kitas den Vorrang zu geben vor spezialisierten Einzelfallhilfen.

Auch dass 300 Kitas in sozial schwieriger Lage im Programm „Kita plus“ mit 25 Prozent mehr Personal ausgestattet werden: vorbildlich. Sollte sich allerdings bewahrheiten, dass die Hürden für den sozial bedingten Kita-Bedarf durch ein abschreckendes neues Verfahren erhöht werden, wäre das ein Zick-Zack-Kurs.

Zwar haben seit diesem Herbst alle Zweijährigen sowie ab August 2013 auch alle Einjährigen Anspruch auf fünf Stunden Betreuung. Wer indes den Biorythmus kleiner Kinder kennt, weiß: Sie halten auch Mittagsschlaf, also bleibt weniger Zeit zum Sprachenlernen.

Warum nicht weg mit allen Hürden? Warum nicht die Kitas in dem Umfang öffnen, wie Eltern und Kinder das wünschen? Wenn mehrsprachige Kinder mit einem Ganztagsplatz offenkundig besser Deutsch lernen: Warum ihnen das verwehren, nur weil sie in ihrer Muttersprache „normal“ entwickelt sind?

Denn dass ein eventueller Migrationshintergrund beim Schulerfolg noch immer eine große, viel zu große Rolle spielt: Das zeigt nun wirklich jede Bildungsstudie aufs Neue.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!