Kommentar Kinderarbeit: Vor der Haustür anfangen

Der Gesetzgeber hat den Städten und Landkreisen durchaus Mittel in die Hand gegeben, um Produkte aus Kinderarbeit abzulehnen.

Mit beinahe zehn Millionen Euro Schulden hat man als Landkreis nicht viel zu verschenken - schon gar nicht an Kinder irgendwo in der Dritten Welt. So scheint sich Uelzens Landrat zu denken. Hat ja bisher auch ganz gut funktioniert: Kleine Hände stellen in Nepal zu Spottpreisen Pflastersteine her, wir hier in Niedersachsen sparen bei öffentlichen Vergaben Steuergelder. Da freuen sich die Wähler! Was sich für Lokalpolitiker weitsichtig anfühlen mag, ist sehr kurzsichtig gedacht.

Denn wie so oft in deutschen Amtsstuben wird die Rechnung allein unter Geld-Gesichtspunkten gemacht: Was teurer ist als billig, wird bei der öffentlichen Beschaffung ausgeschlossen. Das deutsche Vergaberecht aber erlaubt seit 2009, auch soziale und ökologische Kriterien zu berücksichtigen.

Der Gesetzgeber hat den Städten und Landkreisen also durchaus Mittel in die Hand gegeben, um Produkte aus Kinderarbeit abzulehnen. Über 170 Kommunen bundesweit haben sich bereits dazu verpflichtet, auf derartige Artikel zu verzichten - darunter auch einige in Niedersachsen. Diese Bereitschaft zeigt, dass es geht: Soziales Engagement lässt sich mit bürokratischem Sparzwang verbinden.

Wenn es also einen Ort gibt, an dem die weltweit geächtete Kinderarbeit mit Sicherheit nicht ausgenutzt werden muss, dann doch wohl vor der eigenen Haustür.

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