piwik no script img

Kommentar Kfz-SteuerKein Erfolg und keine Katastrophe

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Wenigstens ist die Vergünstigung für Spritfresser geplatzt. Ansonsten gibt es bezüglich der neuen Kfz-Steuer leider keine guten Nachrichten.

D as Schlimmste konnte bei der Neugestaltung der Kraftfahrzeugsteuer gerade noch einmal verhindert werden: die von der Union gewünschte massive Vergünstigung für besonders große Autos wird es nicht geben. Doch das ist leider das einzig Gute, was es zu diesem Thema zu vermelden gibt.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt leitet das Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.

Das ist schwer zu ertragen. Schließlich wurde jahrelang darüber diskutiert, wie die Kfz-Steuer dafür genutzt werden kann, die Anschaffung von sparsamen Autos zu belohnen und Spritschlucker weniger attraktiv zu machen. Unter dem Eindruck der Klimadebatte gab es eine realistische Chance, dieses Ziel zu erreichen.

Davon ist praktisch nichts geblieben. 6 Euro weniger im Jahr für einen Polo, 28 Euro mehr für die Mercedes S-Klasse: Bei den meisten Autos ändert sich durch die Reform so wenig, dass die Steuer weder als Anreiz noch als Abschreckung dienen wird. Zudem stellt der unter großem Zeitdruck entstandene Kompromiss viele Dieselfahrzeuge besser als bisher - obwohl diese wegen Feinstaub- und Stickoxidemissionen problematisch sind.

Man mag sich damit trösten, dass die Kfz-Steuer vermutlich ohnehin keine besonders große Bedeutung für die Kaufentscheidung hat. Wer sich für ein sparsames Auto entscheidet, tut dies eher wegen der deutlich geringeren Tankrechnung als wegen der Steuer. Und wer nicht in die Details einsteigt, nimmt zumindest die Botschaft mit, dass sparsame Autos irgendwie günstiger werden.

Politisch setzt die neue Kfz-Steuer dennoch ein grundlegend falsches Zeichen. Denn die neue Kfz-Steuer verzichtet nicht nur weitgehend auf eine ökologische Lenkungswirkung innerhalb des Automarktes. Die Neuregelung stellt die Autofahrer zudem insgesamt deutlich besser als bisher. Ursprünglich war nämlich eine aufkommensneutrale Reform vorgesehen, bei der die Gesamteinnahmen gleichbleiben. Bei dem jetzt beschlossenen Modell geht die Regierung hingegen von 1,8 Milliarden weniger im Jahr aus: neben der fragwürdigen Abwrackprämie ein weiteres Geschenk für Autofahrer, auf das die Nutzer ökologischerer Verkehrsmittel vergeblich warten.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • H
    HaSch

    Es wäre so einfach: Mineralölsteuer rauf, damit auch die individuelle Fahrweise gewürdigt wird. Betonfuß am Gaspedal bedeutet mehr Verbrauch, bedeutet mehr Steuer. Samtfuß wirkt sich umgekehrt aus. Da wird kein theoretischer CO2-Output als Rechengröße benötigt.

     

    Die KFZ-Steuer ist weiterhin sinnvoll, um die Basisbelastung der Umwalt und der Straßen, die ein Fahrzeug unabhängig vom Verbrauch verursacht, zu besteuern. Hier könnte man statt Hubraum das Fahrzeuggewicht zur Ermittlung heran ziehen.