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Kommentar KatalonienAlles wegen ein paar Millionen

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

In Katalonien wächst der Wunsch nach Unabhängigkeit von Spanien. Doch Autonomiepräsident Mas kann die Auseinandersetzung kaum gewinnen.

E s begann mit dem Wunsch nach einem neuen Steuersystem und endet mit dem Ruf nach Unabhängigkeit. Der Präsident der Autonomieregierung Kataloniens, Artur Mas, kündigte am Dienstag Neuwahlen an, nachdem er vergangenen Woche in Madrid eine Abfuhr erhielt.

Die Wahlen sollen, so verspricht Mas, den Weg zu „Selbstbestimmung“, – sprich: einem Referendum über die Unabhängigkeit des spanischen Nordostens – öffnen. Sobald er „die nationalen Ziele Kataloniens“ erreicht habe, wolle er nicht wieder zu den Wahlen antreten.

Aus einem grauen Politiker wurde ein Volksheld. Angesichts der großen Demonstration für die Unabhängigkeit am diesjährigen Nationalfeiertag Kataloniens, zog Mas strotzend vor Selbstbewusstsein nach Madrid und verlangte, ähnlich wie das Baskenland, alle Steuern selbst eintreiben zu wollen, um dann den Teil mit Madrid auszuhandeln, der für die „Dienstleistungen“ des Zentralstaates zu bezahlen ist. Der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy sagte „No“. Die Kassen sind überall leer. Mitten in der Krise scheint ihm kein guter Moment zu sein, um Steuersysteme von Grund auf zu reformieren.

Bild: privat
REINER WANDLER

ist Spanien-Korrespondent der taz.

Mas fuhr empört nach Barcelona zurück, wo er jubelnd mit Unabhängigkeitsrufen empfangen wurde. Von da an wurde die Drohgebärde zum Selbstläufer. Was anfänglich wohl eher ein Kokettieren mit dem Separatismus war, um sein Gegenüber in Madrid zu beeindrucken, wird jetzt angesichts der vorgezogenen Neuwahlen zum einzigen Programmpunkt. Dies kommt Mas und seinen Mitte-Rechts-Nationalisten von der CiU ganz gelegen. Ohne nationalistische Gefühle zu schüren, wären sie in der Wählergunst wohl tief gesunken.

Katalonien ist pleite und hat Finanzhilfe in Höhe von fünf Milliarden Euro in Madrid beantragen müssen. Mas setzte überall die Schere an: im Gesundheitsbereich, der Bildung, bei den Sozialausgaben. Er geht damit mit der gleichen Brutalität und mit der gleichen sozialen Ungerechtigkeit vor wie die in Madrid regierende Volkspartei (PP) Rajoys.

Der neue Kurs dürfte an den Wahlurnen gut ankommen. Doch nicht alle bei CiU sind begeistert von dem Gedanken an ein unabhängiges Katalonien. Und auch die katalanischen Unternehmer warnen vor Experimenten. Denn ein unabhängiges Katalonien wäre nicht automatisch in der EU, die katalanische Wirtschaft damit von ihren Hauptmärkten Spanien und Europa abgeschnitten. Mas verheddert sich immer mehr in einem Gestrüpp widersprüchlicher Interessen. Das Problem ist nur, dass er aus der einmal begonnenen Auseinandersetzung nur schwer wieder herauskommt.

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Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.
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20 Kommentare

 / 
  • A
    Albahar

    Darüber wird normalerweise in den ausländischen Medien eher oberflächlich gesprochen. Das ist nicht der Fall. Guter Beitrag, auch wenn es meinen nationalistischen Landsmänner nicht gefällt. Hasta la vista! :-)

  • S
    sven

    Lieber Hans,

    der Unterschied zwischen katalanischem Nationalismus und spanischem Nationalismus ist doch wohl sehr einfach einzusehen .

    Der katalanische Nationalismus will Katalonien, d.h. das eigene Land der eigenen Leute, verändern.

    Der spanische Nationalismus will auch Katalonien, in diesem Falle aber eben nicht das eigene Land, verändern !

    Die Katalanen wollen NICHTS aber auch gar nichts von Spanien, die Spanier umgekehrt wohl schon !

    Wer diesen Unterschied nicht einsieht muss schon ziemlich intolerant sein.

    In deinem eigenen Haus willst ja auch DU entscheiden welches Programm du dir im Fernsehen anschaust, und nicht etwa deine Nachbarn !

     

    Ich lebe seit 11 Jahren in Katalonien und kann nur sagen, dass ich noch nie von "Spanien" irgendetwas Positives über Katalonien gehört habe. Leider sind die Katalanen im Rest Spaniens ziemlich unbeliebt.

    Der ehemalige Präsident des Baskenlandes Ibarretxe hat erst kürzlich über die Unabhängigkeitsbewegungen in Spanien gesagt:

     

    No respect, exit !

     

    Ich denke das triftt den Nagel auf den Kopf.

  • M
    MTee

    Ich halte Nationalismus - auch Linksnationalismus - für ein zu einfaches Konstrukt, um die Welt zu erklären. Gerade in Krisenzeiten ist es natürlich einfach, "den anderen" die Fehler der Vergangenheit aufzubürden - und damit meine ich sowohl Spanier als auch Katalanen. Das Problem ist wohl eher, dass man vor lauter nationaler Parolen in den vergangenen Jahren den gemeinsamen Grund längst verlassen hat und sich nun, wo es Spanien am meisten nötig hätte, nicht mehr ohne Weiteres an einen Tisch setzen und reden kann - die tw. hasserfüllten Kommentare auf dieser Seite sprechen ja für sich. Natürlich bezahlt Katalonien mehr, als es aus Madrid zurückbekommt - Bayern finanziert schließlich auch Bremen schon seit Jahren mit. Auf europäischer Skala hat auch Deutschland stets mehr nach Brüssel eingezahlt, als es zurückbekommen hat. So etwas nennt sich Solidarität, die Wohlhabenden kommen für die Ärmeren auf. Aber gerade dieser Zusammenhalt scheint auf allen Ebenen in der Finanzkrise zu leiden, nicht nur in Spanien. Dabei wären die Katalanen doch eigentlich perfekte Europäer, bilingual, mit multipler Identität und einer langen kulturellen Verbundenheit mit den mediterranen Ländern. Und beheimatet in einem Land, das seinen Reichtum nicht zuletzt Heerscharen von billigen Arbeitskräften aus dem Rest Spaniens (v.a. Andalusiens) verdankt, die ihrerseits nun schon seit Generationen in Katalonien leben. Der Diskurs über diese "Zugezogenen", denen u.a. vorgeworfen wird, dass sie kein oder nicht genügend Katalanisch lernen, erinnert oftmals frappierend an unselige Integrationsdebatten, die Deutschland bzgl. seiner türkischstämmigen Bevölkerung führt. Wenn die Katalanen sich jetzt auf einen Nationalismus nach dem Muster des 19. Jhs. einlassen, wie kann dann der europäische Gedanke überhaupt noch eine Chance haben?

  • F
    Francesc

    Wirklich ein leider sehr, sehr oberflächlicher Artikel von jemanden, der weit weg von CAT wohnt. Unabhänigkeit ist ein Gefühl, eine Notwendigkeit und ich habe bisher von keinem SPANIER gehört, "man möchte CAT nicht verlieren, weil man die Katalen liebt." Sondern man hört immer nur, CAT gehört zu Spanien und aus. Die Menschen mit deren Gefühlen. was ist damit ? Wenn von 7 Mio Menschen ca. 1,5 Mio. auf die Straßen gehen, MUSS dies einfach ernst genommen werden. Früher waren die Katalanen zuerst Katalanen, dann Spanier, aber nun ist der größte Anteil der Bewohner nur noch Katalane und mit Spanien verbindet sue immer weniger.

    Die Frage ist ganz eiinfach : warum soll CAT weiterhin zu Spanien gehören ? Und mittlerweile die Mehrheit der Katalanen glaubt nur wegen den Steuereinnahmen.

     

    Visca Catalunya lliure i nou Estat de la CCEE

  • A
    Arne

    Die Kritik an der CiU mag gerechtfertigt sein, aber dennoch ist es fragwürdig, wie sich hier einige äußern zu der Autonomie bestimmter Regionen.

    Wenn Europa zusammenwächst, dann brauchen wir keine übermächtigen Nationalstaaten mehr als Zwischenebene. Für jeden Katalanen ist es demokratischer und selbstbestimmter, wenn die Gruppe, die in Form von Wahlen über sein Leben und sein Geld bestimmt, kleiner und ortsbezogener ist als ein Riesennationalstaat mit unterschiedlichen Regionen und Gesetzen. Und das gilt nicht nur für Spanier und Katalanen.

     

    Ich wünsche den Katalanen viel Erfolg bei ihren Bemühungen, sich von spanischen Nationalstaat zu verabschieden und würde mir ähnliche (natürlich friedliche) Vorgänge in anderen Nationalstaaten wünschen.

  • H
    hanns

    mich wundert die grundsätzliche zuneigung zum katalanischen nationalismus,

    eine ehrlich gemeinte frage:

    was unterscheidet den katalanischen nationalismus vom spanischen?

    wenn in madrid spanische nationalisten wie beschrieben demonstrieren, gibt es keinen zweifel daran wie verdammenswürdig dies ist, doch ist es DAS spanische(kastillische) volk was dort demonstriert? sind es die spanier an sich oder sind es nicht faschisten und nationalisten und sind alle katalanen vor ultranationalismus gefeit gibt es keine katalanischen faschisten?

    die frage ist doch, ist mit einer separation kataloniens alles übel aus der welt? oder werden nicht menschen in gegenseitiger abneigung vereint ( bessser getrennt) die eigentlich die selben interessen haben (gegen die sparpolitik, gegen die arbeitslosigkeit etc.)?

    anstatt sich die schuld gegenseitig in die schuhe zu schieben, sollte man doch einmal die augen aufmachen und sehen wer hinter der politik steht und nicht einer anderen ethnie die schuld geben.

    keine frage das die katalanische kultur unterdrückt wurde keine frage das auch heute noch nicht alles in ordnung ist, aber das kann man lösen.

    den kopf vernebelt mit nationalistischen ideen bringt bestimmt keinen weiter.

  • M
    Madrilaner

    Alles wegen ein Paar Milionen!

    Nein Herr Wandler! Sie sollten vielleicht ein bisschen Geschichte lesen und mit Katalaner sprechen. Es geht nicht nur um Geld!

    Übrigens: im Mai hat die Falange in Madrid gegen katalanisches Nationalismus demonstriert mit Flaggen den SS. Die haben gesungen über die "judische und verrater Katalanen". Die Polizei hat nichts getan. Das hilft Nationalismus viel mehr als ein Paar Milionen.

  • N
    Nicole

    Sicherlich lebt Herr Wandler in Madrid, so wie er schreibt. Er sollte sich mal erkundigen, warum Katalonien Hilfsgelder beantragen muss: nämlich weil Katalonien viel mehr an Madrid abgibt, als zurückkommt. Ich lebe schon seit 15 Jahren in Katalonien und verstehe nun, wieso sich die Katalanen von Madrid schlecht behandelt fühlen. Abgesehen von den wirtschaftlichen Gesichtspunkten hat Katalonien auch kulturell nichts gemeinsam mit dem restlichen Spanien, die Mentalität ist eine ganz andere und dazu kommt eine eigene Sprache.

    • A
      Alfred
      @Nicole:

      Vielen Dank Nicole für deine Wörter. Mein deutsch ist nicht so gut um einige diese kommentaren gegen Katalonien zu antworten.Du wohnst seit langem in Katalonien und kannst sehr gut es wissen,was wirklich hier passiert und was wir die katalanen wünschen.Solche Leute sind sicher kein einziges mal in Katalonien gewesen,sogar hat der Journalist den Artikel geschrieben für das,was er in Madrid gehört und gelesen hat,ohne kontrastmittel.Ausserdem wissen wir beide sehr gut,dass in diesem Fall die deutsche mentalität zu viel ähnlich als die spanische ist. Auf jeden Fall: moltes gràcies per dir el que dius i sobre tot gràcies per estar entre nosaltres!.

  • H
    hanns

    danke werner, du hast das ganze etwas pointierter formuliert als ich.

    und wenn ich schon so angefahren werde, von einem antihanns, dann will ich noch einmal nachlegen.

    mir fallen da noch so einige (zugegebenermaßen auch suggestiv)fragen ein, zu denen ich, das will ich sagen auch keine entgültige antwort habe

    - wieso ist katalanischer oder auch baskischer nationalismus besser als der spanische

    - wieso wird wallonien kein eigener staat oder flandern und was ist mit eupen malmedy, sollen die menschen dort wieder zu deutschland? ganz zu schweigen vom elsass...

    - wieso wird die provence und/oder das langue d`oc nicht unabhängig, dort gibt es ebenso eine eigene sprache, die dem katalan und dem italienischen näher ist als dem französischen

    die liste ginge noch weiterzuführen...

    andererseits,

    - wieso ist die lega nord nicht hipp, da geht es doch auch um eine loslösung der lombardei von italien

    und schlußendlich

    - geht es den menschen in der slowakei jetzt besser, seit sie nicht mehr unter dem tschechischem vormund stehen? herrscht dort jetzt gerechtigkeit und ist die kluft zwischen arm und reich geschlossen, seit sie ausschließlich ihre eigene sprache benutzen?

    die eigene sprache und kultur ist elementar und darf niemandem verboten werden, nicht den katalanen noch den basken oder sonst wem. aber ist der kultur und sprache geholfen, wenn der steuerbescheid, die gesetze (vielleicht polemisch die Hartz IV Gesetze), oder der befehlston in der armee in der eigenen sprache sind?

  • A
    Anna

    Erst jetzt verstehe ich die Ironie: mit "ein paar Millionen" meinen Sie die zwei Millionen Menschen, die dafür am 11. September demonstriert haben (von eine Bevölkerung von 7,5 Millionen macht das 25% der Gesamtbevölkerung Kataloniens)

  • KG
    Karl-Heinz Gruessner

    Herr Wandler hat m. E. eine Sache überhaupt nicht berücksichtigt: die kulturelle Seite. Sicher geht es auch ums Geld, aber die Abneigung vieler Katalanen gegenüber Spanien liegt tiefer und ist nicht erst neueren Datums. Katalonien (Catalunya) ist eine eigenständige kulturelle Einheit mit einer eigenen Sprache (!). Dies wurde und wird von den zentralistisch gesinnten (oder wie viele Katalanen sagen, faschistischen) Herren und Damen in Madrid nicht gerne gesehen und akzeptiert. Alle Spanier sind gleich. Doch im Gegensatz zu den nur spanischsprechenden Spaniern müssen Galizier, Basken und Katalanen etwas mehr tun, um "gleich" zu sein: sie müssen zu ihrer Muttersprache noch Spanisch (Castellano) lernen. Eine tolle Gleichheit, nicht wahr? Das ist schon einmal das Grundübel des ganzen Problems. Zweisprachigkeit hat zwar einen enormen Vorteil gegenüber der Einsprachigkeit, aber sie sollte nicht aufgezwungen werden. Was würde ein spanischsprechender Spanier in Madrid sagen, wenn seine Kinder in der Schule eine Wochenstunde in Català oder gar Euskara (Basisch) besuchen müssten? Würde man den anderssprachigen Autonomien erlauben festzulegen, dass die Amtssprache die betreffende Autonomiensprache mit oder ohne Castellano ist, wäre schon viel gewonnen. Denn Castellano lernen diese Leute sowieso. Das haben die Tontos in der Zentralregierung nur noch nicht begriffen!

  • W
    Werner

    Immer mit der Ruhe, Reiner Wandler lebt seit Jahrzehnten in Spanien, soviel ich weiss in Madrid, nicht ganz so lange wie ich in Barcelona.

    Seine Berichterstattung in dieser ganzen Zeit beweist, dass er die Realität in Spanien sehr gut kennt, und nicht nur aus der "Zentral"perspektive, sondern auch in den Autonomien.

    Richtig ist, dass die Probleme zwischen Katalonien und Madrid schon 300 Jahre alt sind, sich unter Franco noch mehr verschärft haben, und unter der jetzigen PP-Regierung sich wieder verstärken. Von daher sind die Vorbehalte der Katalanen gegenüber Madrid nur allzu verständlich und gerechtfertigt.

    Nur: Artur Mas und seine Partei CiU sind die hervorragendsten Vertreter der katalanischen Bourgeosie, so wie Rajoy und die PP der Bourgeosie in Restspanien. So unterstützen sie sich gegenseitig, z. B. bei der Verabschiedung der Haushalte.

    Bei der Bourgeosie ist es wie bei der Arbeiterschaft: sie hat kein Heimatland, nur ihre eigenen Interessen (und die höheren Chargen der CiU interessiert die "nationale Frage" einen feuchten Dreck).

    Die interessante Frage ist, warum die Nationalismus- und Identitätsdebatte gerade jetzt wieder ausbricht bzw. hochgespielt wird. Aus den gleichen Gründen wie immer und überall in der Geschichte: um von den wirklichen Problemen der Machthaber, in diesem Fall in Katalonien und Madrid, abzulenken, um uns einzureden, dass es nicht um die da oben gegen uns hier unten geht, sondern um Katalanen gegen Spanier und vice versa.

    Wir werden sehen, ob und wie Artur Mas die nationalistischen Geister wieder los wird, die er zu Hilfe gerufen hat.

  • A
    antihanns

    @hanns:

    "wo ist denn bitte der gewinn einer eigenstaatlichkeit?

    Warum fragst du nicht gleich:

    "wo ist denn bitte der gewinn der demokratie?"

    (Ist auch nicht so trivial zu beantworten)

     

    "natürlich geht es ums geld, wenn politiker sich dafür interessieren"

    Soso: 1,5 Millionen Politiker?

     

    "natürlich muß jeder seine eigene kultur leben dürfen, aber dazu bedarf es keines staates, das lenkt eher ab."

    Aaaaaachso, wie früher, in der Steinzeit? Das trifft wohl nur zu, wenn deine Kultur "Faustrecht" heisst.

  • SD
    Schorsch Dinkel

    @Oliver Bals: Obwohl ich diese Zeitung nach wie vor schätze, habe ich keine Erwartungen an die Berichterstattung von Herrn Wandler. Über die Jahre habe ich dies ad acta gelegt, denn durch objektive Beobachtungen der Ereignisse in den Autonomien hat er sich noch nie hervorgetan. Dies gilt für das Baskenland ebenso wie auch für Katalonien. Schade eigentlich. Vielleicht wäre ein Bildungsurlaub förderlich...

     

    Ich ärgere mich über die Reduktion der komplexen Thematik auf den finanziellen Aspekt.

     

    Seit einigen Jahren wird von spanischer Seite das Rad zurückgedreht und viele katalanische, kulturpolitische Errungenschaften der Zeit nach der Diktatur wieder in Frage gestellt.

     

    Wenn natürlich das Eine zum Anderen kommt, entsteht ein brisanter Cocktail, der eine breite Mehrheit der in Katalonien lebenden Einwohner zu dem Schluß (sei er richtig oder nicht) kommen läßt, eine Unabhängigkeit innerhalb der EU sei der einzige Weg aus der Krise.

     

    Madrid täte gut daran autonomiepolitisch einzulenken und einen echten Föderalismus zuzulassen, wenn es eine Sezession Kataloniens vermeiden möchte.

     

    Just my 2cents.

  • K
    keinTazGenosse

    Ein WIRKLCH SCHLECHTER Artikel.. ah, ich meine "Kommentar". Warum mussten eigentlich Sie, Reiner Wandler, einen Kommentar zum Thema abgeben, wo sie doch absolut keine Ahnung davon haben?

    Die TAZ sollte lieber auf Qualität statt Quantität setzen. Das würde mich mehr überzeugen. Wenn das Thema dann ausgespart wird, immer noch besser, als DAS!

  • H
    hanns

    wo ist denn bitte der gewinn einer eigenstaatlichkeit?

    natürlich geht es ums geld, wenn politiker sich dafür interessieren hat es meist mit geld und/oder machtinteresse zu tun und nicht mit der angst um die eigene sprache und kultur. dazu braucht man keinen eigenen staat.

    natürlich muß jeder seine eigene kultur leben dürfen, aber dazu bedarf es keines staates, das lenkt eher ab.

    es gebe genug völker in europa die dann eigener staaten bedürften.

    die meiste zeit in der menschlichen geschichte gab es auch gar keine nationalstaaten, trotzdem gibt es heute und gab es schon immer verschiedene völker und sprachen ohne in einem "einheitsbrei" zu enden.

  • OB
    Oliver Bals

    Man kann sich nur Fragen, wo dieser Korrespondent lebt. Von Kenntnis der lokalen Realität ist jedenfalls keine Spur zu erkennen. Ich hätte von der TAZ eine kontrastiertere Berichterstattung erwartet.

  • J
    justine

    Mitten in der Krise scheint PP kein guter Moment zu sein, um Steuersysteme von Grund auf zu reformieren.Nie in diesen fast 40 Jahre Demokratie war ein Guter Moment für Spanien. Jeztz viele Katalanier haben die Nase voll vom Warten. Foederalismus is nicht mehr möglich; Nur Katalonien, Baskenland und Izquierda Unida (linker partei) sind eindeutig fuer ein Spanische Foederalismus. But Spanien ist allgemeine gemütlich mit der Idee eine Spanien als Franco bildete. So, politisch ist die Spanien der Pluraliät in einen "cul de sac"·. Viele Leute in Katalonien wollen ein neues kollektives politisches Projekt zu bilden. Warum eignetlicht nicht, wenn es von der Mehrheit so bestimmt wird? Katalonien hat den Menschenrecht eine Stadt zu werden. Referendum und dann konnen wir sehen was will passieren. Inwiefern ist Europa Demokratisch um das zu akzeptieren? Mal sehen. Wenn sie sich entscheiden fuer die Unhabhängigkeit, wir wissen noch nich die Wahl Ergebnisse, Werden dann die Katalanier, die jetzt Europer sind, nicht mehr Europer? Tatsächlich? Denn, was bedeutet Europa, nur die Austeriät; Die Unterdrückung sudländische Ökonomien; und protectorat der alten kaiserlichen Nationen?

  • A
    Anna

    Das ist nicht alles wegen ein paar Millionen! Die Unabhängigkeitsbestrebungen haben eine lange Geschichte und hauptsächlich einen kulturellen Hintergrund. Das alles nur wegen Geld sei - wie mehrmals in den deutschen Medien behauptet - liegt einfach daran, dass sich die Jornalisten erst jetzt nach der großen Demonstration vom 11. September damit beschäftigen. Hier ein paar zusätzliche Informationen:

    http://emma-col-cat.blogspot.de/2012/09/eine-andere-art-von-marsch-am.html

    und die Pressemeldund der Generalitat:

    http://www.president.cat/pres_gov/president/ca/notespremsa/notapremsa-162392.html