Kommentar Junges Schauspielhaus: Vielfalt wird zum Bumerang
Da erfindet ein Intendant eine neue Sparte auf Kosten der experimentellen Nebenbühne. Was tun, wenn dieses Jugendtheater gut läuft - ein neuer Intendant aber trotzdem Raum für Experimentelles verlangt?
J eder Intendant macht alles neu - vom Schriftzug bis zum Ensemble. Das ist guter Brauch an Theatern, die so nie zum angestaubten Evergreen-Label werden. Das ist erfrischend, das ist auch anstrengend, aber das bereichert die zugehörigen Städte.
Doch diese Tradition kann zum Bumerang werden. Dann nämlich, wenn - wie in Hamburg geschehen - ein Intendant eine neue Sparte erfindet: das Junge Schauspielhaus, ein hochkarätiges Jugendtheater, das er aus dem Etat des Großen Hauses finanziert. Und wenn er dieser neuen Sparte die Räume der Experimentierbühne gibt, die somit faktisch tot ist.
Läuft das Jugendtheater nämlich gut - wie in Hamburg -, und der nächste Intendant will den Raum trotzdem für Experimentelles zurückhaben, müsste man sehr plötzlich neuen Raum und neues Geld bekommen.
Dies hat die Stadt Hamburg, die ihrem Schauspielhaus noch im Herbst so viel wegnehmen wollte, dass die Jugendsparte draufgegangen wäre, inzwischen verstanden. Eine Klausel zum Erhalt des Jungen Schauspielhauses steht im Vertrag der avisierten neuen Intendantin Karin Beier.
Wie diejenigen, die Hamburg nach den Wahlen am 20. Februar regieren, diese Ideen umsetzen wollen, ist unklar. Denn de facto muss der Schauspielhaus-Etat nicht nur geschont, sondern sogar erhöht werden. Das zu versprechen traut sich derzeit aber niemand.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!