Kommentar JP Morgan: Falsche Wette abgeschlossen
Man könnte sich freuen über den Milliardenverlust von JP Morgan, doch deren Verlust ist der Gewinn von anderen Spekulanten. Die Probleme der Branche reichen tiefer.
D a kommt Schadenfreude auf: Die US-Investmentbank JP Morgan hat inzwischen Spekulationsverluste von 5,8 Milliarden Dollar eingefahren. Denn die Bank hat auf bestimmte Kreditderivate gewettet und sich dabei dämlich angestellt. Sie hat in einem engen Markt zu große Positionen aufgebaut.
Auf den ersten Blick könnte es so wirken, als ob dieser Milliardenflop nicht mehr als ein amüsantes Einzelereignis wäre, das nichts über die strukturellen Trends der Branche verraten kann. Denn letztlich handelt es sich ja um ein Nullsummenspiel: Die Verluste von JP Morgan sind der Gewinn von anderen Spekulanten.
Doch die Probleme reichen tiefer. Am Fall JP Morgan war von Anfang an interessant, dass diesmal nicht ein kleiner, ferner Händler eigenmächtig mit dem Geld seiner Bank spekuliert hatte – sondern dass die gefloppten Deals von der Spitze abgesegnet worden waren. Offenbar sahen die Chefs keine anderen Optionen, wie ihre Bank hätte Gewinn machen können. Also haben sie das Risiko verdrängt und toleriert.
ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.
Nicht nur JP Morgan ist ratlos, wie man Geld verdienen soll. Alle Investmentbanken stecken in einer strukturellen Krise. Die Unternehmensberatung Roland Berger prognostiziert, dass von den weltweit 500.000 Investmentbankern 75.000 in den nächsten fünf Jahren ihre Stelle verlieren.
Drei Jahrzehnte lang haben die Investmentbanker bestens davon gelebt, dass sie weltweit eine gigantische Kreditblase aufgepumpt haben. Doch jetzt ist diese Blase zum Zerreißen gespannt und lässt sich nicht weiter ausdehnen, wie die diversen Finanzkrisen zeigen. Stagnation jedoch ist unschön für Investmentbanker – weil oft nur noch Gewinn anfällt, wenn ein anderer Verlust einfährt. Diesmal hat es JP Morgan getroffen.
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