Kommentar Italienische Linke: Der lange Abschied von der KPI
Die Partito Democratico trägt ihr kommunistisches Erbe zu Grabe. Paradox: Mit dem neuen Chef Renzi rückt die Partei nach rechts – realpolitisch aber nach links.
N ein, die Anhänger der Partito Democratico (PD) Italiens haben jetzt nicht bloß mit Matteo Renzi ihren neuen Parteichef mit einem triumphalen Ergebnis auf den Schild gehoben. Sie haben zugleich die glorreiche, alte Kommunistische Partei Italiens definitiv zu Grabe getragen.
Das klingt wie ein Widersinn, denn schließlich hatte sich die KPI schon 1991 aufgelöst und zur „Demokratischen Linken“ umgegründet, die später in der Partito Democratico aufging. Doch das Personal war immer das gleiche geblieben: Alle Parteichefs, von Massimo D’Alema über Walter Veltroni zu Pierluigi Bersani, standen in der alten KPI-Tradition. In einer Tradition, die für sich beanspruchen konnte, mit Antonio Gramsci oder dem Eurokommunisten Enrico Berlinguer wahre Ausnahmepersönlichkeiten hervorgebracht zu haben.
So sprach zum Beispiel Bersani voller Stolz von der „Firma“. Er meine die alt-neue Partei, ihre Kontinuität im Apparat, in den Ritualen, in einigen grundlegenden Orientierungen: zum Beispiel der grundlegenden Skepsis gegenüber dem Volk („Italien ist mehrheitlich rechts“), daraus abgeleitet die Auffassung, die Linke müsse außerordentlich vorsichtig agieren, den Ausgleich mit der Rechten suchen und deshalb nach Kräften taktieren.
Renzi ist anders: Er stammt aus dem politischen Katholizismus. Gewiss, unter ihm droht eine Verschiebung der Parteiachse nach rechts, in sozial- oder wirtschaftspolitischen Positionen. Und doch könnte sich die reale Politik der PD nach links verschieben. Denn eines ist Renzi fremd: das ewige Zaudern und Zögern der alten Parteigranden, die links redeten, dann aber den moderaten Kompromiss suchten. Renzi will erst einmal gewinnen – gegen die immer noch von Berlusconi dominierte Rechte genauso wie gegen die bleierne Logik der ewigen Kompromisse.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!