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Kommentar InklusionPolitik mit Taschenrechner

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Wenn der Senat die Inklusion nicht auskömmlich finanziert, gefährdet er den Erfolg der Stadtteilschulen.

D er Ansatz der pauschalen Ressourcen-Vergabe für LSE-Kinder ist nicht schlecht. Denn wenn nur Kinder eine Förderung erhalten, die zuvor per Gutachten diagnostiziert wurden, fördert dies eine Defizitorientierung. Eine systemische Ressource ermöglicht flexiblere Hilfe.

Aber die Schulbehörde muss aufpassen, dass sie die Reform nicht durch Sparvorgaben verdirbt. Es darf keine Schulpolitik mit dem Taschenrechner geben. Ein Sozialindex lässt nicht automatisch auf den Förderbedarf der Kinder schließen.

Dass Schulen hier übertrieben viele Kinder gemeldet haben, ist unwahrscheinlich. Die hohen Zahlen sind keine Erfindung der Stadtteilschulen. Es handelt sich um Einschätzungen der Grundschulen, die die Kinder seit Jahren kennen.

Man sollte bei Inklusion nicht nur über Ressourcen reden. Aber sie sollten stimmen. Zumindest für eine Übergangszeit ist diese anspruchsvolle Reform nicht kostenneutral möglich. Es muss selbstverständlich sein, dass die Ressourcen auskömmlich sind, unabhängig von Kess-Faktoren, die offenbar auch nicht so verlässlich sind.

Eine harte Haltung des Senates in dieser Frage gefährdet den Erfolg der Stadtteilschulen und damit auch den viel beschworenen Schulfrieden. Es wird neben wenigen Leuchtturmschulen viele Restschulen geben.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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3 Kommentare

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  • EF
    Eva Froschi

    Wenn die Stadtteilschulen nicht mit genügend Resourcen ausgestattet werden, um guten inklusiven Unterricht zu leisten, wird die Akzeptanz der Stadtteilschulen seitens der Eltern rapide sinken und es wird zu weiterer Segregation kommen.

    Wer bis jetzt das Konzept von Kompetenzrastern und Lernbüros gut fand und seinem Kind ein etwas entspannteres Lernen bis zum Abitur ermöglichen wollte (G9) und dieses darum auf eine Stadtteilschule schickte oder schicken will, muss sich doch nun fragen, ob er das noch guten Gewissens kann oder ob er seinem Kind die Möglichkeit verbaut, angemessen zu lernen um später sein Abitur zu machen, wenn überforderte Lehrer mit zu vielen Schülern mit (Lern-)problemen alleine gelassen werden und der Unterricht massiv leidet und vielleicht auch massiv gestört wird.

    Dann lernt es sich eben doch besser auf einem Gymnasium.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Gleiches Recht für alle

    Schulpflicht besteht in Deutschland.Nur gibt es hier bislang Unterschiede.Gehandicapte Kinder werden zum größten Teil in Sonder-und Förderschulen unterrichtet.Dadurch wird der Gleichheitsgrundsatz in der Verfasung der Bundesrepublik-Deutschland verletzt.

    Die fratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention,die Deutschland am 26.März 2009 ratifiziert hat,sollte mit Leben gefüllt werden und umgesetzt werden.

    Ohne Wenn und Aber sollte der Hamburger Senat an allen Schulen des Stadtstaates die Inklusion,die ein Teil der UN-Behindertenrechtskonvention ist,umsetzen.

  • OV
    Olav van Gerven

    Ein Unternehmen, welches mehr Geld in sein Management und Form als in der Produktion seiner Ergebnisse steckt, ist auf Dauer nicht übelebensfähig. Die Ergebnisse werden immer schlechter und irgendwann, wenn keiner die Ergebnisse mehr will, übernimmt die Konkursverwaltung das Aufräumen.

    Nun habe ich für Hamburg keine konkrete Zahlen im Kopf, wenn ich aber in andere Bundesländer das Verhältnis der direkte Ausgaben am Kind (Schule, Lehrkräfte, Lehrmittel, Forer- und Fördermittel) einerseits und andererseits die der darüber liegende Verwaltung betrachte, während ich gleichzeitig ein Blick auf die Ergebnisse aus "der Produktion" sehe, kann ich mich den Eindruck nicht entziehen, dass das größte Problem in der Bildung der Kopf ist.