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Kommentar IAADas Ende der Spritfresser

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Auch wenn die Autoindustrie den Sprit im Wagen noch nicht vergessen hat: Ohne alternative Antriebe kommt kein Kfz-Bauer mehr aus.

G enuss und Glück sei eine Reise im Automobil, nur die Ästhetik ließe zu wünschen übrig - die Konstrukteure hätten das Pferd vor dem Wagen wohl noch nicht vergessen. So schrieb der Journalist und Schriftsteller Otto Julius Bierbaum 1902, nachdem er in zehn Wochen im "Laufwagen" von Berlin nach Italien und zurückgefahren war.

Damals kaufte man Benzin in Apotheken. Heute, 109 Jahre später, sind die ersten Elektrofahrzeuge serienreif. Andere alternative Antriebe stehen kurz davor. Und mit der IAA findet eine internationale Automobilausstellung statt, die zeigt: Auch wenn die Autoindustrie den Sprit im Wagen noch nicht vergessen hat - ohne alternative Antriebe im Sortiment kommt heute kein Kfz-Bauer mehr aus.

1902 schickte sich die Welt an, das Pferd als Transportmittel abzuschaffen. In den folgenden Jahrzehnten entstand eine komplett neue Infrastruktur aus Fabriken, Tankstellen, Straßen und Raffinerien. Für Bierbaums Zeitgenossen war das so unvorstellbar wie für uns, denen heute ein ähnlicher Wandel bevorsteht, um die Fehler des Ölzeitalters - Klimawandel und Naturzerstörung - zu stoppen.

Bild: taz
Ingo Arzt

ist Redakteur im Umwelt- und Wirtschaftsressort der taz.

Ob die Entwicklung dafür schnell genug geht, steht in den Sternen. Sicher ist: Es wird keine Revolution geben, eher eine Evolution. Was dabei jenseits aller leeren Ökoversprechungen der Industrie Hoffnung macht: Es geht um Geld. Wer den Energieverbrauch senkt, egal mit welcher Technik, verkauft mehr Autos. Mit China ist eine heilsame Konkurrenz gewachsen. Dort versucht man erst gar nicht, bessere Benzinmotoren zu bauen, sondern setzt gleich auf E-Mobilität.

"Die Zeit des bloßen Experimentierens ist vorüber", schrieb Bierbaum 1902. Ein Satz über die Spritfresser, der heute zu deren Nachfolgern passt.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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3 Kommentare

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  • T
    Toby

    Das Elektroauto ist seit Jahrzenten so gut wie serienreif. Erstaunliche Alernativen mit Solardächern, Rübenmotoren, Wasserstoff, Gas oder Akku zierten schon vor dreißig Jahren die Titelseiten von "pm" oder "hobby". Ein wenig Jules Verne für das Gewissen. Morgen wird ja alles besser! Warte nur! Morgen! Und heute steigen wir noch mal ein und fahren mal eben schnell runter zum Briefkasten und dann noch schnell um die Ecke, was einholen.

    Der motorisierte Individualverkehr ist nicht erst seit heute ein Problem. Und es reicht nicht, ihn morgen auf Elektro umzustellen.

    Ich bewege mich seit viereinhalb Jahrzehnten ausschließlich auf meinen Beinen, dem Fahrrad und per ÖPNV berufstätig und mit Kindern durch mehrere deutsche Großstädte. Täten das alle, sähe jede davon aus, wie eine grüne Parklandschaft mit sauberer Luft und Vogelgezwitscher statt Verkehrslärm.

    Will das jemand?

    Nein. Wir wollen lieber Auto fahren.

    Heute und morgen und immer.

  • S
    .sklavin

    Deutschland baut Edelkarossen für chinesische Sklaventreiber, die dafür sorgen, daß Spielzeug in Deutschland nicht zu teuer wird.

  • V
    vic

    Elektro-Autos deutscher Hersteller- so es welche gibt- sind noch weit entfernt von bezahlbar, und bedienen nur die Oberklase als Zweitwagen-Gimmick für die gelngweilte Partnerin.

    China ist uns sehr weit voraus.

    http://www.ftd.de/auto/trends/:elektroauto-feldversuch-taxi-stromer-in-china/60045946.html