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Kommentar Hypo Real EstateUnveränderte Freude am Zocken

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Viele Anteilseigner haben das üppige staatliche Angebot für HRE-Aktien ausgeschlagen? Spricht dafür, dass sich Spekulanten mit den Anteilen vergnügen.

Bild: taz

Ulrike Herrmann ist Finanzredakteurin der taz.

Auch in einer Finanzkrise lässt sich zocken. Weltweit sind die Spekulanten aktiv, um aus der Pleite der Banken noch möglichst großen Gewinn zu schlagen. Zum Beispiel wetten in den USA viele Börsianer darauf, dass der "Stresstest" desaströs ausfällt. Mit ihm überprüft die US-Regierung, ob die großen Banken an der Wallstreet noch genug Eigenkapital besitzen oder ob sie faktisch bankrott sind. Erst am Donnerstag sollen die Resultate bekannt werden, aber die Wartezeit wird von den Spekulanten gern genutzt: Der Umfang der Leerverkäufe ist rasant gestiegen, mit denen sich aus fallenden Aktienkursen noch Gewinne zaubern lassen.

In Deutschland wiederum amüsieren sich offenbar einige Spekulanten mit den Aktien der Hypo Real Estate. Anders lässt sich die Tatsache nicht deuten, dass so viele Anteilseigner darauf verzichtet haben, das Übernahmeangebot des Bundes zu akzeptieren. Dabei war die staatliche Offerte durchaus üppig: 1,39 Euro sollte es pro HRE-Aktie geben. Das ist viel für eine Bank, die ohne Staatshilfe längst Konkurs wäre und permanent neue Verluste produziert.

Aber die Spekulanten hoffen eben auf mehr: Wenn sie nicht aus der HRE herausgedrängt werden können, haben sie in einigen Jahren fast zum Nulltarif eine dann gesunde Bank erworben. Die Kosten trägt der Staat, sie haben Teile des Gewinns. Ist doch großartig. Sollte dieser Plan doch noch an den Gerichten scheitern, ist auch nichts verloren. Eine staatliche Entschädigung ist immer drin.

Die weltweite Finanzkrise wurde nur möglich, weil sich Banken und Spekulanten stets darauf verlassen haben, dass sie im Zweifel vom Staat gerettet würden. Nun setzen sie dieses perverse Spiel fort, indem sie den Staat direkt zur Gewinnquelle machen.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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3 Kommentare

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  • A
    Amos

    Die machen so weiter bis alles in Scherben fällt.

    Und sieht man dann diese "kleinen Äffchen", die sich

    Politiker nennen und nichts dagegen ausrichten Können/wollen wird einem Übel.Man hat regelrecht

    den Eindruck, man will eine totale Inflation damit der Staat endlich von seinen Schulden runter kommt.

  • H
    hto

    Die einen spekulieren mit der Knete, die "anderen" spekulieren mit dem daraus resultierenden Kommunikationsmüll - Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche, ohne Verstand für eigentliche / wahrhaftige Vernunftbegabung!?

  • JB
    J. Berner

    Das Argument, daß die Bank faktisch nichts mehr wert sei, und daß man als Spekulant deswegen frohgemut jedes Angebot anzunehmen habe, stimmt doch einfach nicht.

     

    Selbstverständlich ist sie viel mehr wert als 1,39€/Aktie, steht doch der Staat als Garant dahinter. Und da der bereit ist, sämtliche Verlustrisiken abzufangen, ist es doch allemal lukrativer, das jetzige Staatsangebot auszuschlagen (was für die meisten Investoren -achne, das sind ja Spekulanten- die Realisierung eines über 90%igen Verlustes bedeuten würde) und auf eine kräftige Erholung nach der Sanierung durch den Steuerzahler zu hoffen.

     

    Der Fehler liegt halt darin, daß der Staat das Risiko des Totalverlustes per Insolvenz beseitigt hat. *Das* ist die Sozialisierung der Verluste, die möglichen Gewinne nehmen die Investoren gerne mit.