Kommentar Honduras: Die Angst der Eliten
Das politische Establishment und die Armee in Honduras haben Angst vor einem Systembruch. Sie haben das Schicksal ihrer Kollegen aus Venezuela vor Augen.
scar Arias, Präsident von Costa Rica und Vermittler im honduranischen Konflikt, liegt mit Schweinegrippe darnieder. Macht nichts, seine Vermittlung ist schon vorher auf dem Siechbett gelandet. Sie war von den Putschisten in Honduras ohnedies nur zwecks Verschleppung akzeptiert worden.
Auch José Miguel Insulza, der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, der den abgesetzten Präsidenten Manuel Zelaya wieder inthronisieren will, wird nächste Woche nur als "Beobachter" ins Land gelassen.
Keine Frage, die Putschisten wollen die dreieinhalb Monate bis zu den Wahlen Ende November aussitzen - selektive Repression gegen Medien und Protestbewegungen inbegriffen. Trotz weltweiter Ächtung gilt es, die Rückkehr von Zelaya zu verhindern, auch wenn dessen Amtszeit im Februar ohnehin zu Ende geht. Denn es geht um mehr als einen Staatschef, der auch der Kontrolle der eigenen Liberalen Partei entglitten ist.
Die Vertreter des politischen Establishments und der Armee haben das Schicksal ihrer Kollegen aus Venezuela vor Augen. Nach jahrzehntelanger Herrschaft sind dort die traditionellen Parteien in der Bedeutungslosigkeit verschwunden und haben durch ihr Versagen gegenüber wachsender Armut und zunehmender Korruption einen Hugo Chávez erst möglich gemacht.
Hinter dem legitimen Interesse, das Land nicht den außenpolitischen Ambitionen des Hugo Chávez auszuliefern, steckt die Furcht vor einem Systembruch, bei dem neben den Parteien auch die traditionelle Verflechtung von wirtschaftlicher und politischer Macht samt Klassenjustiz und Armee untergehen könnte.
Zelaya wird wahrscheinlich nicht als Präsident zurückkehren, doch der vorher nur mäßig populäre Großgrundbesitzer wurde von seinen Gegnern zum Hoffnungsträger aller Reformkräfte aufgebaut.
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