Kommentar HSV-Tickets: Ramponiertes Image
Wenn der HSV seine Fans mit radikaler Erlösorientierung vergrätzt, hat er ein Problem.
D er Deal zwischen dem Hamburger SV und dem Online-Tickethändler Viagogo ist für Fans und Stadionbesucher ein Affront. 1.500 Tickets nimmt der HSV aus dem freien Verkauf und überlässt sie einem Händler, der die Tickets für das doppelte des Normalpreises weiterverkauft. Das funktioniert immer dann, wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot, so wie am Samstag beim Spiel gegen Bayern München. Es folgt der Logik des Schwarzmarktes und nobilitiert einen Vorgang, den der HSV in früheren Tagen mit aller Kraft bekämpft hat.
So muss man sich schon die Augen reiben, wenn man etwa die HSV-Pressemitteilung vom 24. März 2010 liest. Damals klagte der HSV gegen den Online-Tickethandel auf der Plattform Seatwave und schrieb zur Begründung: „Der HSV (...) bekennt sich zu der sozialen Preisstruktur seiner Eintrittskarten, deren Preise (...) zum Teil erheblich unterhalb der theoretisch erzielbaren Preise liegen.“
Die 180-Grad-Wende des HSV hat einen einfachen Grund: Der Verein ist klamm und der Deal mit Viagogo bringt einige hunderttausend Euro. Es liegt auf der Hand, dass das zu kurz gedacht ist: Der HSV spielt nicht jedes Wochenende gegen den FC Bayern und braucht jene Fans, die auch zum Spiel gegen Greuther Fürth kommen. Wenn er diese mit radikaler Erlösorientierung vergrätzt, hat er ein Problem. Erst imagemäßig, dann wirtschaftlich.
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