Kommentar HSV-Präsident: Das Spiel der Muster-Demokraten
Aus dem Nichts hat er dem HSV eine wirtschaftliche Basis gezimmert, von der viele Bundesligisten nur träumen können. Dass Profifußball und demokratische Strukturen schwer vereinbar sind, dafür ist Hoffmanns Scheitern ein Beleg.
M an kann den Hamburger Sportverein mögen oder nicht. In jedem Fall ist er wohl die größte demokratisch verfasste Institution der Stadt mit 70.000 Mitgliedern. Gut sechsmal so viele, wie die SPD hat. Und die können - zumindest theoretisch - alle mitbestimmen. Es ist schon beeindruckend, wenn immerhin ein paar Tausend von ihnen auf der Mitgliederversammlung leidenschaftlich diskutieren.
Im Januar haben sie Aufsichtsräte gewählt, die deutlich gemacht haben: Mit uns hat Präsident Bernd Hoffmann keine Zukunft. Es ist also nicht überraschend, dass sein Vertrag nun nicht verlängert wird.
Hoffmann ist ein herausragender Betriebswirt. Aus dem Nichts hat er dem HSV eine wirtschaftliche Basis gezimmert, von der viele Bundesligisten nur träumen können. Dabei war er nicht immer zimperlich. Und Menschen mitzunehmen ist wahrlich nicht seine Stärke.
Aber hätte ihm das etwas genützt? Hätten die Mitglieder zugestimmt, wenn er, als der Club klamm war, um ihr Votum zur Veräußerung von Transferrechten geworben hätte? Vermutlich nicht. So wie sie ihm schon vor Jahren die Ausgliederung der Profi-Abteilung verweigert haben. Eben weil sie ihre demokratischen Rechte schätzen.
Hoffmanns Scheitern ist ein Beleg dafür, dass Profifußball und demokratische Strukturen schwer unter einen Hut passen.
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