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Kommentar GuttenbergDer Guttenberg-"Bild"-Komplex

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Der Verteidigungsminister greift durch – allerdings erst, wenn die Medien Druck machen. Hier zeigt sich eine gefährliche Distanzlosigkeit.

K arl-Theodor zu Guttenberg hat gehandelt, wie man es von ihm erwartet: entschlossen, schneidig, schnell. Er hat den Kapitän des Segelschulschiffs "Gorch Fock" suspendiert. Medien hatten über Nötigungen an Bord des Schiffs berichtet. Eine junge Frau ist, offenbar auch wegen des Drills an Bord, bei einem Unfall gestorben. Der Minister zögert keinen Moment und greift durch.

Es kann sein, dass der Kapitän Mitschuld trägt. Doch was bei dieser Affäre ins Auge springt, ist die Symbiose zwischen Guttenberg und Bild. Die Entscheidung, den Kapitän zu feuern, hat Guttenberg am Freitagabend getroffen. Direkt nachdem das Blatt ihn informiert hatte, dass es die Geschichte noch mal groß herausbringt. Im Gegenzug lobt das Boulevardblatt zwei Tage später die Entschlusskraft des Ministers über den grünen Klee und denunziert Kritiker von FDP bis Linkspartei als Nörgler und Kleingeister, die bloß neidisch auf dessen Popularität sind.

Kritische Fragen sind indes berechtigt. Was hat der Minister seit dem 7. November getan, um den Tod der Soldatin aufzuklären? Wusste er davon? Die SPD wollte schon vor Wochen wissen, was es mit den Gerüchten über eine Meuterei auf der "Gorch Fock" auf sich hat. Ohne Resonanz. So richtig aktiv wird Guttenberg nur, wenn Lobhudeleien in Boulevardmedien oder bei Talkshowauftritten winken.

Dieses Muster zeigt sich auch in dem Fall des in Afghanistan getöteten Soldaten. Noch vor ein paar Tagen tischte Guttenbergs Staatssekretär Parlamentariern die Version auf, dass es nur ein Unfall war: tragisch, aber kaum zu verhindern. In Wahrheit fiel der Schuss unglücklich, als zwei Soldaten mit Waffen spielten. Tragisch, aber vermeidbar.

Bild: taz

STEFAN REINECKE ist Redakteur im Berliner Parlamentsbüro der taz.

Wie im Fall Kundus ist der Minister meist schlecht informiert. Er reagiert erst auf Mediendruck, dann werden ein paar Schuldige entlassen, damit Guttenbergs Image keinen Kratzer bekommt. Bis jetzt funktioniert dieser politisch-mediale Komplex, auf Dauer betreibt der CSU-Star aber Raubbau an seiner Seriosität. Und die zählt hierzulande noch mehr als etwa in Italien, wo die Symbiose von Medien und Politik weiter gediehen ist.

In Guttenbergs Allianz mit Bild zeigt sich eine gefährliche Distanzlosigkeit. Die Frage lautet nicht nur, wann Guttenberg was wusste, sondern auch: Wem ist der Minister verpflichtet? Dem Parlament oder Bild?

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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24 Kommentare

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  • J
    jutta

    Allen, die diese kopierte Arbeit noch immer für ein Kavaliersdelikt halten, wünsche ich, dass das letzte was sie auf dem OP-Tisch, vor der Herz - oder Hüftgelenk- Operation zu hören kriegen, das die Dr.Arbeit des operierenden Chirurgen, über Chirurgie , nur von ihm gefakt wurde.

  • MI
    Mohn im Kot

    HAHAHAHAHA!

     

    Jetzt gründet Tante Friede auch einen Think-Tank...öhöm...eine Stiftung:

     

    http://www.bild.de/BILD/politik/2011/01/24/friede-springer/gruendet-stiftung-wissenschaft.html

     

    und im folgenden Abschnitt fehlt noch "(zukünftig) Erbschafts- und Schenkungssteuern hinterzieh...äh...vermeiden.":

     

    http://www.friedespringerstiftung.de/foerder.htm

     

    ""Förderbereiche und Grundsätze

     

    Die Friede Springer Stiftung betreibt

     

    - die Förderung wissenschaftlicher, künstlerischer und kultureller Projekte

     

    - das Abhalten von Veranstaltungen und Symposien mit wissenschaftlichem,

    künstlerischem, kulturellem und erzieherischem Bezug

     

    - die Gewährung von Stiftungsprofessuren und Stipendien

     

    - die Förderung wissenschaftlicher Publikationen und Forschungsvorhaben

     

    - die Unterstützung von Konzeptentwicklungen, Modellversuchen,

    sowie Lehr- und Beratungsinstituten

     

    - die Förderung schulischer Maßnahmen, des Schüleraustauschs

    und die Förderung der Kunsterziehung

     

    Nach dem Wunsch und der Vorstellung der Stifterin

    bekennt sich die Friede Springer Stiftung zu folgenden Grundsätzen:

     

    - Förderung des unbedingten Eintretens für den freiheitlichen Rechtsstaat

    Deutschland als Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft und die

    Förderung der Einigungsbemühungen der Völker Europas

     

    - Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört

    auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes

     

    - Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der

    freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika

     

    - Ablehnung jeglicher Art von politischem Totalitarismus

     

    - Verteidigung der freien sozialen Marktwirtschaft""

     

     

    HAHAHA Ich lach mich nur noch kaputt, ich kann echt nicht mehr....und alle gucken sich die (schlechten) Schauspieler wie K. Schröder, Merkel, KTvzG, Westerwelle, Trittin, Ernst usw. an, die ständig und überall ihre überteuerten Sprechblasen entleeren und uns immer schön einseifen und einlullen.

     

    Also ehrlich, wenn man so zwei Schritte zurückgeht und das ganze aus ebendieser Entfernung betrachtet, können Kabarett und Comedy echt einpacken!

  • T
    traktator

    ...DA MUSS DOCH MAL ERWÄHNT WERDEN:

    DIE KOMMENTARE HIER SIND IN RECHERCHE; DIFFERENZIERTHEIT UND UMSICHT UM LÄNGEN besser und interessanter ALS DIE SOG. PROFIS, DIE HIER FÜR DIE ZEITUNG SCHREIBEN!!!!

    großes lob für engagement.

  • M
    Marco

    Und die Bild macht immer weiter...

    http://www.bild.de/BILD/news/standards/kommentar/2011/01/25/kommentar-von-hans-hermann-tiedje.html

     

    Aha, liebe Bild... wer zu Guttenberg kritisiert, ist also ein "missgelaunter, missgünstiger, missmutiger Politiker". Im nächsten Kapitel wird versucht, die ganze Kritik als überspitzt hinzustellen, nach dem Motto: Wenn TzG 80 Mal nach Afghanistan fliegt, schreit die Opposition. Fliegt er nur 75 und verpasst einen tödlichen Schuss, wird er kritisiert... Als ob die Kritik wäre, dass TzG nicht dabei war. Die Kritik ist doch, dass er wochenlang zu solchen Vorfällen schweigt, ob bewusst oder aus Unwissenheit über die Vorfälle, beides wäre Fatal für jeden "Normalsterblichen". Dass die Bild ihm zum Schluss wegen seiner Beharrlichkeit zum möglichen Kanzler kührt, passt ins Bild. TzG soll nicht gestürzt werden, sondern sich benehmen wie jeder andere Politiker auch: dazu würde gehören, zurück zu treten.

  • W
    WaltaKa

    @Sundokan:Sie fragen, wieso die eine Zeitung, BILD; den G liebt? Naja, wem gehört die BILD? Da werden sich Interessengruppen von einer weiteren Karriere ihres Proteges schon etwas versprechen. Einflußnahme auf die weitere politisch/wirtschaftliche Richtung etwa?

    Oh, entschuldigung, das gibt es nur in Bananen- oder Balkanrepubliken, nicht hier.Odda?

  • K
    Kati

    @ wauz: "Die taz sollte sich also bemühen, in die BW hinein zu recherchieren" Die taz soll..recherchieren?Können die das denn?

  • U
    Udo

    Warum muss die Bundesmarine ihre Soldaten auf einem Segelschiff ausbilden? Das ist so, als wenn die Post ihren Zustellern auf einer Postkutsche das Autofahren lehrt.

  • D
    Durruti

    Eine fatale Achse:

    BILD, Die Guttenbergs und RTL2!

  • FB
    Franz Beer

    Das ist nicht der ,,Gutenberg-Bild-Komplex .Sondern der CDU-Bild Komplex .Und der exestierte schon bei Kohl.Richtig schlimm wirds erst wenn wie in diesem Fall Die Volkszeitung der Politik vorschreibt was der Bürger möchte.Und indirekt,,Untersuchungen,,veranlasst.Genau wie Herr Gutenberg sagt,Fehler sehen ,erkennen,handeln.Nur das es diesesmal die Bild war die Fixer war.Herr Gutenberg,Gottschalk hört auch mal irgendwann auf Showmaster zu sein,na vieleicht an die nachfolge denken.Showerfahrung haben sie.Ach ja und der Job ist kriesenfest.Das ist Ihre Politik nicht.

  • N
    Normalverdiener

    Was glaube die Leute eigentlich wer da oben als Politiker sitzt. Integere gute menschenfreundliche nur auf den Vorteil der Bevölkerung und des Staates bedachte Menschen.

    Wer da oben angelangt ist , kann nur ein menschenverachtender, zynischer, egoistischer und abgrundtief schlechter, machtgeiler "Drecksack" sein.

    Sonst wär er gar nicht so weit gekommen.

    Die politische Arbeit im Sinne des Volkes hat jeder der da oben sitzt, schon längst aus dem Kopf gestrichen. Die halten den Bürger sowieso für eine blödes schlachtreifes Schaaf, mit dem man machen kann und muß was der Politiker und vor allem die dahinterstehende Lobby will.

    Ich persönlich glaube sogar dass der Guttenberg schon seit vielen Jahren von der besagten Lobby darauf vorbereitet wird als Diktator einzusteigen und die Demokratie abzuschaffen. Der besagte ach so notwendige Starke Mann.

  • S
    Sundokan

    @ Claus Carstensen:

     

    Vielen Dank, ich wollte das Ding mit dem Einhorn grade raussuchen. Wenn ich es richtig verstanden habe verfügt Guttenberg "über Wunderkräfte" wie die "Erweckung con Toten".

    Aha, soso....

     

    Was hat BILD eigentlich davon, den Guttenberg (die Guttenbergs) bei jeder Möglichkeit zu Loben oder in Schutz zu nehmen? Nicht das ich mich dies nicht bei jeder BILD-Kampagne fragen würde, aber was haben sie denn in diesem ganz konkreten Fall davon?

  • W
    Wissender

    Da sollte man sich mal das Guttenberg-Dossier bei Zeitgeist-online reinziehen, dann weiss man auch, welches WSpiel in diesem Land gespielt wird, ist doch die Verbindung zwischen Guttenberg und Diekmann eine altbewährte. Wann wacht dieses Volk eigentlich endlich auf??

  • C
    Chris

    Sehr interessanter Artikel, vielen Dank dafür.

  • S
    Stimmvieh

    "Bis jetzt funktioniert dieser politisch-mediale Komplex, auf Dauer betreibt der CSU-Star aber Raubbau an seiner Seriosität. Und die zählt hierzulande noch mehr als etwa in Italien, wo die Symbiose von Medien und Politik weiter gediehen ist."

     

    Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Für Sie und mich zählt Seriosität vielleicht, aber die Mehrheit der Menschen würde nach jahrelanger Gehirnwäsche durch die Mainstream-Medien Seriosität nicht mehr erkennen, wenn sie ihnen einen Kinnhaken verpassen würde.

     

    Schon Schröder sagte, er brauche zum Regieren nur Bild, BamS und Glotze, was man eindeutig als Absage an jeden Versuch werten muss, seriöse Politik zu machen, und Guttenberg verknüpft das eben Geschick mit der Merkel-Kohlschen Tradition des Aussitzens.

    Da für einen erheblichen Teil der Medien im Lande aber schon beschlossene Sache zu sein scheint, dass der Mann der nächste Bundeskanzler wird, wird ihm daraus kein Vorwurf gemacht, sondern er wird über den grünen Klee gelobt, als könnte er auf Wasser gehen.

  • J
    Jan

    Frau Bundeskanzler Angela Merkel macht es doch nicht anders... Die BILD-Hörigkeit meine ich. Wie war das mit der Trauerfeier für in Afghanistan gefallene Soldaten, zu der sie erst auf BILD-Druck zusagte?

     

    Traurig, das alles.

  • H
    Hustenstorch

    Na wem ist er wohl verpflichtet? Wem hat er denn seine Macht und seine "grenzenlose" Beliebtheit samt fast täglicher Lobhudelei zu verdanken? Wohl kaum dem Parlament.

     

    Die meisten Politiker denken wohl so wie er. Außnahmen bestätigen die Regel.

  • PR
    Peter Reichelt

    Sehr gut. Danke!

  • V
    vic

    Ich wette, diese neue Folge der Guttenberg Show ist kein Schaden für die Auflage seines Medienpartners Springer. "Willst du was über deinen Minister oder von deinem Minister hören, dann kauf dir halt ne Bild"

    Springerwochen, sozusagen - Guttenberg-Special.

    Diese innige Feundschaft wird ihm auf seinem Weg zur Kanzlerschaft sicher noch behilflich sein.

  • B
    Bitbändiger

    Wieder mal richtige Fragestellung, Herr Reinecke! Angesichts der bekannten Machtverteilung in der Medienlandschaft, die sich italienischen Verhältnissen unauffällig, aber merklich annähert, wird aber auch die diesmal abgelieferte naßforsche Demonstration von "Führungsstärke" unserem gesalbten Volkesliebling nicht zum Schaden gereichen. Der Mann ist zwar Stabsunteroffizier d.R. und erinnert sich somit dunkel an die ZDV 10/1 ("Innere Führung"), hat aber auch den politischen Primat begriffen: Wenn Gefahr droht und man Minister ist, jagt man Staatssekretäre, Generalinspekteure oder auch nur "einfache" Kapitäne erst mal zum Teufel - BLÖD wird's schon richten.

  • V
    vic

    Guttenberg ist sich selbst der Nächste und sonst niemandem.

    Zwei simple Fragen:

    Welchen Nutzen hat Bild für ihn?

    Welchen "Wir", das Volk der BRD?

    Eben drum!

  • W
    wauz

    Am Problem vorbei...

     

    Der Bundesminister der Verteidigung, nicht nur der jetzt amtierende, scheint des öfteren schlecht informiert zu sein. Ist das allein Schuld des Ministers?

    Der Minister Scharping war plantschen, derweil anderswo gestorben wurde. Wie kam er auf die Idee, dass er das machen könnte? Nun, ganz einfach: sein Ministerium hatte alles "im Griff"!

    Genau da liegt das Problem. Der Apparat hat sich verselbstständigt und entzieht sich der Kontrolle. Die Uniformträger handeln nach eigenem Gutdünken, und das Ministerium sorgt für schöne/geschönte Berichte.

    Es ist jetzt an der Zeit, dass aufgeräumt wird. Dazu gehört auch die kritische Beobachtung des Ministers, ob der denn nur Ankündigungen macht, oder tatsächlich handelt. Die taz sollte sich also bemühen, in die BW hinein zu recherchieren, auch wenn die Bild da im Vorteil ist. Und auch die "Anti-Weicheier-Kampagne" von Focus kritisch hinterfragen.

  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Guttenberg handelt auf Kosten seiner Untergebenen.

  • IT
    Insta Tuquo

    Das wäre doch jetzt der perfekte Zeitpunkt um den "Volks-Entscheid" in Deutschland einzuführen.

     

    Mein Vorschlag für die Vermarktung: Meinungen dafür werden exklusiv bei BILD inszeniert nachdem sie zuvor von einem renommierten deutschen Politiker sorgfältig ausgewählt wurden.

     

     

    ... ich hoffe inständig, daß sich belastbare Belege finden daß dieses Telefonat den Ausschlag für die Entlassung gegeben hat.

    Hr. Guttenberg wird dann daraus (schneidig wie Er ist) die richtigen Konsequenzen für sich und sein Amt zu zieht wissen ...

  • CC
    Claus Carstensen

    Sie haben den Kommentar vom Backhaus übersehen:

     

    http://www.bild.de/BILD/news/standards/kommentar/2011/01/23/backhaus/kommentar-von-michael-backhaus.html

     

    Guttenberg ist das Einhorn der Bundesregierung!!!