Kommentar Guttenberg: Es kommen härtere Zeiten
Der Minister ist nicht nur innerhalb der Koalition angreifbar geworden. Weil er auf Zuruf der Boulevardmedien regiert, ist sein Strahle-Image auch öffentlich beschädigt.
D er Tag der Entscheidung fing nicht gut an für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Denn neben den Affären bei der Bundeswehr gab es eine weitere schlechte Nachricht: Obwohl er lange hoffte, als einziger Minister aus dem Sparzwang der Koalition entlassen zu sein, musste er am Mittwoch in der Zeitung lesen, dass seine eigene Fraktion von ihm fordert mitzusparen.
Was so aussieht wie eine finanzpolitische Maßnahme, ist für den Minister hochgefährlich. Es ist der erste Kollateralschaden, den die Bundeswehraffären beim Kabinettsstar hinterlassen haben.
Der Minister ist aber nicht nur in seiner Politik innerhalb der Koalition angreifbar geworden. Spätestens seit dieser Woche ist er auch öffentlich beschädigt. Ein Minister, der auf Zuruf der Boulevardmedien regiert - der Satz gehört nun als Facette zu Guttenbergs strahlendem Image.
GORDON REPINSKI ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz.
Das wird seinen künftigen Regierungsstil mehr prägen, als ihm lieb sein kann. Mit einem Kamerateam zur Bundeswehr nach Afghanistan, seine Frau im Fernsehen posierend, schöne Bilder vom Hindukusch - über alldem wird in Zukunft ein Fragezeichen stehen: das, ob der Minister wieder einen unsauberen Pakt mit den Medien eingegangen ist; das, ob er steuert oder sich steuern lässt.
Guttenberg wird über die aktuellen Affären nicht stürzen, falls nicht noch neues, brisantes Material auftaucht. Aber er wird es zu spüren bekommen, wenn wieder einmal etwas in seinem Haus nicht läuft.
Dann werden sich die Parlamentarier, auch aus den eigenen Reihen, an die schlechte Informationspolitik erinnern. Dann werden die aktuellen Fälle wieder hervorgeholt, so wie es in diesen Tagen mit Guttenbergs Verfehlungen in der Kundus-Affäre aus dem Jahr 2009 geschieht.
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