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Kommentar GoogleEin Gigant poliert sein Image

Meike Laaff
Kommentar von Meike Laaff

Es ist längst überfällig, dass Google sich gegen die Zensurauflagen in China wehrt. Doch vermutlich geht es dem Internetkonzern nur um das eigene Image.

E ndlich bietet Google dem chinesischen Regime die Stirn. Westliche Menschenrechtler jubeln. Sie haben schon seit dem Start von google.cn im Jahr 2006 gefordert, dass sich die Riesensuchmaschine mit dem Credo "Dont be evil" gegen die Zensurauflagen der chinesischen Regierung wehrt. Ohne Zweifel ist der Schritt aus dieser Perspektive begrüßenswert.

Bis vor Kurzem hatte Google allerdings wenig Gewissensbisse dabei, Chinas Zensur in Kauf zu nehmen. Diesbezügliche Kritik perlte an dem Konzern ab. Es ist tatsächlich denkbar, dass das Ausmaß des jüngsten Hackerangriffs dazu geführt hat, dass Google der Kragen geplatzt ist. Die größere Rolle jedoch dürfte die Abwägung zwischen einem guten Ruf im Westen und dem wachsenden Markt im Osten gespielt haben.

Das Aufbegehren gegen Pekings Zensoren beschert Google in der westlichen Welt einen immensen Imagegewinn. Und den kann der Suchmaschinenriese derzeit gut gebrauchen - machte er doch in letzter Zeit vor allem als böse, übergriffige Datensammelkrake Schlagzeilen. Immerhin reicht die Gemeinde der Kritiker von Datenschützern über Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy bis hin zu Autoren, die Google Books fürchten. Dagegen lautet die nun lancierte Botschaft: Google will die Meinungsfreiheit nicht gefährden und nimmt für dieses Ideal sogar materielle Einbußen in Kauf. Wer mag da noch weiter auf den Netzgiganten eindreschen?

Der wirtschaftliche Schaden für Google scheint indes kalkulierbar: Natürlich sind schätzungsweise 340 Millionen Internetuser ein riesiger Markt - doch laut Analysten ist der chinesische Onlinewerbemarkt noch immer recht überschaubar. Anders als hierzulande ist Google in China nicht unangefochtene Nummer eins unter den Suchmaschinen, sondern liegt mit gut 30 Prozent Marktanteil deutlich hinter dem chinesischen Konkurrenten Baidu. Und erwirtschaftet nur rund ein Prozent seines Gesamtumsatzes auf dem chinesischen Markt.

Traurige Pointe des Manövers: Für Chinas digitale Meinungsfreiheit ist nichts gewonnen. Peking wird der Rückzug kaum zu einem prinzipiellen Kurswechsel in der Zensurpolitik veranlassen. Und wenn Google den chinesischen Markt räumt, übernimmt eben der lokale Konkurrent Baidu - der ist noch unmittelbarer den Zensurbegehrlichkeiten der chinesischen Regierung unterworfen.

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Meike Laaff
tazzwei-Redakteurin
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2 Kommentare

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  • K
    Krampe

    Die falsche Gegenüberstellung in diesem Artikel ist Image vs. Moral. Bei einer Entscheidung wie dieser ist es im Gegenzug äußerst zu begrüssen, dass der vermutete Gewinn mit der "richtigen" Handlung korreliert, bzw. diese die Wirtschaftlichkeit beeinflusst. Von einem Konzern Selbstlosigkeit zu fordern ist auf einem Apfelbaum Birnen zu suchen. Staatlicher/Gesellschaftlicher Einfluss und die Gesetzgebung sollten vielmehr darauf abzielen, solche Übereinstimmungen so oft wie möglich zu erreichen.

  • W
    Werner

    Inwiefern die wirtschaftlichen Aspekte bei dieser Entscheidung von Google eine Rolle gespielt haben, mag dahin gestellt sein.

     

    Wichtig ist, dass Google hier ein Zeichen gesetzt hat und sich nicht mehr von diktatorischen Regimen kontrollieren und erpressen

    zu lassen.

     

    In anderen Ländern, in denen der Internetverkehr zensiert, gefiltert und durch die staatlichen Geheimdienste stark kontrolliert wird

    z.B. Iran und Vietnam, müssen sich nun die Frage stellen, wie lange sie das noch betreiben können.

     

    Wenn Google durch diesen Schritt sein Image aufpolieren kann, stehen nun andere Giganten wie Yahoo, Cisco und Microsoft unter Zugzwang

    ihre bisherige gehorsame Haltung gegenüber dem chinesischen Regime hinterfragen.