Kommentar Goldman Sachs: Profite sind wieder möglich
Der Fall Goldman Sachs stärkt das Vertrauen darauf, dass Banken und ihre Manager in der Krise und mit öffentlicher Hilfe Profit machen können.
Beate Willms ist Redakteurin im taz-Ressort Ökologie und Wirtschaft.
Kaum macht eine US-Bank einen (Quartals!-)Gewinn, haben die Optimisten wieder Oberwasser: Ist vielleicht doch alles gar nicht so schlimm mit der Krise? Wird alles schon wieder gut?
Klar: Für das Investmenthaus Goldman Sachs, das sich auf einem Markt behauptet, auf dem seit Anfang 2008 48 Konkurrenten pleitegingen, stehen die Zeichen recht gut. Ebenso für seine extrem leistungsabhängig bezahlten Banker, deren Bezüge nun in den letzten drei Monaten um ein Drittel auf durchschnittlich 169.000 Dollar kletterten. Gut sieht es auch für den Multimilliardär Warren Buffet aus. Er half im letzten Sommer mit einer Kapitalspritze aus und streicht dafür nun 1,3 Millionen Dollar Dividende pro Tag ein.
Aber ist es das, wofür die US-Regierung bislang mehr als eine Dreiviertel Billion Dollar in die Banken gepumpt hat? Wofür sie bereit ist, mit ihren Bad-Bank-Plänen noch einmal ordentlich draufzulegen? Wollte sie nicht das Vertrauen in die Finanzmärkte wieder steigern, um den Kreditfluss und damit die Wirtschaft wieder ans Laufen zu kriegen?
Unabdingbar dafür wären mehr Übersichtlichkeit und mehr Kontrolle. Dafür steht Goldman Sachs jedoch nicht. Schon die Bilanz lässt Fragen offen: Welche Probleme haben die Banker in den Dezemberzahlen versteckt, die wegen der umgestellten Bilanzierungszeiträume aus allen Quartalsberichten herausfallen? Wie viel sind die toxischen Papiere und Anlagen in Wirklichkeit wert, deren Preise sie nach den taufrisch gelockerten Bilanzierungsregeln relativ freihändig festlegen konnten?
Zugleich mit dem Gewinn verkündete der Vorstand, dass er mit einer Kapitalerhöhung privates Geld akquirieren will, um die 10 Milliarden Dollar Staatshilfe zurückzuzahlen. Denn mit dem Geld sind Gehaltsbeschränkungen, Transparenzgebote und staatliche Eingriffsmöglichkeiten verbunden. So stärkt der Fall Goldman Sachs einzig das Vertrauen darauf, dass Banken und ihre Manager in der Krise und mit öffentlicher Hilfe Profit machen können. Das aber nützt der kriselnden Weltwirtschaft herzlich wenig. BEATE WILLMS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pressekonferenz in Mar-a-Lago
Trump träumt vom „Golf von Amerika“
Bürgergeld-Populismus der CDU
Die Neidreflexe bedient
Verkehrsranking
Das sind die Stau-Städte
Anbiederungen an Elon Musk
Der deutsche Kriecher
Religionsunterricht
Deutschlands heilige Kuh
Habeck-Werbung in München
Grüne Projektion