piwik no script img

Kommentar Gewalt in LichtenbergNeuer Fall, alte Debatten

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Nach dem Gewaltexzess in Lichtenberg werden alte Lösungsvorschläge aufgewärmt. Die meisten helfen nicht weiter.

V ier Jugendliche schlagen einen Mann. Einer tritt so gezielt zu, dass das Opfer im Koma liegt. Die Bilder sind entsetzlich. Doch wie kann man solche Exzesse verhindern? In der Diskussion sind altbekannte Vorschläge. Mehr Videoüberwachung. Bessere Prävention. Härtere Strafen. Und: Nun muss aber mal was gegen diese Ausländer getan werden. Aber hätte das im aktuellen Fall geholfen?

Ohne die Kameras der BVG wären die Täter nicht so schnell gefasst worden. Das ist unbestritten. Aber ist das ein Grund, die Überwachungstechnik auszubauen? Nein, denn genauso unbestritten ist, dass sie die Tat leider nicht verhindert hat. Kameras können nur filmen, eingreifen können sie nicht.

Bessere Prävention klingt gut. Hier aber wurde ein Täter identifiziert, weil er an einem Anti-Gewalt-Training teilgenommen hat. Das ermutigt kaum.

Und härtere Strafen? Die befriedigen vor allem das Rachebedürfnis der Allgemeinheit. Die Jugendlichen von Lichtenberg aber dürften bei ihrer Tat nicht eine Sekunde über drohende Strafen nachgedacht haben.

Bleibt das Ausländerthema. Die CDU fordert, dass Probleme jetzt nicht verschwiegen werden dürfen, etwa "die unfassbare Brutalität mancher Migranten". Stimmt! Aber gerade wurden zwei Berliner ohne Migrationshintergrund wegen einer ähnlichen Attacke verurteilt. Darf die unfassbare Brutalität mancher Deutscher verschwiegen werden?

Wenn aber all diese Ansätze ins Leere laufen, weil sich solche Gewalt leider nie ganz verhindern lässt, was dann? Dann braucht es schnelle Hilfe vor Ort. Menschen, die eingreifen und abmildern können. Früher gab es auf jedem Bahnhof Personal.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • ...

    @hatem:vor allem keine verkürzte kritik anwenden?!?

    ein grund warum der staat "viel" (...naja,anderes thema) gegen nazis macht, ist doch der tatsache geschuldet, dass es sich um mithin gut organisierte strukturen handelt, die das ziel haben, einen neuen staat zu errichten...sfw?!?

    was soll denn auch erwartet werden in einer gesellschaft wie dieser? was wird denn getan bzw verhindert, dass menschen ein zufriedenes leben führen können? wie schaut die entwicklung des einzelnen menschen der jeweiligen sozialen "klassen" aus?

    und da ja bald wahlkampf ist, wäre ich doch für einen weiteren wettbewerb: errate den nächsten wahlspruch

    sfw!!!

  • P
    pablo

    als es das bahnsteigpersonal noch gab hat es im gesamten bundesgebiet entweder weniger solcher straftaten gegeben oder die presse hat dazu geschwiegen.

    beim bahnsteigpersonal wird immer behauptet das sein zu kostenintensiv. meiner überzeugung nach sind alle bereit etwas mehr für den öpnv zu zahlen um wieder bahnsteigpersonal zu haben. da dies aber von seiten der öpnv betreiber nicht gesehen wird ist die sicherheit von leib und leben der kunden zu teuer. ekelhaft wie (staats)betriebe unser wohl mit geld aufwiegen.

  • S
    suswe

    gegen Nazis wird noch zuwenig getan, besonders staatlicherseits. Die Migranten-Communities müssen über ihre Vorstellungen von Deutschland und den Deutschen, ihre Gewaltverhältnisse und ihre Erwartungen an die Konsumwelt diskutieren. Das muss aber die deutsche Gesellschaft genauso.

  • H
    Hatem

    Offenbar gibt es zwei Problemgruppen, aus denen sich in Berlin brutale Schläger rekrutieren: Nazis und kriminelle Migrantenjugendliche.

     

    Gegen Rechtsradikale wird von Staatsseite viel getan.

     

    Was tun die jeweiligen Migranten-Communities gegen die Brutalos in ihren Reihen?