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Kommentar Gentechnik in der SchuleAufgabe des Staates

Gernot Knödler
Kommentar von Gernot Knödler

Was spräche eigentlich dagegen, die Arbeit mit den Unternehmen im Labor von Unterrichtseinheiten mit Kritikern der Gentechnik und Agrarwirtschaft zu flankieren?

V iele niedersächsische Schüler wollen auch in Zukunft mit der Gentechnik experimentieren können. Ihnen diese Möglichkeit zu verweigern, weil sie manipuliert werden könnten, ist ein Fehler. Traut die rot-grüne Landesregierung den Unternehmen nicht, muss sie das Programm eben komplett aus der Steuerkasse bezahlen. Niedersachsen gibt ohnehin weniger Geld für die Bildung aus als viele andere Bundesländer.

Die Gentechnik ist nun einmal in der Welt. Es führt kein Weg daran vorbei, dass sich die Schule damit auseinandersetzt. Und wenn sie das tut, dann bitte auch mit modernen Methoden. Die Arbeit im Labor gehört sicher dazu.

Die Frage ist, ob die rot-grüne Landesregierung grundsätzlich nicht will, dass die SchülerInnen gentechnische Experimente machen oder ob tatsächlich die Angst vor einer Manipulation ausschlaggebend ist. Hält sie ihre eigene Skepsis gegenüber der Gentechnik für ausreichend begründet, spricht nichts dagegen, den Schülern einen umfassenden Einblick zu geben, sodass sie selbst zu einem Urteil kommen können.

Im Zweifel müsste die Landesregierung dann eben auf die Hilfe der Unternehmen verzichten und den Unterricht, wie es sich gehört, selbst organisieren. Andererseits: Was spräche eigentlich dagegen, die Arbeit mit den Unternehmen im Labor von Unterrichtseinheiten mit Kritikern der Gentechnik und Agrarwirtschaft zu flankieren?

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Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
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11 Kommentare

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  • KF
    Kritische Fragen

    @ von magy:

     

    "Die Folgen der Gentechnik werden entweder schön geredet oder fallen unter den Tisch"

     

    Quellen?

     

    Belege?

     

    Oder ist Das einfach nur eine "in den Raum geworfene" Behauptung?

     

    Und ob die Wissenschaftler nicht kritisch genug sind, dürfte oft auch eher eine Meinung als eine Tatsache sein.

     

    Aber viele Gentechnik-freundliche Wissenschaftler sind durchaus kritisch, wenn es um die Risiken der Gentechnik geht.

     

     

    Das ist z.B. die Sache mit der "Paranuss-Soja-Fall".

     

    Diese wurde vor der Freigabe / dem Verkaufsstart (!) auf Allerge getetstet und aus dem Verkehr gezogen.

     

     

    http://www.transgen.de/sicherheit/gesundheit/324.doku.html

     

     

    Und bevor es jemand sagen sollte:

     

    Nein.

    Der "Paranuss-Soja-Fall" ist kein Beweis, dass Gentechnik Allergien auslöst.

     

    Denn wenn man Paranuss-Gene in Soja einbaut und einige Menschen Allergien gegen Paranüsse haben, liegt die Ursache doch nicht am Gentransfer.

     

     

    Wenn ein Mensch mit Laktose-Intoleranz und einer Erdbeer-Allergie einen ökologischen Bio-Erdbeer-Joghurt isst und er dann zum Arzt muss, ist Das doch auch kein Beweis, dass "Bio" gefährlich ist.

  • M
    magy

    was soll der Staat noch alles zahlen, den Aufbau, die Renten und nun auch noch den Spaß der Schüler mal ein wenig spielen was sich dann forschen nennen soll.

     

    die können dort doch Labore anschreiben, ob die Klassen dort mal zusehen können zu welchen Ergebnissen man in der Genforschung gekommen ist, oder Vorträge dort besuchen, das kostet dem Steuerzahler nichts.

  • M
    magy

    Die Folgen der Gentechnik werden entweder schön geredet oder fallen unter den Tisch,

    Um mehr zu erfahren folgende Seite einsehen http://www.netzwerk-regenbogen.de/texteumwgen.html

  • GU
    Genmais - Umfrage

    @ Friedhelm v. Mering:

     

    "Außerdem ist der Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in Europa überhaupt nicht relevant, weil VerbraucherInnen und Handel das Zeug nun mal nicht auf dem Teller oder im Regal haben wollen."

     

    Da sollte man mal die Ursachen erforschen:

     

     

    http://www.stern.de/wissen/natur/gruene-gentechnik-das-gruseln-vor-dem-genmais-608150.html

     

     

    „Genmais, allein das Wort klingt schon schaurig. Dabei ist genau genommen jeder Mais Genmais – Gene enthält jede Pflanze. In rauen Mengen. Dieser Fakt ist nicht unbedingt allgemein bekannt, wie die europaweite Umfrage “Eurobarometer” zeigt: Im Jahr 2005 hielten rund 35 Prozent der Befragten die – falsche – Aussage “Normale Tomaten enthalten keine Gene, während genetisch modifizierte welche haben” für korrekt. Und etwa jeder vierte hielt die – falsche – Befürchtung für wahr, dass das Essen manipulierter Früchte auch das eigene Erbgut verändern könne.“

     

    Das ist ein Armutszeugnis für uns Europäer!

     

    Kein Wunder, dass europas Wirtschaft in der Krise steckt und andere Länder uns beim Thema "Innovation und Forschung" überholen!

  • S
    Smart-breeding

    @ Robert:

     

    "Abgesehen davon gehört das von Ihnen genannte Smart-Breeding mit seinen erforderlichen Arbeiten wie DNA-Isolierung, PCR, Identifizierung von Markern etc. genauso zur Grünen Gentechnik wie der wahrscheinlich von Ihnen gemeinte Gentransfer."

     

    Nun seien Sie mal nicht so schüchtern ;-)

     

    Weitere Nachteile des Smart breeding:

     

    http://www.pflanzen-forschung-ethik.de/verfahren/1557.verfahren-pflanzenzuechtung.html

     

    - Grundlagen- und Genomforschung als Voraussetzung

    - keine Züchtungserfolge, wenn keine geeigneten Gene im Genpool vorhanden

     

     

    http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2007/Moderne_Pflanzenzucht_-_Teil_I.pdf

     

    "Die Präzisionszucht erfordert jedoch molekularbiologische Kenntnisse und eine anspruchsvolle

    technische Ausstattung. Sie kann damit in der Regel nur von Saatgutherstellern oder Forschungs-

    einrichtungen ausgeführt werden. Kleine Zuchtbetriebe und auch Züchter in weniger entwickelten

    Ländern können diese Technik nicht ohne Weiteres nutzen. Dies verstärkt die Marktmacht größe-

    rer Saatguthersteller und kann Low-Tech-Züchter dazu zwingen, auf kommerziell weniger interes-

    sante Sorten auszuweichen. Des Weiteren gelten die oben genannten Argumente zum Sorten-

    schutz."

  • LH
    lisa haehnle

    Als pensionierte Biologie-Lehrerin habe ich mir mal die Unterlagen von HannoverGen angesehen: Da ist niuchts von der Industrie drin, es wird kontrovers argumentiert, also warum denn nun die Gegner einbinden? Die wollen doch ohnehin nichts von Gentechnik verstehen, weil man mit der Wahrheit halt keine Ängste erzeugen kann.

  • R
    Robert

    @ Herr Knödler

    Vielen Dank für Ihren sachlichen und treffenden Kommentar zu dieser besorgniserregenden Entwicklung.

    In Niedersachsen formiert sich Widerstand gegen diese Entscheidung der Koalition. In einer Petition fordern mittlerweile über 3000 Menschen Ministerpräsident Weil dazu auf, sich HannoverGEN einmal persönlich anzusehen.

    https://www.openpetition.de/petition/online/lernen-sie-das-schulprojekt-hannovergen-kennen-bevor-sie-es-beenden-herr-weil

     

    @ Herr v. Mering

    Ihr Kommentar zeigt, wie wichtig Projekte wie HannoverGEN sind.

    Im Vergleich zu anderen Züchtungsmethoden bieten gentechnische Methoden große zeitliche und damit eigentlich auch finanzielle Vorteile. Was die Entwicklung transgener Sorten so teuer macht, ist vor allem die aufwendige Zulassung. Abgesehen davon gehört das von Ihnen genannte Smart-Breeding mit seinen erforderlichen Arbeiten wie DNA-Isolierung, PCR, Identifizierung von Markern etc. genauso zur Grünen Gentechnik wie der wahrscheinlich von Ihnen gemeinte Gentransfer.

    Vielleicht sollten Sie einmal versuchen, an einem Kurs in einem solchen Schülerlabor teilzunehmen. Solche Angebote gibt es ja mittlerweile in vielen Gegenden, wie Science Bridge in Hessen oder das Grüne Labor in Sachsen-Anhalt.

  • WN
    Wolfgang Nellen

    Die Idee, Gentechnik-Kritiker in den Unterricht einzubeziehen ist gut. Allerdings: der Versuch ist im benachbarten Hessen bisher gescheitert. Auf das Angebot des Schülerlabors Science Bridge (www.sciencebridge.net) an Greenpeace und B’90/Grüne gibt es bisher keine konkrete Antwort. Man habe, so sagt die Greenpeace Zentrale in Hamburg, dafür keine Kapazitäten und Kompetenzen vor Ort. Außerdem gehöre das nicht zum Tätigkeitsfeld der Organisation. B’90/Grüne finden das Angebot „interessant“ – mehr nicht.

  • J
    joe

    Bomben basteln im Chemie-Labor wäre bestimmt auch spannend, egal ob für Bergbau, Tunnelvortrieb oder humantitäre Einsätze berufsqualifizierend benötigt ...

  • FV
    Friedhelm v. Mering

    Warum um Himmels Willen sollten ausgerechnet Experimente zur Agrogentechnik eine hervorgehobene Rolle in deutschen Lehrplänen spielen? Die Technologie ist weder modern (80er Jahre), noch schnell oder gar günstig und deshalb inzwischen durch neue Züchtungsverfahren wie z. B. die Marker-gestützte Selektion abgelöst worden. Es fordert ja schließlich auch niemand die Beibehaltung von Schreibmaschinen-Kursen...! Außerdem ist der Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in Europa überhaupt nicht relevant, weil VerbraucherInnen und Handel das Zeug nun mal nicht auf dem Teller oder im Regal haben wollen. Naturwissenschaftliche Experimente in der Schule sind spannend und sinnvoll, gerne auch zur Genetik, aber dann doch bitte mit einer zukunftsfähigen Schwerpunktsetzung und nicht mit "ollen Kamellen" wie der Agrogentechnik, von der sich ein paar alte Professores nicht trennen wollen!

  • D
    D.J.

    Ein sachlicher Kommentar, Danke. Im Übrigen denke ich, dass sich die Grünen keinen Gefallen damit getan haben. Bei mir hat dies keinerlei Effekt, da ich mich schon länger von ihnen abgewandt habe, doch sehe ich bei den Grünwählern in meinem Umkreis, dass dies absolut nicht gut ankommt.