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Kommentar Gauck in IsraelFreundliche Worte für Israel

Kommentar von Susanne Knaul

Die Zweistaatenlösung rückt unter der Regierung Netanjahus in immer weitere Ferne. Trotzdem hört man von Joachim Gauck bei dessen Israelbesuch nur versöhnliche Töne.

U nter Freunden müsse man sich kritisieren dürfen, hat Bundespräsident Joachim Gauck in einem Interview mit einer israelischen Zeitung gesagt. Noch aber bleiben offen kritische Töne des neuen deutschen Staatsoberhauptes aus. So frisch im Amt empfindet er vermutlich noch nicht das rechte Vertrauen, sich diese Freiheit herauszunehmen. Ob sein Antrittsbesuch im Heiligen Land der Anfang einer wunderbaren Freundschaft sein wird?

Seit drei Jahren lenkt die Regierung Benjamin Netanjahus Israel und die Palästinenser auf eine Katastrophe zu. Anstatt den Siedlungsbau einzustellen, lässt sie in immer schnellerer Folge immer mehr israelische Wohnviertel auf palästinensischem Boden errichten.

Die Trennung der beiden Völker in zwei autonome Staaten wird zunehmend zur Utopie. Ohne die Hilfe eines Dritten finden Israel und die Palästinenser nicht zueinander. Mehr denn je sind beide auf gute Freunde angewiesen. Israel könne sich der deutschen Rückendeckung gewiss sein, versicherte Gauck, wenn es um die Existenz und Sicherheit geht.

Deutschland ist mitverantwortlich, und auch die internationale Gemeinschaft ist moralisch dazu verpflichtet, das Überleben des Judenstaates zu garantieren. Diese Verantwortung steht jedoch in keinem Widerspruch zum Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat. Im Gegenteil: Erst die Gründung eines Staates Palästina ermöglicht auf Dauer den jüdischen und demokratischen Staat Israel.

Die Palästinenser sind dankbar für die finanzielle Hilfe, die sie aus dem Ausland erreicht. Als ungerecht empfinden sie es, wenn die USA und Europa Hindernisse aufbauen auf dem Weg zur staatlichen Unabhängigkeit und damit zur Möglichkeit, vor internationalen Gerichten gegen Menschenrechtsverletzungen im besetzten Land zu klagen. Deutschland ist Israels engster Verbündeter in der EU und könnte eine Schlüsselrolle im Friedensprozess spielen, solange die USA durch die Wahlen gelähmt sind. Den Freund daran zu hindern, das Falsche zu tun, wäre jetzt der rechte Auftrag.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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11 Kommentare

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  • B
    bomberharris

    lustig zu lesen, wie die ganzen nazis, wenn es gegen israel geht auf einmal pro moslems sind, dieselben aber bei themen ohne israel, plötzlich gegen moslems sind.

    nazis pro palästinenser begreife ich ja noch, waren

    ja verbündete in ww2.

     

    am besten den konflikt komplett ignorieren, ist eh eine neverending story, mit religiösen deppen auf allen seiten, gibt wichtigeres, geld für arme kinder

    in afrika spenden in unsere umwelt bzw. tierschutz investieren.

  • M
    max

    boah matse! die israelis haben mit den siedlungen im westjordanland "lebensraum" geschaffen?! echt? "lebensraum im osten" gar?

    manchmal glaube ich nicht, wie sich bei dieser thematik selbst die verteidiger jedweden israelischen vorgehens in der wortwahl vergreifen können ...

  • I
    I.Q

    In der Auseinandersetzung zwischen den Palästinensern ist es angebracht, auf keines der Rechte die den Palästinensern zustehen von vornherein zu verzichten,

    dabei muss den Kolonisten auch entgegnet werden können, dass die französischen länger in Algerien waren, als die zionistischen in Palästina und dennoch das Land weitgehend wieder verlassen mussten.

    Würde die internationale Gemeinschaft dies offen aussprechen, könnte es dazu beitragen, die Machthaber in Tel-Aviv auf den Boden der Vernunft zu bringen.

  • DP
    Daniel Preissler

    @Matze

    Ich denke Sie haben weder den (auch mMn überspitzten aber prinzipiell richtigen) Beitrag von Ute (die eben nicht die diesmalige Vertreibung der israelischen Juden, sondern lediglich die Beachtung der Rechte aller fordert - und dabei das Prinzip des Judenstaates infrage stellt), noch die Geschichte des Elsass verstanden. Bei letzterem ging es nämlich nie darum, die ansässige Bevölkerung zu vertreiben, sondern vielmahr darum ihr zu "erklären", dass (wahleise) französisch oder deutsch sei. Ähnliches gilt für die Rheinlanddiskussionen und die französischen Annektionspläne der letzten beiden Jahrhunderte.

     

    Verwechseln Sie bitte nicht Kommentatoren wie Ute und andere mit der Hamas oder mit ihrem Gedankenkonstrukt "Iran"!

  • MZ
    Matze Zinke

    @sekundo

     

    glauben sie wirklich, dass die hamas/hisbollah, assad, die moslembrüder und der iran, Isreal anerkennen und frieden schließen würden, wenn die paar qkm wüste im westjordanland geräumt würden, die die Israelis zu lebensraum ("siedlungen") verwandelt haben?

    wir alle kennen die antwort - natürlich nicht!

    es geht um das gesamte land der Juden - das ist es was die o.g. stört und was gegenstand der vernichtungsfantasien von hamas & co. ist, daraus macht auch keiner einen hehl - nur leider gibt es (auch im westen)zahlreiche menschen, die das ignorieren (wollen).

  • M
    MazelTov

    Sie sollten sich in die Lage der Israelis versetzen - die Menschen sind nach jahrzehntelanger Erfahrung mit ihren arabischen Nachbarn zu der Meinung gekommen (demokratisch legitimiert), dass eher die harte Hand, als gutes Zureden und Kompromissbereitschaft zum Ziel des friedlichen Lebens in ihrem Land führt. Daher haben die Israelis (m.E. verständlicher Weise) eine rechte Regierung gewählt - wenn die Araber Vernunft annehmen und sich von der Ebene "Stolz und Ehre" (genau darum geht es den meisten) weg kommen und akzeptieren, dass es dort einen jüdischen Staat gibt, sind die Israelis unter Garantie bereit Grenzen, Siedlungen und sogar Ost-Jerusalem zu diskutieren.

  • MZ
    Matze Zinke

    @ute

     

    ganz sachlich betrachtet, wer hat eher bzw. mehr Recht in einem Land zu leben: der der dort geboren ist (wie mehr als 85% der heute lebenden Israelis sind) oder der, dessen Urgroßeltern einst dort gelebt haben? Wenn die Nachfahren der Urgroßeltern dort “wieder” leben würden, müssten die dort geborenen “raus”.

     

    Ganz unemotional und neutral – ich denke die meisten Menschen die eine solche Frage zu beantworten hätten, würden sich wohl für die dort geborenen entscheiden oder nicht (gleiches gilt selbstverständlich für schlesien, pommern königsberg, elsass etc.)?

    Insbesondere, da die gesamte gute Infrastruktur (die ja in der gesamten Region einzigartig gut ausgebaut ist – Verkehrswege, Schulen, Unis, Fabriken, Landwirtschaft, Gewerbegebiete etc.) und die demokratische zivilisation ja durch die Arbeit der israelischen Bewohner und nicht durch die Vorfahren der palästinensischen Araber entstanden ist…

  • M
    menn

    Wie kann man nur so einen antizionistischen Dreck veröffentlichen, der letztlich auch antisemitisch ist? Die Juden sind für Frau/in Knaul mal wieder an allem schuld.

  • W
    Wüstenratte

    Der Gauck kann doch schwätzen was er wann und wo will, er ist doch eh nur der deutsche Winkeaugust, wenn Mutti sagt "halt den Mund!" wird er kuschen, weil sein Gebaabel keine verbindlichen Aussagen für Deutschland sind.

  • S
    sekundo

    gauck ist für die zwei-staaten-regelung. tatsächlich!

    nur, wie soll ein staat für die palästinenser zustande

    kommen angesichts der gut verteilten jüdischen

    siedlungen im westjordanland?!?!

  • U
    Ute

    Weder ist eine Aufgaben von Deutschland die es verantwortlich wahrnehmen müsste, noch ist die internationalen Gemeinschaft moralisch dazu verpflichtet, das Überleben eines sogenannten "Judenstaates" zu garantieren.

     

    So zu argumentieren, ist nur der Versuch, der zionistischen These, von der Notwendigkeit dieser Staatsgründung in Palästina aufgrund von Verfolgungen, zu entsprechen, die niemals wahr war.

    Und gerne möchte man diese These dann von zionistischen Kreisen auch gleich wieder über Bord werfen, wenn nämlich gefragt wird, warum die Palästinenser dafür den Preis durch Verlust ihrer Heimat hätten bezahlen sollen.

    Dann wird gleich umgeschwenkt und behauptet, Palästina sei das Land "Israel" das den Juden von Gott gegeben worden sei, aus dem sie von den Römern vertrieben worden seien und in das sie rechtmäßig zurückgekehrt seien.

     

    Das alles aber ist reiner Unfug, der wahlweise angeführt wird um ein Kolonialprojekt zu rechtfertigen, dem es in in der Tat schwer gefallen wäre sich zu etablieren, hätte es nicht den deutschen Massenmord an den europäischen Juden gegeben.

     

    Für einen Frieden in Nah-Ost aber, bei dem auch jene, die ohne ihr tun dort einfach nur geboren wurden, ihre Heimat behalten oder finden können, ist es notwendig alle zuvor genannten Märchen über Bord zu werfen, weil man sonst den Palästinensern und der historischen Wahrheit, wie auch der Gerechtigkeit, nie wird gerecht werden können

     

    Hierin liegen die wirklichen Pflichten der Weltgemeinschaft und auch der erbärmlichen BRD, die sich gerne hinter ihrem "Israel" aus der Verantwortung stehlen möchte.