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Kommentar Frauen-Fußball-WMEs geht um Sport, worum sonst?

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Die Botschaft der Fußball-WM: Die Frauen sind keine Kampfhyänen. Wir sagen: Und wenn sie es doch sind - na und? Uns sollten alle Diskurse um Genderhaftes endlich egal sein.

D as sollen wir begreifen, lesen wir von den Frauen, die zu den 16 Mannschaften gehören, welche ab sofort um den Titel der Fußballweltmeisterinnen kämpfen: dass sie ganz gewöhnliche Frauen sind. Solche, die shoppen gehen, auf Make-up stehen, körperbetonte Klamotten bevorzugen. Dass sie also das sind, was im konventionellen Rollenbuch zum Profil von Frauen steht: hübsch sein vor allem. So wird es uns in beinahe allen Medien nahegebracht, und der Deutsche Fußball-Bund war entsprechend rührig, ebendiese Botschaft zu verkaufen.

In dieser Botschaft ist zugleich auch das Andere, das blind Gehaltene: Diese Frauen sind keine Kampfhyänen, mit Muskeln protzen sie also auch nicht allzu sehr - und lesbisch, lies: männerdesinteressiert, bitte sehr, sollen sie auch nicht allzu offen sein.

Wir dagegen sagen: Und wenn sie es doch sind - na und? Denn in Wahrheit sollen uns doch endlich alle Diskurse um Weibliches, Frauliches, Männliches oder Genderhaftes einerlei sein. Die Fußball-WM beginnt - und man darf sich darauf verlassen, dass in den Teams, die sich qualifiziert haben, keine Spielerinnen sind, die nicht gewinnen wollen. Im Gegenteil: Sie leben das Prinzip Fußball. Und das heißt, aus der Perspektive welcher Frauschaft auch immer: Wir wollen gewinnen. Gegen die anderen. Die sollen verlieren. Gegen uns.

Bild: taz

JAN FEDDERSEN ist Redakteur bei der taz.

Darauf kommt es an, nur darauf. Tore, Ecken, Freistöße, Fouls, Körpereinsatz auch robuster Art, Tricks und Täuschungen nötigenfalls. Und: Kampf, jede Menge Kampf. Wie bei den Männern. Wie bei den Frauen.

Jetzt möge es ein Ende haben mit aller Politisiererei, mit aller Diskriminierung und allen Zuschreibungen - ob von links oder rechts. Sie alle sollen jetzt den besten Fußball spielen. Sie sollen begeistern, wir wollen begeistert sein. Auch sportästhetisch, vor allem aber durch Einsatz, so, als ginge es um mehr als Leben und Tod. Nämlich um den Titel.

Das wäre die beste Emanzipation, die in der Idee des Frauenfußballs steckt.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!

4 Kommentare

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  • AS
    Andre Schallenberg

    Ganz genau. Natürlich geht es um Sport! Und es wird Zeit, dass auch Frauenfussball in die Sportressorts vordringt, ganz normal, statt in den Gesellschaftsspalten als interessantes Phänomen beäugt zu werden. Hier dazu auch unsere Kolumne auf dem einzig wahren Blog für Frauenfußball-Kultur:

    http://spielfeldschnitte.blogspot.com/2011/06/gastspiel-die-einaus-manner-oder-her.html

    mit herzlichen Grüßen und auf ein tolles Turnier - die Spielfeldschnitte

  • F
    Fußballlalala

    Da Frau Neid sich nicht zu schade ist, derartiges zu sagen: "75.000 Zuschauer, die nur wegen den Frauen zum Fußball kommen, das hat es noch nicht gegeben", sollte vielleicht doch lieber Herr Feddersen Bundestrainer werden.

  • E
    Elena

    Soll das ernsthaft ein Kommentar sein? Das ist ja doch eher sehr schlicht vom Niveau her, so ein Artikel würde in einer Hausaufgabe "Schreib einen Beitrag für die Schülerzeitung in der achten Klasse" vielleicht mit 3 minus bewertet werden. Einzig erstaunlich ist, wie viele Zeilen der Autor mit einer seit Mitte der 90er bekannten Selbstverständlichkeit füllen kann: Frauenfußball ist ein Sport.

     

    Und FJS ist auch nicht mehr bayrischer Ministerpräsident - nur als genereller Hinweis, der Autor scheint ja nicht so unbedingt mit der Zeit zu gehen.

  • KL
    König Loui

    Danke!! für diesen Artikel..

     

    ..ist exakt mein Empfinden gewesen bei all der Berichterstattung über die deutsche elf...

     

    ich kann verstehen, warum Bairamai, Kuhlig etc. so überdeutlich zeigen wollen, dass sie weiblich sind. Ihnen ist wahrscheinlich über Jahre hinweg das eine Vorurteil der "Kampflesbe" entgegen geworfen wurden, sodass sie jetzt als Reaktion darauf extrem in die andere Richtung tendieren um etwas klar zustellen. Finde ich voll okay. Die Tatsache, dasss sie es so überdeutlich machen müssen zeigt aber eben, dass da noch einiges zu machen ist in Richtung:"is mir wurscht ob die geschminkt ist oder kriegsbemalung trägt, hauptsache sie spielt gut fußball und/oder ist in der Lage 3 Sätze geradeaus zu denken"