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Kommentar Frankreich und die BurkaPseudofeminismus gegen Islamismus

Rudolf Balmer
Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer und Rudolf Balmer

Hinter der fortschrittlichen Rhetorik gegen Burka und Nikab wird eine zusehends unverschleiert daherkommende Islamfeindlichkeit sichtbar. Um Frauenrechte geht es gar nicht.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
Rudolf Balmer
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Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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15 Kommentare

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  • A
    aso

    @ Richard:

    „Diese realitätsferne Panikmache ist ständig aus der debilen rechtspopulistischen Ecke zu hören.

     

    Ihre Quellen sind unseriös: Schon die Tatsache, daß auf Schweizer Statistiken zurückgegriffen wird, die dann für D herhalten sollen, belegt dies.

    Mal abgesehen daß man beim KCID keine Islam-kritischen Stimmen findet, zeigt dies die Schönredner-Absicht auf.

     

    Dabei ist ein Verweis auf die Schweiz gar nicht nötig, denn es gibt in D durchaus Quellen, die die von Ihnen angeführten krass widerlegen, obwohl sie nicht aus einer „rechtspopulistischen Ecke“ kommen:

     

    „...Die Berechnungsergebnisse zeigen, dass die Zahl der Zugewanderten und ihrer Nachkommen infolge ihrer für die Geburtenzahl günstigen Altersstruktur trotz der angenommenen

    schrittweisen Angleichung ihrer Geburtenrate an das niedrigere Niveau der deutschen Bevölkerung stark wächst, während die deutsche Bevölkerung (ohne Berücksichtigung von Staatsbürgerschaftswechseln) schrumpft:

     

    Der Anteil der Zugewanderten (= im Jahr 1998 als Ausländer registrierte Bevölkerung einschließlich ihrer Nachkommen) nimmt von

    1998 bis 2030 von 9,0 % auf 19,6 % und

    bis 2050 auf 27,9 % zu.

    Ab 2020/25 ist die Zahl der Zugewanderten größer als die Zahl der Deutschen in den neuen Bundesländern. Im Jahr 2030 beträgt z.B. die Zahl der Zugewanderten 15,2 Mio., die Zahl der Einwohner in den neuen Bundesländern 12,4 Mio...“:

    http://www.bpb.de/publikationen/MBTSTM,4,0,Dynamik_der_demografischen_Alterung_Bev%F6lkerungsSchrumpfung_und_Zuwanderung_in_Deutschland.html#art4

     

    Ähnliche Zahlen werden auch vom Zentralinstitut Islam-Archiv in Soest bestätigt:

     

    so werden bereits im Jahr 2045 etwa 50 Millionen deutsch-stämmigen Einwohnern ca. 51 Millionen Muslime gegenüberstehen.

    Nach Angaben des Islaminstituts hat die muslimische Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland eine jährliche Steigerungsrate von 6,6 %.

    Die Steigerungsrate entsteht durch Geburtenüberschuss und muslimische Zuwanderung (vor allem Heiratsimmigration):

    Bei 60% aller in Deutschland geschlossenen türkischen Ehen wird der Ehepartner aus der Türkei geholt.

    Muslime in D:

    1987: 1,655 Mill.

    2001: 3,2 Mill. (laut REMID), d.h. innerhalb von 14 Jahren hat sich die Zahl nahezu verdoppelt.

    Muslime in Europa:

    54 Millionen.

    Es keinerlei Anzeichen einer Stagnation. Geburtenüberschuß und weitere Zuwanderung zeigen in die andere Richtung.

    Und diese Zahlen wären nicht bedrohend, wenn die muslimischen Einwanderer einen starken Wunsch nach Assimilation hätten.

    Aber es gibt wenige Anzeichen dafür, dass dem so wäre.

    Mit einem Tunnelbilick wird man dies sicher als „Panikmache“ empfinden...

  • FN
    Floda Nashir

    In der DDR hätte man so ein Bekleidungsstück auch gern ganz offiziell verboten: Jeans haben auch nur die durch die üble westliche Propaganda beeinflussten JUgendlichen getragen, und um sie von diesem negativen Einfluss des kapitalistischen Unterdrückungssystems zu befreien, wäre ein Jeans-Verbot bestimmt ein guter Weg gewesen.

  • R
    Richard

    @ aso

     

    Diese realitätsferne Panikmache ist ständig aus der debilen rechtspopulistischen Ecke zu hören.

     

    http://religionswissenschaft.twoday.net/stories/4520939/

  • B
    Burkini

    Merkwürdig, dass nie jemand MIT den Frauen spricht, was sie überhaupt darüber sagen(denn entgegen anderslautender Vermutung haben auch Burka-Trägerinnen sowohl ein Gehirn als auch die Fähigkeit zur Sprache*Ironie off*).

    Schade ist auch, dass Symbole einfach als frauenverachtend erklärt werden, ohne wirklich mal ein paar Träger/Innen zu befragen, warum sie das tragen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass 100% aller Burkaträgerinnen zum Tragen gezwungen werden, und dann kommt die Frage auf, wie man mit denjenigen umgehen möchte, die die Burka aus freien Stücken/weil sie es so WOLLEN, tragen. Da wäre man dann wieder beim Feminismus/dem Grundrecht auf persönlichen Ausdruck- darf man so etwas verbieten, ohne gleichzeitig den Frauen die Wahl zu nehmen- im gleichzeitigen Kampf gegen einen Zwang durch Väter/Ehemänner?! Das ist der schmale Grat, und der wird von der Öffentlichkeit nicht verstanden(wo sowieso schon das Verständnis für grundlegende, alltägliche Dinge des Islams fehlt). Übrigens- in den USA(eigentlich erstaunlich)ist für verschleierte Frauen sogar mal ein Führerscheinfoto mit bedecktem Gesicht erlaubt gewesen(ob das noch aktuell ist weiß ich nicht). Etwas skurril, aber es zeigt, dass man mit dem Thema auch anders umgehen kann als Hetze und Propaganda.

  • SL
    Sybille Leser

    Klischeedichte und Einseitigkeit in diesem Artikel sind weitaus größer als in der französischen Debatte über nationale Identität und Burkaverbot. "Fast" möchte man geneigt sein, einem Burkaverbot zuzustimmen - und das, obwohl die Burka klar eine Unterdrückung alles Weiblichen symbolisiert, wie selbst der Autor einräumen muss? Aber natürlich hat Frankreich kein "Recht", in diesem Bereich für Gleichberechtigung zu sorgen, wenn es mit derselben auf anderen Bereichen noch hapert. Die hier angewandte "Logik" ist vollkommen abstrus. Ebenso könnte man in Bezug auf Saudi-Arabien argumentieren: Warum den Frauen das Autofahren erlauben, wenn sowieso nur ein verschwinden geringer Teil von ihnen im Berufsleben repräsentiert ist?

     

    Und natürlich sind es wieder einzig und allein "rechte Demagogen", die "Phobien" gegen den Islam schüren... ist es tatsächlich so vollkommen undenkbar, dass die Ansichten vieler Franzosen auch nur ein Stückchen auf persönlicher Erfahrung und Anschauung basieren? Schwer zu glauben, dass der Autor in Frankreich leben soll - dort lebe ich auch, genaugenommen in Paris, wo sich der Großteil der muslimischen Einwanderer tummelt. Manche Stadtteile und insbesondere natürlich die (zu Recht) berüchtigten Banlieues sind ein erschreckendes Beispiel für rundum misslungene Integration von überwiegend muslimischen Zuwanderern. Nur zu verständlich, dass diese Situation den -gebürtigen- Franzosen sorgen macht.

  • RW
    Rolf Wallenwein

    Wie würde die westliche Welt reagieren, wenn eine Frau einen Mann zwingen würde, nur mit einem Penisköcher bekleidet herumzulaufen? Den Feminismus gegen den Islamismus ins Spiel zu bringen, finde ich wenig angebracht. Auf beiden Seiten werden überzogene Positionen eingenommen.

  • G
    Gordon

    Stimme ich total zu. Einmal habe ich Geert Wilders im Fernseher gesehen: ich dachte - wenn sowas at der Macht bekommt sind wir alle verloren.

    An Leute die Angst haben: bitte mit mehr Muslimen reden. Sie sind auch nur Menschen.

  • KL
    K. Lauer

    Lieber Herr Rudolf Balmer,

     

    da hat sich ihr ideologiegeschwängertes Hirn um seine logische Denkfähigkeit erweichen lassen: Dieser Fall des Eintritts für frauenbezogene allgemeine Menschenrechte hat nichts, aber auch GAR NICHTS mit Feminismus zu tun. Da kann man auch noch so verkrampft danach suchen, in dieser politischen Debatte ist ÜBERHAUPT KEIN Feminismus drin. Köstlich daher ihr Versuch, als Gewinnler daran zu partizipieren, z.B. durch das wiederholte Auftischen der 20%-Lüge. Sie haben den Frauen wieder einmal einen Bärendienst erwiesen.

  • F
    fux

    Wenn einziges Argument gegen das Burkaverbot das Ausbleiben der Gleichberechtigung in anderen Teilen der frz. Gesellschaft ist, klingt das für mich nicht überzeugend.

     

    Gleichzeitig nimmt der Satz "Keine Frage, die afghanische Burka ist ein Symbol der Frauenverachtung." des Artikels die Argumentation der frz. Regierung zur Legitimation des Burka-Verbots auf - damit stellt der Autor sich und seiner Argumentation gegen das Burkaverbot selbst ein Bein.

     

    Kurzum: Schnell mal ein paar Zeilen zu einem heißen Eisen geschrieben, ohne wirklich etwas zur Diskussion beizutragen.

  • D
    Dimitri

    Dieser Argumentation könnte man nur dann ohne Weiteres zustimmen, wenn der neueste Vorstoß gegen Burkas wirklich nur von den Regierungsparteien und Rechten getragen werden würde, er stützt sich aber diesmal auf eine breite Plattform, die auch durch Oppositionsparteien geht, siehe z.B. die Kommunisten.

  • R
    Richard

    Ist es frauenfeindlich, wenn eine Frau sich freiwillig dafür entscheidet, wie eine Nonne rumzulaufen? In Russland läuft fast jede Babuschka mit einer Kopfbedeckung rum und in Indien hat fast jede Frau einen Schleier auf dem Kopf. Solange die Frauen das freiwillig machen, ist mir das mehr als egal! Oder sind jetzt Turban, langer Vollbart und weite Kleidung männerfeindliche Symbole? Wenn die Leute fromm sein wollen und auch als solche angesehen werden wollen, sollen die das auch so ausleben, wie sie wollen. Solange dabei niemand gegen seinen oder ihren Willen unterdrückt wird, ist das völlig legitim. Was ist daran so toll diesen Leuten einen hedonistisch-atheistischen Lebensstil (bin selbst Atheist und Hedonist) aufzuzwingen? Dieses pseudo-feministische bzw. fremdenfeindliche Gehetze geht mir immer mehr auf die Nerven! Hat ja viel gebracht in den letzten Jahrzehnten den Kapitalismus zu verschönern. Sehen wir ja jetzt, wozu das Ganze gut war (=Krieg und Rassismus 2.0). Hätten sich alle Linken in den letzten 50 Jahren nur auf den Klassenkampf konzentriert, wäre uns dieses neokolonialistische Theater vermutlich ersparrt geblieben.

  • E
    eppelein

    So ein Unsinn Herr Balmer!! Es geht eben genau um den richtigen Koran und da stünde weder was von Körperverschleierung noch von Kopftuch drin. Sind Sie schon mal von einer türkisch-islamischen Studentin an der Uni Erlangen empört belehrt worden, als auch ich sagte: Koran heißt Kopftuchpflicht. Sei falsch. Also dürfen wir doch wohl die echten Koranversteher bestärken und nicht den männlich-chauvinistischen-Islamsekten den Weg bereiten

  • A
    anke

    Es sieht fast so aus, als wäre Politik heutzutage die Kunst jeden beliebigen Einzelfall zum Staatsakt aufzublasen, sofern er nur ins eigene Konzept passt.

     

    Ich habe ja keine Ahnung, wie in Frankreich die Einbürgerungsprozedur abläuft, so viel aber verstehe ich von Bürokratie dann doch, dass ich weiß: Ein Antrag kann von der jeweils zuständigen Stelle auch abgelehnt werden, wenn ihm Gründe entgegenstehen. Normalerweise kann der Abgelehnte dann noch den sogenannten Rechtsweg beschreiten, das Oberhaupt des Staates oder auch nur einer seiner Minister werden aber in aller Regel nicht bemüht. Bei der Anzahl von Fällen, die tagtäglich verhandelt werden von den diversen Behörden, ist das auch kein Wunder, schätze ich. Wenn also ein einzelner Muslim verbohrt, dumm oder einfach uninformiert genug ist, ausgerechnet im Einbürgerungsgespräch mit der Überzeugung hausieren zu gehen, Frauen wären niedere Wesen und seine würde jedenfalls ohne Burka nirgendwo hin gehen, weil er es auf jeden Fall verhindern würde, dann muss daraus kein europaweiter Skandal werden. Kann aber, wie man sieht. Alles eine Frage der Interessenlagen, schätze ich. Ich hoffe nur, der Mann hat sich den Gefallen, den er Sarkozy und seine Freunden getan hat, richtig gut bezahlen lassen. Geld, schließlich, kann man auch außerhalb Frankreichs immer mal brauchen.

  • U
    UweRietmöller

    Die Positionen der Linken im Hinblick auf den Islam sind rational nicht zu begründen. So bleibt eben nur noch die „Beifall von der falschen Seite“-Konstruktion.

    Die Frauen sollen also unter die Burka gezwungen werden, weil es sonst islamfeindlich wäre.

    Die Ehrenmorde sich auch eine gute Sache. Denn die werden von der NPD kritisiert. Und wer will sich schon mit den Nazis gemein machen?

    .

    Nur eine Frage bleibt: Schämt Ihr Euch nicht?

  • A
    aso

    Die Ängste vor einer "Islamisierung der Gesellschaft" sind doch berechtigt:

     

     

    Jeder, der rechnen kann, und der vom Geburtenrückgang europäischer Länder Kenntnis hat, und dem die traditionelle Gebutenstärke von Muslimen ein Begriff ist, weiß, daß es bis zur muslimischen Bevölkerungsmehrheit nur eine Frage der Zeit ist.

     

    Und davor sollen die einheimischen Bürger keine Ängste haben?

     

    Das heißt auch, daß die paar Burkas, die jetzt noch zu sehen sind, ganz schnell zu sehr vielen werden.

     

    Gerade, wenn die Ängste der Bevölkerung nicht in Politik umgesetzt werden, treibt man sie in die Arme von Rechtsextremen,

    die hier nur zu gerne als Trittbrettfahrer aufspringen und profitieren wollen.

     

    Einwanderer sollen nicht kuschen statt auffallen ( wobei von „auffallen“ in den Pariser Vororten schon nicht mehr die Rede sein kann...),

    sondern sich den landesüblichen Sitten anpassen, statt der einheimischen Kultur ihre Unterdrückungssymbole aufzudrängen.

     

    Europäischen Frauen ist nicht zuzumuten in die 2-Klassen-Theorie der Muslim-Machos gepresst zu werden,

    und das Gefühl zu haben als Schlampen begafft zu werden, nur weil sie zu deren regressiven Kleiderordnungen natürlich keinen Zugang haben wollen.

     

    Wenn der Zwang, Frauen müßten sich unter Stoffkäfigen, oder mindestens unter Kopftüchern verhüllen, nicht rigoros verboten wird, wird eine Zeit kommen,

    in der unsere hippen MultikultibefürworterInnen auch Tücher tragen müssen...

     

    Wollen wir das wirklich Herr RUDOLF BALMER ?