Kommentar Frankfurter Hells Angels-Verbot: Organisierte Kriminelle in Leder
Zwei Gruppen der Rockerband Hells Angels werden verboten. Doch das kann nur ein Anfang sein - denn die Rocker arbeiten auch mit der Polizei zusammen.
H essens Innenminister Boris Rhein (CDU) hat zwei Frankfurter Charter der Hells Angels verboten. Jene mafiaartig organisierte Rockerbande, die in fast allen deutschen Großstädten im Drogen- und Waffenhandel sowie im Prostitutionsgeschäft engagiert ist.
Eine solche Maßnahme ist einerseits gewiss Ausdruck der Hilflosigkeit im Umgang mit dem Phänomen Rockerkriminalität; und doch ist sie zu begrüßen. Denn mit dieser speziellen Form des organisierten Verbrechens haben sich bis vor ein paar Jahren nur ein paar Exoten bei den Polizeien der Bundesländer beschäftigt. In der Pfalz etwa, wo die Hells Angels und andere Motorrad fahrende Verbrechercliquen längst zur Stadt- und Landplage Nummer eins geworden sind, immer in Auseinandersetzung mit in der gleichen Branche aktiven deutschen und ausländischen Organisierten Kriminellen.
ist taz-Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.
In manchen Rathäusern und Polizeipräsidien war man am Ende sogar froh, dass die Rocker die brutalen Macht- und Verteilungskämpfe in den jeweiligen Rotlichtbezirken gewinnen konnten. Wenigstens eine – kooperierende - Ordnungsmacht, deren Mitglieder (meist) deutsch sprechen.
Dass das Vereinsverbot für die beiden Angelcharter jetzt in Hessen Chefsache des Innenministers geworden ist, leitet hoffentlich eine Trendwende dieser zynischen Politik ein. Die Zerschlagung der Organisation kann aber nur ein Anfang sein. Innenminister Rhein muss jetzt rein in die Frankfurter Polizei und dort ohne Rücksicht auf Ansehensverluste aufräumen.
Die Angels nämlich arbeiteten eng auch mit Polizeibeamten aus Frankfurt und Wiesbaden (LKA) zusammen. Ermittlungsverfahren gegen wenigsten fünf Beamte, die gegen Geld und/oder Drogen, Polizeirazzien an die Rockerbande verraten haben sollen, sind bereits eingeleitet; weitere werden folgen. Der Spiegel hatte letzte Woche sogar über Verbindungen des Ministers zu den Angels berichtet und sich dabei auf das Protokoll eines vom LKA abgehörten Telefongesprächs berufen. Rhein sprach von „Rufmord“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus