Kommentar Frankfurter Flughafen: Ökonomie schlägt Ökologie
Die Naturschützer müssen sich beim Ausbau des Frankfurter Flughafens dem Arbeitsplatzargument beugen. Groß rebellieren kann deshalb nicht einmal die SPD.
Den Kapitalismus in seinem Lauf hält kein Borkenkäfer oder Buntspecht auf - auch kein Grüner und ganz bestimmt kein Sozialdemokrat. Deshalb wird der Rhein-Main-Airport in Frankfurt, der einzige Flughafen von internationalem Rang in Deutschland, jetzt ausgebaut. Das steht seit der Unterzeichnung des Planfeststellungsbeschlusses durch den Hessischen Wirtschaftsminister an diesem Dienstag in Wiesbaden endgültig fest.
Kein Wunder, mischt die Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG doch global mit in der Oberliga der Branche. Hier gilt Stagnation schon als Rückschritt. Der Flughafen ist außerdem der Jobmotor des Bundeslandes Hessen. 70.000 Menschen arbeiten schon heute direkt dort. Nach dem Ausbau sollen noch einmal 25.000 neue Jobs dazukommen. Gutachter sprechen von einem regionalen Beschäftigungszuwachs von bis zu 100.000 Arbeitsplätzen durch den Ausbau.
Die Ökonomie schlägt also die Ökologie. Dass der Fluglärm zunehmen wird, dass durch rund 200.000 Flugbewegungen mehr pro Jahr auch tausende von Tonnen an Schadstoffen zusätzlich emittiert und durch den Landebahnbau 300 Hektar Bannwald vernichtet werden, interessiert da kaum einen Menschen mehr. Nur für 8 Prozent aller Hessen ist der Flughafenausbau überhaupt noch ein Thema. Und dass Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sein Versprechen nicht gehalten hat, im Falle eines Ausbaus ein absolutes Nachtflugverbot zu verfügen, kann selbst jene Oppositionspolitiker im Landtag nicht wirklich wundern, die jetzt von "Wortbruch" schwadronieren. Schließlich nannten sie Koch lange Zeit nur "Lügenbaron".
Auch bei der SPD ist der Ausbau längst beschlossen. Die Sozialdemokraten müssen mit Koch mitgehen - andernfalls würde der Gewerkschaftsflügel, der für den Ausbau ist, ihrer Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti noch vor der Wahl den Kopf abreißen. Widerstand im Wald wird es auch nicht geben, haben die Bürgermeister der anliegenden Kommunen und die Bürgerinitiativen jüngst angekündigt, nur juristischen. Das freut dann wenigstens die Advokaten. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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