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Kommentar FlugroutenEin guter Freund der Wirtschaft

Kommentar von Kristina Pezzei

Wer Wowereit wählt, muss sich darauf vorbereiten, dass sich der Regierende hinter Fluggesellschaften stellt, die Flugpläne ohne Rücksicht auf das Schlafbedürfnis von Anwohnern festzurren.

D ieses Votum haben sich die Bürgerinitiativen wohl nicht gewünscht. Er sei nicht für eine strikte Nachtruhe, sondern trete in Schönefeld für Flüge zwischen 22 Uhr und Mitternacht sowie von 5 bis 6 Uhr ein, hat der Regierende Bürgermeister klargestellt. Um weiter auszuholen: Es wäre fatal, den BBI als internationales Drehkreuz infrage zu stellen. Wer einen Provinzflughafen wolle, habe nichts von den Grundlagen einer zukunftsfähigen Wirtschaftsentwicklung verstanden, giftete Klaus Wowereit an die Adresse der grünen Konkurrenz.

Wer Wowereit wählt, bekommt Wirtschaft, so die Botschaft. Weil sich jede Diskussion um den künftigen Flughafen im Spannungsfeld zwischen Wirtschafts- und Bürgerfreundlichkeit bewegt, heißt das auch: Wer Wowereit wählt, muss sich darauf vorbereiten, dass sich der Regierende hinter Fluggesellschaften stellt, die Flugpläne ohne Rücksicht auf das Schlafbedürfnis von Anwohnern festzurren.

In der Konsequenz tritt Wowereit damit auch für Flugrouten ein, die der Wirtschaft genehm sind: kurz und direkt, ohne Rücksicht auf (Ruhe-)Verluste. Er hätte sich anders verhalten können: Wowereit sitzt im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft, das Land Berlin ist daran beteiligt. Er wollte aber augenscheinlich keine bürgerfreundlicheren politischen Vorgaben machen.

Eins aber werden die BBI-Anwohner Wowereit nicht vorwerfen können: dass er sich nicht positioniert hätte. Während die Grünen herumlavieren, die CDU vor- und zurückprescht und die Linke gar nichts zu sagen hat, hat sich Wowereit nun zumindest klar geäußert.

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10 Kommentare

 / 
  • S
    Sigranna

    Also ob auf dem BBI Nachtflug erlaubt sein soll, entscheidet erst einmal das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, und zwar nach der Wahl Wowereits. Am 20. September ist dort der erste Anhörungstag zum dort anhängigen Prozeß. Möglicherweise hat dann Wowereit den Nachtflug ja gar nicht mehr als Thema für Koaltionsverhandelungen zur Verfügung. Weiterhin entscheidet Wowereit ohnehin über das Wenigste rund um den BBI. Wahrscheinlich deswegen riskiert er auch die größte Klappe, weil er nichts dahinter hat. Fakt ist: Der BBI liegt vollkommen im Land Brandenburg. Die Planfeststellungsbehörde befindet sich unter der Länderhoheit Brandenburgs. Und der jeweils frei gewählte Ministerpräsident Brandenburgs ist allein der Hausherr und darf die Betriebszeiten festsetzen. Er muss selbstredend die Mehrheitsbeschlüsse seines Länderparlaments ausführen. Die brandenburgischen Wähler können also auch eine ganze Menge ausrichten, wenn sie das nur erkennen und wollen, notfalls eben durch das Herbeiführen der richtigen Mehrheiten. Auch über die Flugrouten entscheiden Wowereit nicht. Das macht das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherheit nach Maßgaben der Deutschen Flugsicherung. Deren beider Dienstherr ist Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Wowereit hat lediglich das Problem, in Berlin sehr viel Stimmvieh von sich überzeugen zu müssen. Deshalb tönt er so laut und falsch!

  • MJ
    Maico Jaeniche

    @LUTZ

     

    der unterschied von SPERENBERG zu SXF ist entgegen deiner Meinung NICHT so unwesentlich. vom TXL nach SXF sinds 24 km ... von TXL nach Sperenberg sinds 45 - also DAS DOPPELTE. ich war vor vielen jahren mal auf dem ehem. militärgelände in sperenberg. wir haben dort bodenanalysen vorgenommen. dabei stand die ganze zeit ein sprengmeister neben uns. ich denke schon AUS DEM grund wird eine zivile nutzung des geländes in naher zukunft kaum wirtschaftlich machbar sein.

  • E
    EnzoAduro

    Sie müssen schon zwischen einem reinem Frachtflughafen und einem Passagierflughafen unterscheiden. Und Ich hab es auf Google Earth nachgeschaut. Von Sperenberg bis zum Berliner Dom ist es weiter wie zur Grenze nach Sachsen-Anhalt. Es wäre außerdem nicht vermittelbar warum BERLIN einen Flughafen in BRANDENBURG bezahlen soll. Das schafft doch keine Arbeitsplätze für Berliner. Schon jetzt profitiert BB enorm. Nein das Problem ist einfach das heutzutage keiner mehr Bereit ist -wenn er erst einmal seine Schäfchen ins trockene gebracht hat- irgend ein klecks zu geben damit auch andere Jobs haben.

     

    Sperenberg hätte es viel schwerer Gehabt zu einem Drehkreuz (Für Passagiere!) zu werden als der BBI. Und er hätte den infrastrukturellen Anschluss für Berlin verschlechtert nicht verbessert. Da hätte man es auch gleich bei Tegel (an der Kapazitätsgrenze) lassen können.

     

    Der BBI trifft sowieso auf harte Konkurrenten um int. Flüge (München, Düsseldorf, Frankfurt). Der BBI wird sicher kein Hub für reine Frachtmaschienen werden wie Leipzig, aber das hatte man ja nie vor. Es soll ein Personen HUB werden.

     

    Und es geht auch primär nicht um die Jobs IM Flughafen. Es geht darum durch die verbesserte infrastrukturelle Anbindung die wettbewerbsfähigkeit Berlins & des Umlandes um Ansiedlungen zu erreichen.

     

    Und die erreicht man sicher nicht in dem man in Sperenberg einen Flughafen baut. Ohne Autobahnanschluss. Ohne ICE Bahnhof. Und ich komm auf 40 Kilometer Straße/ 30km Luftlinie von Sprernberg zum BBI. Nur so viel dazu. Messen Sie doch nochmal nach. Und sollen jetzt die die sagen wir mal in Tempelhof wohnen 50km täglich nach Sperenberg Pendeln (eine Strecke) um da zu arbeiten? Also 100km am Tag? Und was glauben Sie, wie konkurrenzfähig die Messe Berlin ist wenn es (*räusper*) 73 (!) Kilometer (eine Strecke) von einem Flughafen entfernt ist???

     

    Nein das hätte nur Arbeitsplätze in BB geschafft. Für eine schlechtere infrastrukturelles Angebot für Berlin (also schlechter als das Tegel), bei der Verwendung berliner Nachfrage, berliner Staatsinvestitionen.

     

    Es ist übrigends absolut üblich das der Staat flughäfen baut. Gehen sie nur mal die PERSONAL Flughäfen in Deutschland durch.

    PS: Fraport wurde später, erst als es in Betrieb war, und nur zu einem lächerlich kleinen Teil an die Börse gebracht.

     

    Ich denke jetzt sollten Sie einsehen, warum es nicht im Interesse der Stadt Berlin und der Metropolregion Berlin ist das Sie sich mit Ihren Partikularinteressen durchsetzen. So leid einem die Situation tun kann. Daher steht die Vertretung der Allgemeinheit -die Politik- und die Allgemeinheit gegen Sie. Und daher sind das hier auch keine "Stammtischparolen" sondern das ökonomische Interesse der Region.

  • L
    Lutz

    @EnzoAduro

    Ich weiß nicht wo Du Sperenberg suchst. Es sind gerade mal 10 km mehr als nach Schönefeld, von Tegel aus. Mit der Bahn vom Hauptbahnhof würde man genau solange brauchen. In Sperenberg gammelt seit über 16 Jahren ein Flughafen vor sich hin, der genauso groß ist, wie das was man für mehrere Mrd. Euro jetzt in Schönefeld baut.

     

    Mit der Entscheidung für Schönefeld hat die Politik einem Drehkreuz eine Absage erteilt. Jetzt wo auch unseren Provinz Politikern klar wird, dass es in Schönefeld nix mit Jobwunder und Wirtschaftsmotor wird, will man ein Drehkreuz herzaubern. Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen. Wer Schönefeld ausbaut, muss auf ein Drehkreuz verzichten. Das war bei der Entscheidung für Schönefeld von vornherein klar. Warum hat sich wohl kein Investor gefunden? Warum hat wohl keine Privatbank Kredite gegeben? Von der Wirtschaft werden Horrorszenarien an die Wand gemahlt, von Tausenden Arbeitsplätzen, die in 50 Jahren nicht entstehen werden, wenn man nicht rund um die Uhr fliegen kann. Dabei kann man heute schon genau beziffern wie viel Jobs mit der Entscheidung für Schönefeld verhindert wurden. Die Entscheidung führte zur Entstehung des Frachtdrehkreuzes in Leipzig, 600.000 Tonnen Fracht im letzten Jahr. Das sind 6.000 Jobs auf die man in Berlin gerne verzichtet hat. Die Firmen, die in Leipzig investiert haben, hätten dies auch gerne in Sperenberg getan, DHL z.B. 300 Mio. Euro.

    Berlin/Brandenburg lässt man Flughäfen lieber von Steuerzahlern bauen.

     

    Gruß

    Lutz

  • SM
    Sabrina M

    Ich wundere mich wircklich dass selbst bei der taz Stammtischparolen gepflegt werden. Natürlich fliegen wir auch und wir sind ja auch nicht gegen den Flughafen als solches.Mein Haus war alles andere als " billig" und wir haben uns im Vorfeld genau darüber informiert, wie die Routen des BBI verlaufen werden.Dass es nun ganz anders kommen soll, wie 12 Jahre versprochen und noch bis vor einem Jahr mittels Hochglanzprospekt vom Flughafen kommuniziert- dies ist nichts anderes als Betrug!

    Wenn man nicht Betroffen ist, dann ist es sicher einfach von " ein paar Fliegern" zu sprechen, wenn man aber viel Geld in die eigenen vier Wände investiert hat, und dies unter falschen Voraussetzungen, ist es was anderes.

    Wegziehen geht leider auch nicht, die mind. 100 000 Euro, welche wir beim Verkauf des Hauses verlieren würden können wir uns schlicht und einfach nicht leisten !

    Schönefeld wurde nicht als Drehkreuz genehmigt und wird auch nicht als solches in Betrieben gehen können- und wenn dies das oberste Gericht entscheiden muss. Genehmigt ist ein " mittelgrosser Verkehrsflughafen" und keine int. Drehkreuz, genehmigt sind höchstens 360 000 Flugbewegungen pro Jahr und nicht 560 000 wie gewünscht- so was ist in Schönefeld nicht machbar.

  • E
    EnzoAduro

    @Stefan S

    Haben sie mal geschaut wo Sparenberg ist? Im Niemandsland. Man kann es auch mit den Anfahrtswegen übertreiben. Dann könnte man auch gleich sagen: Fliegt doch von Leipzig ab.

     

    Ganz abgesehen das weit und Breit kein ICE nach Sparenberg fährt.

     

    Sparenberg wäre also am Ende ein reiner Auto-Flughafen gewesen. Und Sparenberg hätte keinem einzigen Berliner einen Job geboten. Denn wer will/kann denn schon 4 Stunden am Tag pendeln?

     

    Brandenburg wollte Sparenberg übrigends nicht wegen dem Lärmschutz sondern um die Wirtschaft in Ihrer Pampa zu fördern. Aber warum sollte Berlin in der Brandenburgischen Pampa einen Flughafen bauen. Sparenberg ist näher an Sachsen Anhalt als von der berliner Innenstadt! (habs nachgemessen)

    Und auch eine Autobahn fehlt weit und breit!

    Und jetzt extra eine Autobahn zu bauen, die nochmal so viel kostet wie der Flughafen?

     

    Das ist doch alles irreal.

  • S
    Supermunchkin

    Alle leute, die sich heute über den Flughafen und die angedachten Flugruten beschweren, sollen mal ganz stark überlegen, wenn sie damals gewählt haben, so fern sie in B-Brb gewohnt haben. Dit waren doch damals C"D"U und "S"PD. Also geht euch bei den damaligen Entscheidungsträgern beschweren. Die haben doch den Mist euch eingebrockt. Des Weiteren gebe ich EnzoAduro recht. am Rande einer großen Stadt wohnen wollen, alle Vorteile und Annehmlichkeiten der Stadt einstreichen wollen, aber bloß nicht mit den Auswirkungen einer (möchtegern) Metropole verbundenen Infrastrukturen zu tun haben.

     

    mfg

     

    p.s.: So bald es aber nach Malle gehen soll, heult dann ein Teil wieder rum, dass der Flughafen so weit weg wäre. (setzt den Fall voraus, dass der Flughafen in Sperenberg gebaut worden wäre.)

  • J
    JoHn

    Wie überall - "Bloß nicht vor meiner Haustür"

    Selbst die Grünen wollen keine Kompromisse eingehen, wenn in einer Gemeinde ein Pumspeicherwerk als Engergiespeicher für den Windkraftstrom gebaut werden muss, bzw. Überlandleitungen notwendig sind.

     

    Überspitzt sage ich - manchmal hat eine Diktatur auch Vorteile, wenn es um das Allgemeinwohl geht.

    Klar ist es für den einzelnen Betroffenen hart, aber es gibt ja auch materielle Entschädigungen.

  • SS
    Stefan S.

    "Ohne die Möglichkeit von dem Drehkreuz hätten wir es doch auch sparen könen einenen Airport zu bauen."

     

    Naja, man hätte ihn auch in auch beispielsweise in Sperenberg bauen können und noch weitaus weniger Menschen mit "ein paar Fliegern" (lächerlich ignorant übrigens) belastet. Denn weniger Menschen belasten tut man ja auch in Schönefeld im Vergleich zu Tegel. Warum soll das Argument bei Tegel -> Schönefeld gelten und bei Schönefeld -> Sperenberg nicht?

     

    Wer jetzt sagt, Schonefeld sei aber gebaut, basta!

    Dem sag ich, dann aber mit Einschrämkung und Kompromissen. Ist halt so. Alle Menschen haben Rechte.

  • E
    EnzoAduro

    Und Recht hat Wowereit.

     

    Ohne die Möglichkeit von dem Drehkreuz hätten wir es doch auch sparen könen einenen Airport zu bauen.

     

    Die Anzahl der Betroffenen ist geringer als bei Tegel.

     

    Der Flughafen weiter weg.

     

    Die Betroffenen sind doch selber Autopendler und fliegen überdurchschnittlich. Und wer am Stadtran einer Metropole wohnt der muss eben mit Flügen rechnen.

     

    Das sind doch alles Krokodielstränen. Erst billig ein Haus bauen, dann Autopendeln, Steuern in Brandenburg zahlen, Penderpauschale einstreichen, garten haben ABER gegen ein paar Flieger protestieren.

     

    Viele derjenigen die jetzt Demonstrieren übertreiben doch maßlos. Die taz hat doch mal den Vergleich mit Tegel gemacht. Seit dem aber irgenwie vergessen.

     

    Von der Südbahn (weniger betroffene) sollte man noch meiner Meinung nach rund um die Uhr Flieger starten lassen.

     

    Ein Interkontiflug dauert gerne mal 22 Stunden. Wenn da jeder Flughafen kommt und Nachts zumacht, können mache Verbindungen doch gar nicht angeboten werden!