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Kommentar FeldbefreiungGentech in der Defensive

Wolfgang Löhr
Kommentar von Wolfgang Löhr

Der Amflora-Acker von BASF ist ein Symbol für den Streit um Gentechnik-Pflanzen. Mit jeder neu zugelassenen Pflanze wird der Protest größer.

F ür die Feldbefreier war die Protestaktion auf dem Amflora-Acker bei Waren an der Müritz ein Erfolg. Aber auch der Chemieriese BASF hätte Anlass, von einer gelungenen Verteidigung des Gentech-Ackers zu sprechen. Schließlich konnten von den Gentechgegnern lediglich 20 bis 30 Kartoffelpflanzen ausgerissen werden: Im Vergleich dazu ist der BASF-Kartoffelacker riesig - auf 15 Hektar wachsen die Amflora-Kartoffeln.

Doch für die BASF ist jede Aktion gegen ihre Gentechpflanzen eine Niederlage. Und dabei geht es nicht nur um den Imageverlust des Chemiekonzerns, der gegen eine Mehrheit der Bevölkerung sein Produkt in den Markt drücken will. Es geht um die Zukunft der Agrogentechnik insgesamt.

Der Amflora-Acker ist nur Symbol für diesen Streit. Vor fast 20 Jahren wurden in Deutschland erstmals Gentechpflanzen im Freiland ausgesetzt. Seitdem ist die Akzeptanz der "grünen Gentechnik" nicht besser geworden. Ganz im Gegenteil, die Proteste werden mehr und stärker. Die Gentechfans aus Industrie, Wissenschaft und Politik mussten entgegen früheren Versprechungen auch eingestehen, dass es die "saubere" Gentechpflanze nicht gibt. Seit Jahren sind Verunreinigungen" von Saatgut oder Lebensmitteln an der Tagesordnung - obwohl sie verboten sind.

Mit jeder zugelassenen Gentechpflanze werden die Proteste wütender. Auch die EU-Kommission, die sich über die Jahre als treuer Unterstützer der Gentech-Industrie bewies, hat kein demokratisches Rezept gegen die fehlende Akzeptanz. Sie beharrt stattdessen auf ihrem Pro-Gentech-Kurs: Obwohl es keine Mehrheit bei den Mitgliedstaaten dafür gibt, genehmigte die Kommission auch diese Woche - wie seit Jahren schon - wieder einmal die Einfuhr und Verarbeitung mehrerer Gentechpflanzen. So schürt sie den Streit nur noch weiter an.

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Wolfgang Löhr
Redakteur
Jahrgang 1955, war von 1993 bis Ende 2022 Wissenschaftsredakteur der taz. Er hat an der FU Berlin Biologie studiert. Vor seinem Studium hatte er eine Facharbeiterausbildung als Elektromechaniker gemacht, später dann über den zweiten Bildungsweg die Mittelere Reife und am Braunschweig-Kolleg die allgemeine Hochschulreife nachgeholt.
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7 Kommentare

 / 
  • JE
    Jonny Elkmann

    Also mich ärgert der Kommentar von Herr Luetzgendorf masslos! Da wird

    völlig unsachgemäß argumentiert und einfach wild ins blaue fabuliert und

    bezichtigt. Gespickt mit ein paar kruden Nazivergleichen und schwupps da

    ist der populistische Kommentar.

    Wenn Gentech Konzerne wie BASF "nur ein Gen ausschalten" wie Herr

    Lutzgendorf da so schlicht darstellt, dann tuen Sie das mit einer

    Technik die Artgrenzen überschreite und über traditionelle Züchtung weit

    hinaus geht. Das lässt natürlich nicht den Umkehrschluss zu, dass nur

    weil Gentechnik von vielen als Bedrohung erlebt wird, jede Züchtung

    gleich toll wäre.

    Klar ist aber, es werden von diesen Konzernen Fakten geschaffen die

    nicht mehr rückholbar sind. Und plötzlich muss ein Landwirt

    Lizenzgebühren bezahlen, weil irgendein Konzern sich das Recht nimmt

    diese unwiederbringlichen Fakten zu schaffen, für eine Pflanze die seine

    Väter schon seit Jahrhunderten anbauen und die durch Züchtung den

    spezifisch regionalen Gegebenheiten angepasst ist? Also wenn irgendetwas

    Nazikacke ist, dann doch der menschliche Versuch, das Leben als ein

    Betriebssystem zu verstehen an dem man nach belieben "rumprogramieren"

    kann. Dann wird überall der gleich Raps (Monsanto), der gleiche Mais

    (Monsanto) und die gleiche Kartoffel (BASF) angebaut und alle müssen für

    ihr Saatgut bezahlen und zwar bei den Firmen die so Größenwahnsinnig

    sind und meinen Gott spielen zu müssen. Das ist gleichschaltung von

    Kultur und in meinen Augen absolut totalitär und undemokratisch! Auf

    Wissenschaftlicher Ebene kommt hinzu, dass die gesammte Gentechnik auf

    einer längst überholten Annahme beruht. Der Annahme, dass auf einem Gen

    eine Eigenschaft liegt die man einfach austauscht und schon hat man

    seine "Superpflanze".

    Erwiesen ist inzwischen, dass es ein sehr kompliziertes Wechselspiel

    zwischen den einzelnen Genen gibt, von dem die Wissenschaftler aber

    wenig bis keine Ahnung haben. Aber die teure Forschung muss ja das Geld

    wieder einspielen und da fangen so vertrauenserweckende Konzerne, die

    ganz bestimmt nur das beste für die Menschheit und unseren Planeten

    wollen an (Monsanto lieferte beispielsweise während des Vietnamkriegs

    Age-and Orange, also ich vertraue so einem Konzern nicht über den Weg)

    Fakten zu schaffen. Verzeihen Sie, dass ich polemisch werde aber mit

    verlaub da ist es doch lächerlich, ja unverschämt, wenn sich hier jemand

    wie Herr/Frau Luetzgendorf hinstellt und Menschen die Rückrad haben,

    Menschen die Zivilcourage zeigen und gegen solch ein Unrecht eintretten,

    krude Nazivergleiche in den Mund zu legen versucht. Diese

    Obriglkeitshörigkeit, die da aus den Zeilen von Herr/Frau Luetzgendorf

    spricht, ist doch gerade die, welche solche Verbrechen gegen die

    Menschlichkeit erst möglich machen und gemacht haben. Die verantwortung

    abzugeben, dass ist gefährlich und bereitet den Nährboden für

    totalitäres gehabe. Und den Dialog suchen die gentechfirmen ganz und gar

    nicht. Es wird versucht, durch die Hintertür Fakten zu schaffen statt

    eine öffentliche Debate zu führen. Das ist undemokratisch und das was

    Herr/Frau Luetzgendorf da schreibt in meinen Augen einfach dumm. "Wo

    Unrecht zu Recht wird, wird Wiederstand zur Pflicht!" Und wer das Gut

    der biologischen Vielfalt und eines jahrtausende alten kulturellen,

    evolutionären Erbes geringer schätzt als eine Sachbeschädigung von

    15,20€, denn genau um diesen Punkt geht es doch in dieser Frage; mit

    verlaub der kann nicht ganz dicht sein!

  • JE
    Jonny Elkmann

    Warum wird mein Kommentar nicht veröffentlicht? War der zu polemisch gegenüber Herr/Frau Luetzgerendorf

     

    MFG

  • L
    luetzgendorff

    Wenn man Sachbeschädigung Sachbeschädigung nennt, ist das also schon "Hetze" und "unterste Schublade? Und wenn die Mehrheit der europäischen Bevölkerung "Gentechnik ablehnt" (was auch immer der Durchschnittsbürger unter Gentechnik versteht), ist dann das Verwüsten von Feldern gerechtfertigt? Ich wette, dass die Bevölkerung auch gegen zahlreiche konventionelle Zuchtmethoden wäre, wenn sie nur wüsste, was da vor sich geht. Und wenn die Mehrheit der europäischen Bevölkerung gegen Minarette wäre, wäre dann die Zerstörung von Minaretten durch selbsternannte Vollstrecker eine "Befreiung"?

     

    Mein Kommentar war weniger auf die Gentechnik bezogen als auf die unredliche Argumentation, die vorgibt, sauber zwischen Gentechnik und konventioneller Zucht unterscheiden zu können und einen Sprachgebrauch, der gewaltsame Aktionen verharmlost.

  • S
    Sebastian

    Manche Kommentare sollte man lieber sein lassen.

    Wenn man gegen gewisse Kommentare hetzt und sich dann selbst auf die Ebene der untersten Schublade begibt - schon seltsam oder?

    Aber nun möchte ich diese Diskussion wieder auf die intelektuelle Ebene heben.

    Es gibt mittlerweile einige unabhängige Studien die die Risiken tatsächlich belegen. Die Betonung liegt auf unabhängig! Ebenso ist die Problematik der antibiotikaresistenten Markergene bekannt und auch diese Risiken unabhängig belegt.

    Außerdem werden derartige Pflanzen bereits in vielen Ländern angebaut. Die Probleme die kritisiert werden,die in Europa verhindert werden sollen, sind dort bereits eingetreten!

    Demokratie bedeutet nicht: -> wenige Wirtschafts-unternehmen entscheiden. Demokratie bedeutet:die Mehrheit der eropäischen Bevölkerung ist dagegen!

    Bitte auch bei der Diskussion immer sachlich bleiben. Die persönliche Ebene hat hier nichts verloren. Also bitte Fakten und keine Hetzparolen.

     

    TAZ mach weiter so!

  • L
    luetzgendorff

    @keks: Bei der Amflora ist das nicht der Fall; es wurde nur mithilfe von Gentechnik ein vorhandenes Gen stillgelegt.

    Aber wenn ich richtig verstehe, wäre der Einbau fremder Gensequenzen sozusagen der casus belli, der Verwüstungen des Denkens, der Sprache, von Feldern und Versuchseinrichtungen rechtfertigen würde? Wer glaubt, der gerechten Sache zu dienen, darf also Selbstjustiz üben?

    Tut mir Leid, aber für mich ist das totalitäres Denken.

  • K
    keks

    nun ja, es scheint mir aber doch ein unterschied darin zu bestehen,ob eine (wie auch immer erzeugte) genetische mutation einer bestehenden sorte angepflanzt wird, oder ob gensequenzen fremder organismen in das dna-material dieser pflanze "eingebaut" werden...

  • L
    luetzgendorff

    Sowohl die Kommentare als auch die Proteste werden immer dümmlicher. Mir kann keiner mehr erklären, warum "herkömmliche" Zucht, bei der Strahlung oder Mutagene eingesetzt werden, um zigtausende von Varianten zu erzeugen, von denen eine dann die gewünschten Eigenschaften hat (wobei keiner weiß, wie stabil die sind und was sonst noch verändert wurde) GUT ist, während Gentechnik, bei der ein bestimmtes Gen gezielt verändert wurde, BÖSE. Die Leute, die sich über Gene aufregen, haben keine Ahnung von Zucht oder Biologie, nur Schaum vorm Mund und im Kopf das Kinderbuch vom braven Bauersmann, der seine Scholle mit dem Pferd beackert.

    Worte wie "Gendreck" und "Feldbefreiung" zu verwenden, finde ich unerträglich, und es ist weit gekommen, dass eine Zeitung mit dem Anspruch der taz sich auf diese Niveau begibt. Das ist der Jargon der SA - Dreck ist eklig, es muss gesäubert werden, die Welt vom Unrat befreit werden, dann wird alles gut - merkwürdige Fantasien, nicht wahr? Es geht doch immer noch um Lebewesen, oder?

    Und die Verwüstung von Feldern Befreiung zu nennen anstatt das, was sie ist, nämlich Sachbeschädigung und Amtsanmaßung, liegt auf der gleichen Linie wie Euphemismen a la "Entsorgungspark", "national befreite Zonen" und "Entglasen" statt Atommülllager, Hetzjagd auf Ausländer und Pogrom. Würde die taz es auch als "Befreiung" beschreiben, wenn ich mit ein paar Mann vorbeikäme, um die Scheiben einzuschlagen, Akten auf die Straße zu werfen und dazu behauptete, dies sei Notwehr, weil die taz unerträglichen Dreck drucken und damit auch noch Geld verdienen würde?

    Manche Leute scheinen eine Diktatur demokratischen Umgangsformen und Regeln allemal vorzuziehen, aber in deren Staat und unter deren Gewalt- und Willkürherrschaft möchte ich nicht leben.