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Kommentar FamilienpolitikNeue Väter per Gesetz

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Auch Männer wollen Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren. Wenn ihnen dabei nicht vom Gesetzgeber geholfen wird, bleibt nur der konservative Familienentwurf.

I st das nicht schön? Jeder vierte Vater nimmt inzwischen Elternzeit. Vor ein paar Jahren tat das fast keiner. Die meisten der heutigen jungen Väter kehren dem Job zwar nur für zwei Monate den Rücken - aber immerhin, findet Familienministerin Kristina Schröder.

Elterngeld und Vätermonate sind wichtig, sie haben einen familienpolitischen Paradigmenwechsel eingeleitet. Um diesen aber tatsächlich zu vollziehen, muss man auch dort ran, wo es für die meisten Eltern nach der Babypause weitergeht: im Job. Wir dürfen nicht müde werden, die Forderungen zu wiederholen: mehr 30-Stunden-Stellen für Frauen und Männer, Teilzeit für Führungskräfte, viel mehr Frauen in Spitzenämter, weg mit der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, Aufwertung der klassischen Frauenberufe.

Aber für diese Forderungen gibt es bislang keine gesetzlichen Vorgaben, sondern nur Selbstverpflichtungen und Appelle an die Unternehmen. Und die bringen es nicht. Wie denn auch, wenn an der Spitze der meisten Firmen noch immer alte Männer sitzen, die ihre Kinder häufig nur von Fotos kennen? Wie sollen die "Chefs der alten Schule" nachempfinden können, dass die "neuen Väter" nicht nur für ein paar Wochen Windeln wechseln wollen, sondern später den Sohn bei der Theaterpremiere sehen und mit der Tochter Fußball spielen möchten? Nicht nur Frauen wollen Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren, auch Männer wollen das.

Bild: privat
Simone Schmollack

ist taz-Redakteurin für Frauen- und Geschlechterpolitik.

Wenn ihnen dabei nicht vom Gesetzgeber geholfen wird, wird es zwar weiter mehr Männer geben, die zwei Monate mit ihren kleinen Kindern verbringen. Aber selbst moderne Paare machen - das zeigen zahlreiche Studien - mit der Geburt des ersten Kindes einen Schritt zurück, hin zu einem konservativen Familienentwurf. Spätestens mit dem zweiten Kind hockt das Paar dann voll drin. Werden diese Väter später, als Chefs, es anders machen? Man hofft es. Aber man muss es sicherstellen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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9 Kommentare

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  • VI
    Vater in Elternzeit

    Ich geniesse jeden Tag meiner zweimonatigen Elternzeit (+ 1 Monat Verlängerung durch Jahresurlaub) mit meinem kleinen Sohn - und bin wütend, dass dies so bald schon wieder vorbei sein muss!! Die "+2"-Monate für Väter erscheinen mir in meiner aktuellen Situation eher wie ein emanzipatorisches Feigenblatt als wie ein Fortschritt - auch wenn mir das Feigenblatt natürlich lieber ist als vollkommen nackt dazustehen.

     

    Grundsätzlich beinhaltet der Kommentar von Frau Schmollack in meinen Augen viel richtiges: Wenn nicht z. B. endlich alle Geschlechter für gleiche Arbeit gleich entlohnt werden, wird die traditionelle Rollenverteilung in der Familie nicht wirklich angetastet werden - der Mann bleibt im Wesentlichen an die Lohnarbeit gekettet wie die Frau im Wesentlichen an die Kinderbetreuungs- und Hausarbeit, egal wie emanzipiert und gleichberechtigt beide ansonsten denken und leben (wollen).

     

    Das ist Konsequenz simpler Arithmetik und eines Elterngeldes, das an Einkommen gekoppelt wird, statt Bedarfe pauschal zu finanzieren. Für viele Familien in unteren und mittleren Einkommensbereichen wird anders mit dem Einkommen kein Familienauskommen sein.

     

    Was mir im Kommentar von Frau Schmollack leider fehlt ist, was schon ilmtalkelly angesprochen hat: Eine Kritik der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in noch ärmer einerseits, noch reicher andererseits, die auch vor Mittelschichten immer weniger halt macht. Was nützt "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", wenn man sich dafür im Niedriglohnsektor gleichberechtigt die Hand schütteln darf? Für immer mehr Familien in Deutschland gilt nicht nur, dass einer Vollzeit arbeiten und die andere hinzuverdienen muss, sondern dass der eine in anderthalb bis zwei Jobs seine Gesundheit ruiniert und die andere wo irgend möglich noch hinzuverdienstrotiert (weswegen wir ja unter anderem auch "unbedingt" überall Ganztagsschulen brauchen...).

     

    Feminismus ohne Kapitalismuskritik bleibt leider häufig auf einem Auge betriebsblind.

  • L
    Lutze

    Ja ja, die blöden dummem Massen müssen halt zu ihren "Glück" gezwungen werden, damit die Vorstellungen einer kleinen, radikalen und völlig ideologisierten Minderheit Realität wird.

    Schrecklich! Social engineering at its worst.

    Da ist es nicht verwunderlich, dass sich mehr und mehr Menschen gegen diesen Nonsens wenden und es ablehnen; dass eben unserer aller Staat von diesen Wenigen Radikalen instrumentalisiert wird.

    Freiheit, eben auch Wahlfreiheit, muss bekämpft werden, gelle...und Toleranz ist nur so lange erstrebenswert, so lange es in die richtige ideologische Richtung geht.

    Sorry, aber diese Mogelpackung geht mehr als nur zu weit, eben so wie der diffamierende Unterton in diesem Artikel Menschen gegenüber, die sich eben anders entscheiden oder bereits entschieden haben.

    So wird links wohl bald zu rechts....nach dem Motto, "Machst Du nicht, wie wir wollen, machen wir ein Gesetz, dann musst Du, sonst kommt Papa Staat und zwingt dich”

    Man nennt es nur “sicherstellen” bis in die absolute Privatsphäe hinein.....klingt alles andere als Tolerant oder Menschenfreundlich.

  • M
    Meino

    Merkt eigentlich niemand wie faschistoid die Artikelaussage ist. Der Staat soll gefälligst den Menschen so umerziehen ujnd durch gesetzliche Massnahmen so verändern, dass er nicht mehr das "konservative Familienmodell" einschlägt.

     

    Haben wir nicht schon genug zerrüttete Familien, und genug unglückliche Kinder in D-Land.

     

    Wer staatliche Interventionen fordert um sein eigenes ideologisch geprägtes Familienmodell in der Bevölkerung zu erzwingen, der verrät eine ziemlich fragwürdiges Gedankengut, dass man nur als faschistoid bezeichnen kann.

  • N
    Normalo

    "Man hofft es. Aber man muss es sicherstellen."

     

    Wer, sehr geehrte Frau Schmollack, ist "man"?

     

    Das Wort "man" als Adressat kategorischer Imperative wird gerne verwendet, um Tagträume als realisierbare Ziele zu tarnen, indem es Zuständigkeiten verschleiert oder solche suggeriert, wo gar keine sind. In diesem Fall kann man sich so gerade noch denken, dass wohl (mal wieder) "die Politik" oder "der Gesetzgeber" die Heilsbotschaft in die Tat umsetzen soll. Wie das zu geschehen hätte, kommt in Ihrem Kommentar aber leider nur sehr nebulös herüber:

     

    Wie soll "man" denn "klassische Frauenberufe" aufwerten? Zuerst mal mit einer Herdprämie (=Aufwertung des mit Abstand klassischsten und auch nach wie vor beliebtesten Frauenberufs)??? Entschuldigen Sie bitte den Sarkasmus, aber in welchem Luftschloss leben Sie, um bestimmen zu wollen, dass gewisse Berufe so und so lukrativ zu sein haben, nur weil Frauen sie so gerne wählen? Was soll überhaupt dieses Festhalten an Rollenklischees? Stören die auf einmal nicht mehr, wenn man mit ihnen mehr Geld für die Frau herbeimoralisieren kann?

     

    Auch die vielleicht verständlicheren Forderungen nach familienfreundlichen Arbeitszeiten und Berufsprofilen lassen sich nicht staatlich umsetzen, wenn nicht in den Unternehmen ein gewisser Kooperationswille besteht. Es wird immer Menschen geben, die freiwillig auf solche Erleichterungen verzichten, weil sie z. B. gar keine Familie haben (wie die meisten Frauen, die heute von einer staatsgewaltigen Erhöhung der Frauenanteile in den Führungsgremien der Wirtschaft profitieren würden). Und solange es sie gibt, werden die allermeisten Bosse diese Menschen geschlechtsunabhängig für belastbarer, zuverlässiger und loyaler halten und sie nach oben bringen. Frauenquoten und erzwungene Teilzeitmodelle würden also zwar mehr Menschen mit zwei X-Chromosomen in die Zentren der Macht befördern, aber nicht unbedingt mehr engagierte Mütter und Väter.

     

    Aber "man" kriegt das bestimmt irgendwie für Sie hin...

  • F
    franziska.qu

    "weg mit der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern" Vermutlich der EU-Gender-Pay-Gap, die -vom stat. Bundesamt Nov. 2010 erläuterte, weil interpretierbedürftige- 23 %-Lohnabstand -Lüge. "Wie denn auch, wenn an der Spitze der meisten Firmen noch immer alte Männer sitzen, die ihre Kinder häufig nur von Fotos kennen"=plumpstes taz-Niveau, Artikel hat fertig.

  • N
    NormalBürger

    "Teilzeit für Führungskräfte, viel mehr Frauen in Spitzenämter"

    Frau Schmollack, wie oft denn noch: Nur weil Ihnen das gefallen würde muss es dem Globalen Konkurrenten noch lange nicht. Führungskräfte geht nicht in Teilzeit.

     

    "Wie denn auch, wenn an der Spitze der meisten Firmen noch immer alte Männer sitzen"

     

    Da es zu dieser Zeit keine Frauen gab, die Firmen gründeten sind es nun mal alte Männer die diese Firmen nach wie vor auch heute noch führen. Es liegt doch an Ihnen und Ihresgleichen weiblichen Geschlechts, Firmen zu gründen und dann aalllles besser zu machen. Sich reinklagen per Quote empfinde ich als eine Unverschämtheit.

     

     

    "Aber selbst moderne Paare machen - das zeigen zahlreiche Studien - mit der Geburt des ersten Kindes einen Schritt zurück, hin zu einem konservativen Familienentwurf. "

     

    Dann lassen Sie doch diese Eltern das tun was sie tun wollen, glauben Sie diese Menschen sind dumm und stehen unter kuratel?

     

     

    Man beachte im Übrigen wieder einmal den abwerteten Ton ggü Väter in Elternzeit (Ist es nicht schön?)

  • A
    Astraia

    das Schließen der Lohnlücke könnte der Gesetzgeber teilweise sogar selbst - der öffentliche Dienst könnte bei sich anfangen.

     

    ich weiß aus einem Bericht des Landtags Schleswig-Holstein das die niedrig entlohnten Stellen vor allem von Frauen besetzt sind - da könnte man eine Lohnlücke schon mal schließen - aber es besteht gar kein Interesse daran!

     

    auch andere frauentypische Berufe sind an den Tarifvetrag des ÖD angelehnt oder werden aus öffentlichen Geldern finanziert ---

     

    da könnte der Staat direkt die Lohnlücke schließen! Er muss nicht immer erst die Unternehmen fragen - eigentlich muss er das ja selber regeln!

     

    hier war vor kurzem eine Kita-Stelle ausgeschrieben für einen gelernte sozialpädagogische Assistentin - 400 EUR Job für 6,67 EUR /Stunde.

     

    wo wir beim nächsten Thema wären: die meisten 400 EUR Jobs ohne Stundenbegrenzung sind wohl von Frauen belegt - die oftmals keine andere Stelle finden - wie wärs mit einem Mindestlohn der dessen Dauer begrenzt und auch den anderen Geringverdienerinnen zugute kommen würde.

     

    vom Mindestlohn würden ebenfalls vor allem Frauen profitieren --- das sind meistens die, die für unter 7,50 EUR arbeiten..

     

    ein Supermarkt hier zahlt tagsüber 6,20 EUR /Std. an die Kassiererinnen.

     

     

    ich seh jede Menge einfache Lösungen zum Schließen der Lohnlücke - bezweifel aber, dass der Gesetzgeber wirklich daran interessiert ist -- ist doch viel bequemer so -- teilweise spart er selber Geld, wenn sie billig arbeiten und auf der anderen Seite gilt weiterhin bloß nicht den Unternehmen auf die Füße treten!

     

    Gerhard Schröder hat doch den größten Niedriglohnsektors Europas versprochen - da muss man weiter dran arbeiten.

  • L
    Lutze

    Ja ja, die blöden dummem Massen müssen halt zu ihren "Glück" gezwungen werden, damit die Vorstellungen einer kleinen, radikalen und völlig ideologisierten Minderheit Realität wird.

    Schrecklich!

    Da ist es nicht verwunderlich, dass sich mehr und mehr Menschen gegen diesen Nonsens wenden und es ablehnen; dass eben unserer aller Staat von diesen Wenigen Radikalen instrumentalisiert wird.

    Freiheit, eben auch Wahlfreiheit, muss bekämpft werden, gelle...und Toleranz ist nur so lange erstrebenswert, so lange es in die richtige ideologische Richtung geht.

     

    Sorry, aber dieser Blödsinn geht mehr als nur zu weit, eben so wie der diffamierende Unterton in diesem Artikel.

    So wird links wohl bald zu rechts....nach dem Motto, "Machst Du nicht, wie ich will, "helfen" wir dir mit Gewalt"....

  • I
    ilmtalkelly

    Jeder vierte Vater nimmt Elternzeit. Welche Einkommen haben die Väter, aus welcher Branche heraus pausiert er 2 Monate.

    Soziale Gerechtigkeit bedeutet, solche Angebote auch für Millionen Väter in hart umkämpften Sozialumfeld möglich zu machen.

    In Ihrem Artikel, Frau Schmollack suggerieren Sie, alle Väter hätten die Wahl. Es gibt immer noch und in aller Regel Lohnunterschiede von Mann und Frau.

    Nicht selten ist gezwungener Maßen die Frau ohne Job, und der Mann kann finanz. bedingt keine Auszeit nehmen. Dass 3/4 der Väter fast einem Dogma der Tradition folgen, hat noch viel mehr Ursachen, als die von Ihnen genannte. Das ist die Dialktik der Schröder und v.d.Leyen. Schön rosa-maskulin verfärbt, aber voll an der harten Realität vorbei.