Kommentar Falsche Religion: Gefühlskalte Christen
Zwei Monate durfte sich eine neuapostolische Christin um behinderte Menschen bei der Stiftung Alsterdorf kümmern. Als die Personalabteilung bemerkte, dass sie sich nicht zum evangelischen Glauben bekennt, wurde sie rausgeworfen.
Z wei Monate durfte sich eine neuapostolische Christin um behinderte Menschen bei der Stiftung Alsterdorf kümmern. Als die Personalabteilung bemerkte, dass sie sich nicht zum evangelischen Glauben bekennt, wurde sie rausgeworfen.
"Neuapostolisch": Die 14 Buchstaben ihrer Konfession brennen den Personalern auf der Seele, wie dem Teufel das Weihwasser auf der Haut. Hysterisch wird das Wort Sekte bemüht, pädagogisch wird von der richtigen Einstellung zum Menschen gelabert. Die fehlt den Stiftungsleuten anscheinend selbst. Denn dass die junge Dame ihre Arbeit zwei Monate lang gut gemacht hat, interessiert niemanden.
Genauso wenig interessiert die Alsterdorfer, an welchen Gott die Steuerzahler glauben, die ihre Einrichtung mitfinanzieren. Wenns ums Geldkriegen geht, ist ihnen jede Glaubensrichtung recht.
Die Arbeitsverträge der Stiftung werden nicht von Religionsprüfern, sondern Bürohengsten gemacht. Allein der formale Eintritt in die richtige Kirche genügt, um der Stiftung dienen zu dürfen. Ob man daran glaubt, ist ohne Belang.
Eine Glaubensprüfmaschine müsste her: Dann könnte überprüft werden, ob Pastoren selber an Gott glauben. Und vor allem, ob die Alsterdorfer Stiftung wirklich an die christlichen Werte glaubt, auf die sie sich allzu gerne beruft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!