Kommentar Facebook gegen Google: Statt Showdown nur Geplänkel
Seit Facebook erfolgreich ist, warten Beobachter auf den großen Showdown mit Google. Doch der beschworene Kampf der Giganten ist ein Kampf gegen eigene Unzulänglichkeiten.
S eit Facebook erfolgreich ist, warten Beobachter auf den großen Showdown mit Google. Immer soll es um nichts weniger gehen als die Vorherrschaft im Netz, die ultimative Deutungshoheit über das Internet.
Tatsächlich funktionieren Google und Facebook auf ganz unterschiedliche Weise. Während Google traditionell auf Algorithmen und mathematische Lösungen setzt, steht Facebook exemplarisch für das Web 2.0, für das soziale Netz. Sie bedienen ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Und Google forciert gerade die soziale Suche: In nächster Zeit werden Suchergebnisse prominenter gemacht, die von Freunden, Verwandten und Bekannten empfohlen wurden.
Natürlich sind Google und Facebook Konkurrenten. Sie sind Konkurrenten auf dem Werbemarkt. Bisher ist Google weit lukrativer. Allerdings hat das Unternehmen es versäumt, sich breiter aufzustellen: Das ganze Modell basiert auf einer Stütze, der Suche. Bricht jemand dort die bisherige Marktführerschaft, kann es schnell zappenduster werden. Also muss man die Suche weiter verbessern und hat dazu von Facebook gelernt.
FRÉDÉRIC VALIN ist Autor von taz.de.
Der von vielen erwartete Showdown ist das nicht. Der kann kommen, sollte Facebook einen Google-Killer bauen. Dass Facebook in diese Richtung denkt, liegt auf der Hand: Zusammen mit Microsoft hat man eine soziale Suche entwickelt und in die Suchmaschine Bing implementiert. Ob die Nutzer der Initiative folgen, ist ungewiss. Keiner weiß, wie wichtig den Usern der eigene Datenschutz ist. Deswegen der Versuch, in dieser Frage Googles Glaubwürdigkeit durch schlechte Presse zu untergraben.
Es ist kein Showdown, eher ein Vorgeplänkel. Die Konkurrenten beschädigen sich mit ihren Lecks und Pannen selbst. Der gern beschworene Kampf der Giganten ist eher ein Kampf gegen eigene Unzulänglichkeiten.
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