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Kommentar FDP-QuotendebatteLiberale brauchen Frauen

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Trotz der Diskussion ist nicht damit zu rechnen, dass die FDP in naher Zukunft frauenfreundlicher wird. Und auch nicht damit, dass sie sich tatsächlich eine Frauenquote verpasst.

J etzt debattiert also auch die FDP über eine parteiinterne Quote. Das ist gut so. Selbst wenn offensichtlich ist, dass die Partei dies nur tut, um sich selbst zu retten, und nicht etwa, weil die gelben Männer plötzlich so lila geworden wären.

Die FDP hat nämlich ein Problem: Sie verliert immer mehr an Glaubwürdigkeit. Das hat vor allem damit zu tun, dass sie überaus männlich geprägt ist. Für Frauen - für Wählerinnen und für Mitglieder - sind die Liberalen nicht attraktiv. Ohne Frauen geht es heute aber nicht mehr. Erst recht nicht in einer Partei, die auf Wirtschaftskompetenz macht und sich als Anwältin für Selbstständige versteht. Denn mittlerweile wird jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet, Tendenz steigend.

Zugegeben, Frauen machen ihre eigenen Geschäfte, Büros und Studios auf, weil sie lieber ein Unternehmensrisiko eingehen, als dauerhaft arbeitslos zu sein. Und die meisten "weiblichen" Firmen sind One-Woman-Businesses. Aber in denen sind sie ihre eigenen Chefinnen, die selbst bestimmen, wo es langgeht.

Bild: privat

SIMONE SCHMOLLACK ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.

Das alles weiß auch die FDP. Trotzdem ist nicht damit zu rechnen, dass die Partei in naher Zukunft frauenfreundlicher wird. Und schon gar nicht ist zu erwarten, dass sie sich demnächst tatsächlich eine Frauenquote verpasst. Zwar hat der Bundesvorstand gerade eine 30-Prozent-Klausel beschlossen, aber die ist so müde formuliert, wie die Männer in der Partei damit umgehen werden. Es wird auch keine Satzungsänderung zugunsten einer 40-Prozent-Quote für alle Parteigremien geben, so wie die Liberalen-Frauen das fordern. Zumal sich die FDPlerinnen untereinander da selbst gar nicht einig sind.

Aber die Diskussion über die Quote und die Gleichstellung von Frauen und Männer ist in der FDP voll entfacht. Die Liberalen können sich nicht ewig gegen Quoten sperren. Klar ist: Die Frauen brauchen die FDP nicht unbedingt. Aber die FDP braucht dringend die Frauen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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4 Kommentare

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  • Y
    Yussuf

    Frauenquoten finde ich egal in welchem Zusammenhang einfach nur nutzlos...

    Steht nicht im Grundgesetz dass Frauen und Männer gleichberechtigt sein müssen?

    Ist es denn gerecht eine Person einfach nur einzustellen weil sie eine Frau ist?

    Nein.

  • S
    Stephanie

    Ich nochmal;

    habe mir gerade den verwandten Artikel "FDP will sich mit Frauen retten" vom 09.02. durchgelesen.

    Demnach sind die zahlenmäßigen Verhältnisse also folgendermaßen:

     

    23% (also knapp ein Viertel)der FDP-Mitglieder sind Frauen.

    Knapp ein Viertel der Bundestagsabgeordneten der FDP sind Frauen.

    3 von 16 (also knapp ein Viertel) der FDP-Landesvorsitzenden sind Frauen.

     

    Wo um Himmels willen soll diese Partei denn ein Gleichberechtigungsproblem haben, dem man mit einer Quote beikommen könnte?

    Ob bei den anderen Parteien weibliche Mandate und Ämter derart haargenau dem weiblichen Mitgliederanteil entsprechen, wage ich zu bezweifeln.

     

    Also selbst wenn Gleichberechtigung ein zentraler politischer Inhalt der FDP wäre (was nicht der Fall ist), wären sie damit extrem glaubwürdig.

    Und dass es bei diesen Zahlenverhältnissen Gleichberechtigung kein ausdrückliches Thema der FDP ist, finde ich sogar nochmal extra gut.

    Die reißen eben nicht lange das Maul auf, die machen's einfach. Kann man das noch besser haben?

     

    "Was man schon erreicht hat, braucht man nicht mehr zu fordern."

    In vielen Zusammenhängen ist dieser Satz Ideologie, aber hier ist er eben mal die Wahrheit. Ist doch prima!

    Wenn es mal eine gute Nachricht gibt, muss man sie auch erkennen.

     

    Ich habe die FDP noch nie gewählt und ich sehe das auch nicht kommen. Insgesamt verabscheue ich diesen Privatisierungs-Atomkraft-Kopfpauschalen-Verein.

    Aber man muss sie ja nun nicht noch schlechter machen als sie sind. So viel Fairness sollte auch dem politischen Gegner gegenüber selbstverständlich sein.

  • M
    Mann

    Würde es um die "Gleichstellung von Frauen und Männer" gehen, würden es eine Frauen-Männer-Quote geben.

     

    Z.B. das beide nicht unter 40% liegen dürfen.

     

    Wenn Quoten dann als Gleichberechtigungsinstrument.

    In Berufszweigen wie Kinderbetreuung, Grundschullehramt und Krankenpflege liegen Männer im niedrigem einstelligen Prozentanteil.

  • S
    Stephani

    Dass es für eine Partei, die auch gewählt werden will, in unseren Zeiten zunehmend zum Problem werden kann, wenn sie Frauen nix zu bieten hat,das leuchtet ein.

     

    Aber warum denn ausgerechnet ein "Glaubwürdigkeitsproblem"?

    Ob man mit seinem Verhalten glaubwürdig ist, hängt doch ausschließlich davon ab, welche Positionen man ansonsten vertritt. Welche Aussage oder Ideologie oder welchen Slogan vertritt denn die FDP, der unglaubwürdig wird, wenn sie in punkto Frauenförderung versagt?

    Da will mir aber so gar nix einfallen.

     

    Die Grünen hätten beispielsweise ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie in ihren Büros keinen Müll trennten.

    Der Papst hingegen ist vielleicht ein Arschloch, wenn er Frauenförderung in der katholischen Kirche unterbindet, aber unglaubwürdig ist er damit noch lange nicht. Im Rahmen aller Äußerungen der katholischen Kirche zu diesem Thema ist das sogar maximal glaubwürdig.

     

    Und gegen Quoten jeder Art zu sein, kann man absolut als liberal im Sinne der FDP verstehen.

    Das ist vollkommen glaubwürdig.

     

    Wörter die irgendwie gut klingen, zwanghaft irgendwie unterbringen zu wollen, ist journalistisch und auch sonst ganz, ganz schlecht.