Kommentar Elbvertiefung: Pfusch der Pfeffersäcke
Niedersachsen will sich nicht in die Rolle des Blockierers drängen lassen, denn für die fehlerhaften Planungen der Vergangenheit trägt Hamburg die Verantwortung.
D iese Elbvertiefung ist kein Selbstläufer. Das ist seit langem allen bewusst, die nicht täglich einen Standort-Shanty auf den Hamburger Hafen singen. Und wenn das Projekt, das seit 2002 geplant wird, noch immer nicht umgesetzt werden konnte, ist das zu allererst die Schuld des Stadtstaats an der Elbe. Nur zu verständlich ist es mithin, dass Niedersachsen sich jetzt nicht in die Rolle des Blockierers drängen lassen will.
Zwei Mal mussten die Planunterlagen wegen Pfuschs vollständig überarbeitet werden. Die Grund dafür war die Hektik der Pfeffersäcke. Hamburg drängte zur Eile, und Hamburg ließ die Provinzler hinter den Deichen wissen, dass sie sich samt ihren Obstbäumen und Schafen nicht so wichtig nehmen sollten. Das ging schief.
Dass Menschen Sorgen um die Sicherheit ihrer Deiche haben können, sollte Hamburgern einleuchten. Dass die ökologischen Schäden der vorigen Elbvertiefung ausgeglichen werden sollten, bevor die Bagger erneut anrücken, sollte selbstverständlich sein. Und dass die Verweigerung norddeutscher Hafenkooperation die Stimmung nicht hebt, liegt auf der Hand.
Zu Gesamtschau gehört aber auch, dass Hamburgs Hafen als Arbeitgeber und Wertschöpfer auch für die Nachbarn unverzichtbar ist. Seine Schwächung liegt nicht in ihrem Interesse. Deshalb dürfte es mit dem Einvernehmen doch noch klappen.
Wahrscheinlich mit dem Zusatz: Zum allerletzten Mal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles