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Kommentar EU-Beschluss zur Leugnung von VölkermordStrafe ersetzt keine Debatte

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Der EU-Rahmenbeschluss nährt die populistische Vorstellung, der Staat solle einfach alles verbieten, was für öffentliche Missbilligung sorgt.

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Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
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3 Kommentare

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  • OS
    Oliver Selinka

    es ist schlichtweg ungeheuerlich wie die Meinungsfreiheit immer mehr reglementiert und eingeschränkt wird. Auch wenn jemand den Holocaust leugnet, in einer freien Gesellschaft sollte man das Recht haben, selbst den grössten Blödsinn von sich zu geben, ohne dass sich die Justiz einmischt. Das heisst auch: Freiheit für die Herren Zündel, Rudolf, Frau Stolz und ähnlich gelagerten Fällen. Wenigstens hat England die Auslieferung von Herrn Töben abgelehnt und wieder auf freien Fuss gesetzt

  • S
    Shrike

    Ich persönlich finde die hier aufgestellte Argumentation fragwürdig.

     

    Die besondere historische Schuld Deutschlands ist zwar kein Hirngespinst, andererseits aber ist der Holocaust über 60 Jahre her, die Massaker auf dem Balkan sind hingegen viel jünger. Die meisten heute lebenden Deutschen haben den Holocaust nicht miterlebt, da sie zu jung sind, wie lange soll die historische Schuld Deutschlands noch in die Gegenwart reichen ?

     

    Gerade die Einzigartigkeit des Holocausts ist ein schwieriges Argument, denn was wäre, wenn es einen noch größeren Massenmord gäbe ? Mit noch mehr Opfern, vielleicht sogar noch (!) systematischerem Morden ? Falls das möglich wäre, und das ist zu befürchten. Wäre der reale Holocaust dann "nur" noch Platz zwei ? Lässt der Holocaust "weniger schlimme" Massaker auch dergestalt "geringer" wirken ?

    Und ist diese Denkweise sinnvoll ?

     

    Auch wenn es hart klingt: Menschen, die auf dem Balkan oder in Ruanda niedergemacht wurden, wäre es bestimmt kein Trost gewesen, sich zu zu beglückwünschen, dass sie ja wenigstens nicht bei jenem Holocaust umkommen, sondern "nur" bei einem kleineren Völkermord, welcher auf keinen Fall mit dem Holocaust in einer Liga spielt und daher auf keinen Fall mit diesem verglichen werden darf.

     

    So gesehen könnte man eben auch fragen, ob nicht auch der Holocaust umgekehrt andere Massenmorde relativiert und "geschrumpft" erscheinen lässt. Daher ist die Frage ob, Völkermord geleugnet werden darf oder nicht, für mich eine allgemeine Frage, bei der man eigentlich keine Unterschiede machen sollte. Natürlich spricht dagegen, dass Geschichte niemals diktiert werden sollte, sondern erforscht und durch Beweise gestützt werden muss.

     

    Wenn der Holocaust so gut dokumentiert ist (und dies ist der Fall), warum dann die Leugnung verbieten, so als ob man sich seiner Sache nicht sicher wäre ? Wenn man die Leugnung aber verbietet, warum dann nicht möglichst überall ? Sind die Deutschen besonders in Gefahr, Verbrechen zu wiederholen ? Gerade Ruanda und der Balkan zeigen, dass die Deutschen kein Monopol auf solcherlei Greueltaten haben, wobei der Holocaust sicherlich stark heraussticht. Dennoch: Derlei könnte wieder passieren, selbst im Kaliber des Holocaust. Auch außerhalb Deutschlands.

     

    Übrigens sollte man auch die noch nicht exakt ermittelte Zahl der Opfer von Stalin und Mao in Betracht ziehen, die möglicherweise sehr viel höher war als die des deutschen Holocausts.

     

    Auch hier muss gelten:

    Das eine macht das andere eben nicht besser.

  • AT
    Andreas Thomsen

    Irgendwann wird dann noch die Leugnung der "Klimakatastrophe" verboten ...