Kommentar Dschihadisten in Damaskus: Fassbomben, Typhus und jetzt der IS
Der Islamische Staat hat das Palästinenserviertel Jarmuk in Syriens Hauptstadt erobert. Dem Assad-Regime kommt das gelegen.
V or zwei Jahren wurde das rebellische Damaszener Palästinenser- und Studentenviertel Jarmuk von der Brot-, Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten. Auch jede medizinische Versorgung für die etwa 18.000 Menschen dort stellte das Assad-Regime unter Strafe. Das Hungern und das Sterben begann, zudem breitete sich Typhus aus.
Ein Foto, das 2014 um die Welt ging, zeigt Zustände, die ans Warschauer Ghetto erinnern (s.o.). Jarmuk wurde zum Sinnbild für das Leiden der syrischen Bevölkerung – sowie für die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft. Denn auch nach der Aufgabe der säkularen Rebellen 2014 änderte sich die humanitäre Situation nur unwesentlich. Bis heute ist es dem UNHCR nur erlaubt, Nahrungsmittel einzuschleusen, die für etwa 400 Kalorien pro Person reichen. Sei’s drum, Jarmuk wurde vergessen.
Doch nun ist Jarmuk zurück in den Schlagzeilen – dem Islamischen Staat (IS) sei Dank. Seine Milizen marschierten dort ein. Natürlich ist dieser Vormarsch ein Problem. Es fragt sich aber, warum das Assad-Regime nicht in der Lage ist, ein Stadtviertel in der Hauptstadt zu verteidigen? Und was macht eigentlich die von den USA geführte Allianz gegen den IS?
Aber vielleicht kommt der Vormarsch des IS dem Assad-Regime sogar gelegen. Immerhin, was Fassbomben (jetzt werden noch mehr abgeworfen), Hunger und Typhus noch nicht erledigen konnten, dürften jetzt die IS-Fanatiker zu Ende bringen und Assad als das geringere Übel erscheinen lassen.
Im Westen funktioniert diese Strategie – allen UN-Zahlen zum Trotz. Die belegen, dass die rund 220.000 Toten in Syrien zu etwa 80 Prozent auf das Konto des Assad-Regimes gehen. Dieser Zynismus ist unerträglich. Doch er geht nicht von diesen Zeilen aus; sie spiegeln ihn nur wider.
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