Kommentar Drogenhandel: Mit Markt gegen Mafia
Auf dem baldigen Drogengipfel könnten die USA ordentlich unter Druck geraten. Denn sogar konservative lateinamerikanische Politiker drängen auf die Entkriminalisierung.
W ird Kokain und Marihuana legal angebaut und gehandelt, braucht es dafür keine korrupten Beamten, keine geheimen Transportwege, keine kriminelle Verkaufsstruktur. Die Preise würden rapide sinken, die Beschaffungskriminalität ginge zurück. Kolumbianische oder mexikanische Bauern könnten für den „freien Markt“ produzieren, wären nicht dem Terror skrupelloser Kartelle ausgesetzt. Es spricht sicherheitspolitisch alles dafür, die Drogen zu entkriminalisieren – weltweit.
Die Eskalation im mexikanischen Drogenkrieg hat deutlich gemacht, dass der Versuch, die Kartelle mit Soldaten zu bekämpfen, gescheitert ist. Das haben selbst rechte Hardliner wie Guatemalas Präsident Molina erkannt; andere lateinamerikanische Politiker setzen sich schon lange für eine Entkriminalisierung ein. Allein die Konsumentenländer machen nicht mit.
Bis heute blockiert Washington jeden Versuch, und konnte auf die Unterstützung US-naher Latino-Regierungen setzen. Doch das hat sich geändert. Auch Molinas konservativer kolumbianische Kollege Santos und andere stellen sich gegen die USA. Wenn also in zwei Wochen die Staatschefs auf ihrem „Amerika-Gipfel“ über die Drogenpolitik sprechen, steht Washington einer breiten Front gegenüber. Die US-Regierung dürfte ernsthaft unter Druck geraten.
Naiv wäre es aber, zu glauben, eine Entkriminalisierung würde Schluss machen mit den Kartellen. Richtig ist: Die Mafia in Lateinamerika ist durch die Illegalisierung der Drogen zu dem geworden, was sie heute ist. Inzwischen ist sie jedoch in vielen Geschäftszweigen tätig: Waffenschmuggel, Entführungen, Schutzgelderpressungen. Wer also die Mafia zerschlagen will, muss gegen korrupte Beamte und Polizisten, vor allem aber gegen die Hintermänner in Politik und legaler Wirtschaft vorgehen.
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