Kommentar Dorfschulen-Streit: Unbequeme Ansagen

Wenn die demographischen Prognosen stimmen, wird das Land nicht jeden Dorfschul-Standort halten können.

Sie wollen, dass die Schule im Dorf bleibt, dass kurze Beine kurze Wege haben. Das, was das Netzwerk der Dorfschulen in Schleswig-Holstein fordert, klingt sympathisch und unterstützenswert. Eine nahe Schule ist ohne Frage wertvoll für die Schüler, eine Schule im Ort ist natürlich ein starkes Argument für Dörfer, die gegen die Landflucht kämpfen und versuchen, neue Bewohner zu gewinnen – am besten dringend benötigte Fachkräfte wie Ärzte.

Doch die bittere Wahrheit ist: Man wird perspektivisch nicht jede Schule halten können. Wenn die demographischen Prognosen stimmen, wird es im ganzen Land deutlich weniger Schüler geben und besonders bemerkbar wird das in den ländlichen Gegenden sein. Wenn jede Schule im Land ein ähnliches Grundangebot haben soll, wird es für das klamme Schleswig-Holstein nicht bezahlbar sein, jeden Standort zu halten.

Der Konflikt geht also weit über die beiden Dithmarscher Schulen hinaus. Deswegen ist es konsequent, dass das Netzwerk die Debatte ins Land trägt. Es sollte dabei nicht nur um die einzelnen Schulen gehen und die Frage, ob Grundschülern frühmorgendliche Fahrerei zugemutet werden kann, sondern wie viel. Angesichts der Prognosen braucht es klare, ja unbequeme, Ansagen und Planungen von Landesregierung und Regionalpolitik. Solange es diesen Plan nicht gibt, sollte es keine vorschnellen Schulschließungen geben.

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Jahrgang 1986. Arbeitet seit 2010 für die taz, zunächst als Volontär, jetzt vor allem für die Nord-Redaktion in Hamburg. Schwerpunkte: Politik und Gesellschaft in Schleswig-Holstein, Kirchen, Medien.

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