Kommentar Cyclassics: Ungehorsam allerorten

Die Vattenfall-Cyclassics sollen direkt gestört werden. Bleibt zu fragen, ob hier nicht das Instrument des zivilen Ungehorsams in einer unangemessenen Weise ausgeweitet wird.

Baustellenbesetzungen, Abseil-Aktionen und jetzt eine "direkte Störung" der Cyclassics: Man kann sich fragen, ob hier nicht das Instrument des zivilen Ungehorsams in einer unangemessenen Weise ausgeweitet wird. Die Kampagne gegen Vattenfall operiert in sehr grundsätzlicher Weise und mit Schwarz-Weiß-Positionen in einem komplexen Politikfeld.

Sich hier auf Gewissensentscheidungen zu berufen, ist schwierig: Keiner kann sagen, ob eine radikale Absage an Kohlestrom in Deutschland tatsächlich zu den erwünschten Folgen führt. Vielleicht importieren wir stattdessen in 20 Jahren Atomstrom aus der Ukraine.

Aber auch den Formen des Widerstands gebührt eine differenzierte Betrachtung: Was "Gegenstrom 10" plant, sieht auf den ersten Blick gefährlich aus: 40 Stundenkilometer schneller Radrennfahrer-Pulk rast in Blockade - diese Phantasie dürfte nicht eintreten. Die Kampagne hat sich durchaus subtilere Vorgehensweisen überlegt und legt es ausdrücklich darauf an, das Publikum nicht zu verprellen.

Mit ungewöhnlichen, den Rahmen des Erlaubten strapazierenden Aktionen um Aufmerksamkeit zu heischen, ist legitim - wenn es um eine grundlegende Zukunftsfrage geht. Jetzt kommt es darauf an, dass die Veranstalter und die Polizei unverkrampft mit dem spielerischen Protest umgehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.