Kommentar Cameron im Murdoch-Skandal: Premier, geh einfach!
Das Bedauern von Premier David Cameron geht am eigentlichen Problem vorbei. Wäre es ihm ernst, müsste er gehen.
E r ist noch einmal davongekommen - aber es wird ihm vermutlich nichts nutzen. Denn was David Cameron an Bedauern und Halbentschuldigungen über seine persönliche Rolle im Abhörskandal und seine Kontakte zum Medienreich des Rupert Murdoch gestern im Unterhaus zum Besten gab, geht am Kardinalproblem vorbei.
Er, Cameron, hat den früheren News-of-the-World-Chefredakteur Andrew Coulson eingestellt, obwohl er wusste, dass dieser wegen Telefon-Hackings bei dem Blatt vor die Tür gesetzt worden war. Cameron hat Coulson vertraut - zu einem Zeitpunkt, als der Murdoch-Clan ihm schon nicht mehr vertraute.
Dass er Coulson eine "zweite Chance" geben wollte, ist dabei so irrelevant wie Camerons mehrfach strapazierte Verteidigungslinie, Coulson habe sich in Downing Street rein gar nichts zuschulden kommen lassen: Cameron hat 2010 wiederholt kritische Hinweise auf Coulsons "Vorleben" ignoriert, nun ist der ehemalige Kommunikationsdirektor der seidene Faden, an dem sein Schicksal hängt.
ist Medienredakteur der taz.
Dass der Premier eine "vollständige und freimütige Entschuldigung" ankündigte, falls sich belegen lässt, dass Coulson doch von den Hackings wusste und gelogen hat, ist so frech wie zu wenig - und auch Cameron selbst klar.
Der Premier tritt nun die Flucht nach vorn an: Er lässt Führung und Kontrollmechanismen bei der Polizei, die britische Medienordnung und vor allem das Beziehungsgeflecht zwischen Politik, Parteien und Presse gleich von mehreren unabhängigen Untersuchungen auf den Prüfstand stellen. Widerwillig spendet ihm die Labour-Party dafür Beifall. Denn sie steckt selbst mindestens so tief im Sumpf der Ranwanzer an die vermeintlich übermächtigen Medienmoguln wie die Konservative Partei.
Wäre es Cameron ernst mit der "Katharsis", die das Verhältnis von Politik und Medien neu bestimmen müsse, dann wäre jetzt ein Selbstopfer fällig: der sofortige Rücktritt des Premierministers.
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