Kommentar Burka-Verbot in Niedersachsen: Ab in die Mitte
Den Grünen geht es nicht nur um die Musliminnen, sondern auch um das gesunde Volksempfinden.
N och bevor der notorische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) konkrete Pläne vorlegt, das Tragen von Burkas im öffentlichen Dienst zu verbieten, stellen sich die oppositionellen Grünen an seine Seite - oder: an die Spitze der Bewegung.
Die Debatte um das Verbot des Ganzkörperschleiers ist populistisch und islamfeindlich. Populistisch, weil es keinerlei Anlass gibt: Aus Niedersachsen ist kein Fall einer Staatsdienerin mit Burka bekannt. Islamfeindlich, weil mit dem Getöse über das Burkaverbot ein Bild des Islams als frauenfeindliche Problemreligion gezeichnet werden soll, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat.
Warum machen gerade Grüne so was? Offensichtlich ist ihnen der Erfolg zu Kopf gestiegen. Nachdem sie in Baden-Württemberg die SPD hinter sich gelassen haben und dasselbe wohl in zwei Wochen in Bremen mit der CDU schaffen werden, wollen sie die bürgerliche Mitte dauerhaft besetzen. Und wie ginge das einfacher, als mit Populismus im Gewand eines wohlfeilen Feminismus zu Gunsten von imaginierten geschundenen Musliminnen?
Dass es nicht nur um die geht, sondern auch um das gesunde Volksempfinden, lässt die Vorbemerkung zum grünen Beschlussvorschlag durchblicken: "Bei einer großen Mehrheit der Menschen führt das Tragen eines Ganzkörperschleiers zu Irritationen, Verunsicherung bis zu klarer Ablehnung" heißt es dort. Na dann, her mit dem Verbot.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
+++ Die USA unter Trump +++
Trump entlässt den Generalstabschef der US-Streitkräfte