Kommentar Bundesliga: Die Schlacht verloren, den Krieg ...
Der FC Bayern München kann sich auf ein langjähriges Duell mit Borussia Dortmund einstellen. Will er es gewinnen, braucht er dringend einen Innovationsschub.
R om oder Karthago? Karthago oder Rom? Der Zweite Punische Krieg dauerte 17 Jahre, und eine Zeit lang sah es so aus, als würde Hannibal den Römern eine Niederlage zufügen. Doch dann schlug Rom in der Schlacht von Zama zurück. Scipio der Ältere triumphierte.
Nun, man tut dem erfolgreichen Feldherrn sicher Unrecht, wenn man ihn mit Uli Hoeneß vergleicht, aber ein wenig wird sich der Präsident des FC Bayern in Scipio, was frei übersetzt „Eisenstange“ bedeutet, wiedererkennen. Denn Scipio hatte zwar ein paar Schlachten gegen die Karthager verloren, aber nicht den Krieg.
Die Bayern haben jetzt viermal hintereinander gegen Borussia Dortmund verloren und allem Anschein nach auch die deutsche Meisterschaft 2012, aber die wahren Herausforderungen kommen erst noch für Uli Hoeneß und Kompagnons. Als da wären: Die Dortmunder in den nächsten Jahren in den Griff bekommen. Und: Im Mai die Champions League im eigenen Stadion gewinnen.
ist Redakteur im Sportressort der taz.
Das eine ist so schwierig wie das andere. Aber aus dem Spiel vom Mittwoch lassen sich ein paar Lehren ziehen, kurz- und langfristige. Zunächst einmal ist es nicht unwahrscheinlich, dass es zukünftig in der Bundesliga zu einer doppelten Hegemonie kommt. Die Prognose: Bayern und Dortmund dominieren die Liga – ähnlich wie Barcelona und Real Madrid die Primera División. Bayern dürfte es sich nicht gefallen lassen, immer wieder in die Dortmunder Falle zu tappen.
Sie werden so viel Innovationskraft aufbringen wie nötig, um den Borussen Paroli zu bieten. Bayern sollte zum Beispiel seine Transferpolitik überprüfen. Ist es der richtige Weg, immer nur „fertige“ Spieler oder Stars zu kaufen? Müssten nicht noch mehr Talente aus der eigenen Fußballschule eingebunden werden?
Gerade die Stars versagten im sogenannten Gigantengipfel am Mittwochabend kläglich. Franck Ribéry verteidigte schlichtweg dilettantisch. Der Franzose rieb sich in den Defensivduellen auf und konnte vorn nicht mehr seine gefürchteten Flügelsprints ansetzen. Arjen Robben wurde sogar zur tragischen Figur des Spiels. Er verschoss einen Elfmeter, den er zuvor geschunden hatte, und vergab Bayerns größte Chance. So durchschaubar wie Robben spielte, war er bei Dortmunds Defensivstrategen bestens aufgehoben.
Was heißt das nun? Es bringt den Bayern wenig, ihre Kreativspieler hinten zu verschleißen. Sie müssen mehr Laufarbeit aufbringen. Die Bayern sprinten zu wenig und schrubben zu wenig Kilometer. Das reduzierte Pensum mag reichen für Hertha BSC, auch für Olympique Marseille. Für Dortmund reicht es nicht. Will der FC Bayern die Champions League gewinnen, dann muss der Rekordmeister auch weniger berechenbar werden. Die ewigen Robbery-Tricks kennt mittlerweile jeder Kreisligakicker.
Es gibt also viel zu tun für Scipio, äh, Uli Hoeneß und die Trainer des FC Bayern. Es ist davon auszugehen, dass sie nicht 17 Jahre warten wollen, bis sie Borussia Dortmund niedergerungen haben.
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