piwik no script img

Kommentar BundesligaDie Schlacht verloren, den Krieg ...

Kolumne
von Markus Völker

Der FC Bayern München kann sich auf ein langjähriges Duell mit Borussia Dortmund einstellen. Will er es gewinnen, braucht er dringend einen Innovationsschub.

R om oder Karthago? Karthago oder Rom? Der Zweite Punische Krieg dauerte 17 Jahre, und eine Zeit lang sah es so aus, als würde Hannibal den Römern eine Niederlage zufügen. Doch dann schlug Rom in der Schlacht von Zama zurück. Scipio der Ältere triumphierte.

Nun, man tut dem erfolgreichen Feldherrn sicher Unrecht, wenn man ihn mit Uli Hoeneß vergleicht, aber ein wenig wird sich der Präsident des FC Bayern in Scipio, was frei übersetzt „Eisenstange“ bedeutet, wiedererkennen. Denn Scipio hatte zwar ein paar Schlachten gegen die Karthager verloren, aber nicht den Krieg.

Die Bayern haben jetzt viermal hintereinander gegen Borussia Dortmund verloren und allem Anschein nach auch die deutsche Meisterschaft 2012, aber die wahren Herausforderungen kommen erst noch für Uli Hoeneß und Kompagnons. Als da wären: Die Dortmunder in den nächsten Jahren in den Griff bekommen. Und: Im Mai die Champions League im eigenen Stadion gewinnen.

Bild: taz
Markus Völker

ist Redakteur im Sportressort der taz.

Das eine ist so schwierig wie das andere. Aber aus dem Spiel vom Mittwoch lassen sich ein paar Lehren ziehen, kurz- und langfristige. Zunächst einmal ist es nicht unwahrscheinlich, dass es zukünftig in der Bundesliga zu einer doppelten Hegemonie kommt. Die Prognose: Bayern und Dortmund dominieren die Liga – ähnlich wie Barcelona und Real Madrid die Primera División. Bayern dürfte es sich nicht gefallen lassen, immer wieder in die Dortmunder Falle zu tappen.

Sie werden so viel Innovationskraft aufbringen wie nötig, um den Borussen Paroli zu bieten. Bayern sollte zum Beispiel seine Transferpolitik überprüfen. Ist es der richtige Weg, immer nur „fertige“ Spieler oder Stars zu kaufen? Müssten nicht noch mehr Talente aus der eigenen Fußballschule eingebunden werden?

Gerade die Stars versagten im sogenannten Gigantengipfel am Mittwochabend kläglich. Franck Ribéry verteidigte schlichtweg dilettantisch. Der Franzose rieb sich in den Defensivduellen auf und konnte vorn nicht mehr seine gefürchteten Flügelsprints ansetzen. Arjen Robben wurde sogar zur tragischen Figur des Spiels. Er verschoss einen Elfmeter, den er zuvor geschunden hatte, und vergab Bayerns größte Chance. So durchschaubar wie Robben spielte, war er bei Dortmunds Defensivstrategen bestens aufgehoben.

Was heißt das nun? Es bringt den Bayern wenig, ihre Kreativspieler hinten zu verschleißen. Sie müssen mehr Laufarbeit aufbringen. Die Bayern sprinten zu wenig und schrubben zu wenig Kilometer. Das reduzierte Pensum mag reichen für Hertha BSC, auch für Olympique Marseille. Für Dortmund reicht es nicht. Will der FC Bayern die Champions League gewinnen, dann muss der Rekordmeister auch weniger berechenbar werden. Die ewigen Robbery-Tricks kennt mittlerweile jeder Kreisligakicker.

Es gibt also viel zu tun für Scipio, äh, Uli Hoeneß und die Trainer des FC Bayern. Es ist davon auszugehen, dass sie nicht 17 Jahre warten wollen, bis sie Borussia Dortmund niedergerungen haben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • R
    reblek

    Ich halte nicht viel von den "analytischen" Fähigkeiten in der Sektion "Sportjournalismus", auch wenn sich die taz häufig wohltuend vom allenthalben grassierenden Geschwätz abhebt, das fast durchweg von Fans in die Druckerpressen entlassen wird. Ich empfehle einen Blick in die Zeitungen von September 2011. Da steht praktisch durch die Bank zu lesen: "Wer will/kann/soll diese Bayern stoppen?" Damals war die sportliche "Analyse" glasklar: Der FC Bayern macht einen Durchmarsch zur "deutschen Meisterschaft" - obwohl es sich dabei lediglich um die DFB-Meisterschaft handelt, aber der Nationalismus darf sich in diesem Gewerbe halt tummeln. Und was ist aus diesem "analytisch-prognostischen" Geschreibe geworden? "Niemand kann den BVB stoppen." Und das ist den Verfassern dieser an der Konjunktur orientierten "Analysen" nicht einmal peinlich.

  • K
    Kampdradler

    Für mich ist mittlerweile die Luft aus dem deutschen Fußball raus. Als neutraler Zuschauer ist es mir zuwider, dass eine Mannschaft das Geschehen Jahr für Jahr bestimmt. Dortmund hat es verdient und steht zurecht da oben, keine Frage, aber für mich wird das nun zur Tristesse, denn es ist zu befürchten, dass es in der kommenden Saison genau so weiter gehen wird, da der Kader der Bayern ist der Mehrfachbelastung nachweislich nicht gewachsen und der Belastung einer Saison, die einem großen Turnier folgt, nicht gewachsen ist. Drei Mal in Folge derselbe Meister? Viele scheinen damit glücklich zu sein, solange nicht die Bayern Meister werden, mir ist das aber ein Graus - zu Mal sich der BVB und dessen Fans mittlerweile auch viele Manierismen einer Mannschaft, die an der Spitze steht, angeeignet hat.

     

    Für mich ist die Saison jedenfalls vorbei. Die Liga ist durch. Der BVB wird wieder Meister werden, und im Glanze dieses Erfolges wird niemand darüber reden, dass dem BVB noch eine ganze Menge zur absoluten Spitze fehlt. Aber vielleicht ist der deutsche Vereinsfußball deswegen und nicht aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen, mit denen die Ligen in den internationalen Wettbewerbe gegeneinander antreten, im internationalen Vergleich so erfolglos. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass alle nur auf die Bayern schauen und sich damit zufrieden geben, die Bayern zu schlagen. Ist das internationale Geschäft für die Deutschen nur die Kür, die noch ein wenig Geld bringt?

     

    Natürlich kann man es dem BVB nicht zum Vorwurf machen, dass die Liga langweilig geworden ist. Der BVB macht nur sein Ding, und das macht er gut. Man muss eher die Frage stellen, ob in München ein Konzept oder aber Vetternwirtschaft regiert, oder warum Schalke nie den letzten Schritt gehen kann. Aber das ändert nichts daran, dass die Liga unter der Dominanz eines Klubs an Reiz verliert. Ich schau mir jetzt jedenfalls nur noch die Champions League an - ohne große Hoffnung, dass die Bayern mit dem in der Breite zu schwachen Kader etwas reißen wird -, und erwarte die Europmeisterschaft, jedoch ohne große Vorfreude, dass wir bereits eine Antwort auf das Spiel der Spanier haben. Und mit Blick auf die kommende Saison macht mir Fußball im Moment wahrlich keine Freude.