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Kommentar Bundesbank und SarrazinKniefall der Bundesbank

Kommentar von Rudolf Hickel

Der Kämpfer für Diskriminierung von Migranten und Geringverdienern beweist sich als Meister der schnöden Geldgier und die Bundesbank hat sich blamiert.

D ieser Deal, der erkaufte Rücktritt von Thilo Sarrazin durch die Datierung der Pensionierung auf 2014, zeigt zweierlei: Der Kämpfer für Diskriminierung von Migranten und Geringverdienern beweist sich nun als Meister der schnöden Geldgier. Aber auch die Bundesbank hat sich blamiert. Denn eigentlich wird bei einem freiwillige Rücktritt die Pension im öffentlichen Dienst gestrichen. Stattdessen bezahlt jetzt die Bundesbank gemeinsam mit dem Bundespräsidialamt für das überfällige Ausscheiden von Sarrazin. Und wem wird die Rechnung am Ende vorlegt? Letztlich dem Bundeshaushalt, der weniger Bundesbankgewinne zugewiesen bekommt.

Der umwegige Schulterschluss der Bundesbank mit Sarrazin kostet sie weltweit Vertrauen. Nach seinen Pöbeleien über sogenannte Kopftuchmädchen in der Zeitung Lettre hatte er nach einer Aussprache mit dem Bundesbankvorstand erklärt: "Ich werde in Zukunft bei öffentlichen Äußerungen mehr Vorsicht und Zurückhaltung walten lassen." Doch was zählt schon der Ruf, wenn die Kampfansage an Migranten viel Geld einbringt und die Rentenansprüche in die Höhe treibt? Wenns um seine Finanzen geht, kann Sarrazin rechnen.

Aus all dem folgt: Das Bundesbankgesetz muss novelliert werden. Der Job eines Vorstandsmitglieds ist zu wichtig, als dass er zur lukrativen Versorgung von Politikern missbraucht werden dürfte. Qualität und persönliche Integrität sind bei der Berufung endlich sicherzustellen.

Jetzt hat die Bundesbank eine prima Gelegenheit, die hartnäckige Diskriminierung von Frauen - vor Jahrzehnten durfte eine einzige Frau der Männerrunde angehören - zu beenden und eben eine Frau in den Vorstand zu berufen - am besten eine mit muslimischem Hintergrund.

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6 Kommentare

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  • KS
    Klaus Störtebecker

    Sarrazin zählte bis vor wenigen Wochen zur ELITE dieses Landes !!! Was für eine (selbsternannte) Elite ist hier eigentlich an der Macht ???

  • N
    Nadi

    Sehr guter Kommentar - am Ende zahlt m.M. der Steuerzahler für Sarrazin.

     

    Jeder normale Angestellte würde für solche Eskapaden Dauerstress mit dem Arbeitsamt und den Gerichten haben - dieser Typ nicht. Er weiß um seinen elitären Status und den nutzt er, um auf arme Menschen zu feuern. Am Ende sogar mit Biologismus und Psyeudo-Genetik.

    Das ist ein Schmierstück!!

  • H
    Hamburgerx

    Wo verbreitet Sarrazin denn undemokratische und hasserfüllte Aussagen? Was in Sarrazin immer wieder reininterpretiert wird, muss einen wirklich schon wundern.

    Sich an sachlichen Thesen sachlich abzuarbeiten, scheint eine schwindende Tugend in diesem Land zu sein.

  • K
    Krause

    "Qualität und persönliche Integrität sind bei der Berufung endlich sicherzustellen.

    Jetzt hat die Bundesbank eine prima Gelegenheit, die hartnäckige Diskriminierung von Frauen - vor Jahrzehnten durfte eine einzige Frau der Männerrunde angehören - zu beenden und eben eine Frau in den Vorstand zu berufen - am besten eine mit muslimischem Hintergrund."

     

    Ihnen ist klar, dass Sie sich widersprechen. Es soll doch zukünftig auf die Kompetenz ankommen und nicht auf andere Merkmale wie Geschlecht oder Religion.

  • FW
    Fritz Wert

    Hickel bringt's (mal wieder) auf den Punkt. Die Lungelei nebst Pseudo-Rausschmiss haben ein Geschmäckle - allerdings hatte das auch schon die Berufung Sarrazins.

     

    Betätigte er sich nicht schon zu Berliner Senatorenzeiten als Profilneurotiker (Pullis statt Heizung)? Man hätte wissen können, wen man sich da ins Haus holt.

     

    Das Bundesbankgesetz gehört geändert. Hätte Sarrazin keine Prominenz, hätte sich sein Schmarrn nicht verkauft, niemand hätte ihn beachtet. Und so gehört es eigentlich!

  • AG
    abgehobener, geldgieriger Rassist

    Spätestens nachdem öffentlich wurde, wie viel Sarrazin monatlich an Bezügen erhalten wird(10.000+, pro MONAT), kann sich jeder, der mindestens eine Gehirnzelle besitzt, denken, wie informiert dieser geldgierige Rassist wirklich ist. Was hat der für eine Ahnung vom Leben eines Durchschnittsmenschen(Deutsch oder nicht....)? Von der Härte des Lebens, Arbeitssuche, Familie durchzubringen müssen, usw.?! Gar keine, denn er ist- wie die meisten Politiker und Prominenten- einfach abgehoben und vertreibt sich jetzt die Zeit damit, Rassismus und Islamophobie zu verbreiten, denn er merkt ja, das lohnt sich richtig. Die hart arbeitende Unterschicht(Deutsche oder nicht), Arbeitslose, Einwanderer- das sind für einen wie ihn doch nur Parasiten und bestenfalls Sklaven. Das Schlimmste daran ist der Beifall, den er aus allen Ecken bekommt- PFUI, jeder, der dieser Person beiflichtet sollte sich schämen.

    Ich möchte auch gerne Geld dafür haben, undemokratische und hasserfüllte Aussagen von mir geben zu dürfen, aber sorry, nein danke. Kaufen lassen tun sich nur bestimmte Leute....