Kommentar Bremer Pferde-Rennbahn: Aufgalopp statt Bankrott

Der Bremer Rennverein hat den Senat und die Öffentlichkeit über seine wahre finanzielle Situation getäuscht, um weitere Subventionen zu bekommen.

Die Dreistigkeit ist bemerkenswert: Lautstark klagte der Bremer Rennverein über leere Kassen, die dringend eine neuerliche Subventionierung des Traditionssports erforderten. Der Vorstand drohte mit Rücktritt, mit Investitionsruinen und Identitäts-Erosion. Doch was nach dem gefühlten Untergang des Abendlandes klang, erweist sich jetzt als strategischer Bluff: Nachdem der Senat hart blieb, outet sich der Verein als uneingeschränkt solvent. Karfreitag wird angaloppiert.

Nun muss man es unseren etwas wohlhabenderen Mitbürgern nicht automatisch verübeln, wollen sie ihr Lieblingsspielzeug behalten. Doch schon einmal hat der Rennverein bewiesen, dass ehrliche Ansagen und kaufmännische Verlässlichkeit keines seiner Markenzeichen sind. Vor dreieinhalb Jahren flossen 1,4 Millionen Euro als letzte Zuwendung, wofür er die Grünpflege des Rennareals bis 2019 garantierte. 2012 war das Geld aufgebraucht – der Ruf nach mehr erfolgte.

Hinter dem jetzigen Zugeständnis, auch allein zurechtzukommen, steckt offenbar abermaliges Kalkül. Anders als die frühere große Koalition ist Rot-Grün nicht gewillt, dem Honoratioren-Verein alles durchgehen zu lassen: Sollte er seine Satzungszwecke nicht mehr erfüllen, drohen Subventions-Rückforderungen. Es geht also nicht nur um den Erhalt großbürgerlichen Flairs, wenn zu Ostern wieder die Pferde rennen.

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2001 bis 2016 Kulturredakteur der taz mit Sitz in Bremen

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