Kommentar Bohrinsel: Unfälle müssen teuer werden
Die Erdöl-Förderung in empfindlichen Meeresregionen ist unverantwortlich. Ein internationaler, aus Gewinnen der Ölförderung gespeister Fonds für den Schadensfall ist nötig.
E s ist absurd: Mit sündhaft teurer Spitzentechnologie wird in unzugänglichsten Meeresregionen nach Öl gesucht. Und im Falle eines Unfalls herrscht völlige Hilflosigkeit. Während die Regierungen und Ölkonzerne einen großen finanziellen und diplomatischen Aufwand betreiben, um Lagerstätten aufzustöbern und auszubeuten, ist die Vorsorge für den Katastrophenfall gering. Dabei werden wir noch viele, schlimmere Unfälle zu sehen bekommen als die Explosion der "Deepwater Horizon".
Experten sind sich einig, dass diese Bohrinsel des Schweizer Unternehmens Transocean dem neuesten Stand der Technik entspricht - sicherer geht es wohl nicht. Doch die Einsatzorte der Plattformen werden riskanter, die Förderregionen liegen in immer tieferen Meeresregionen. Die Arktis-Anrainer bereiten die Ausbeutung der Vorkommen in der Barentssee vor, vor der Westküste Afrikas entstehen neue Bohrflächen.
Die Förderung von Erdöl in empfindlichen Meeresregionen ist unverantwortlich. Weil aber sowohl Regierungen als auch Ölkonzerne nicht den Eindruck machen, auch nur auf einen Tropfen Öl verzichten zu wollen, müssen sie wenigstens anfangen, die Folgen ihrer Arbeit mitzudenken. Das heißt: Wir brauchen einen internationalen, aus den Gewinnen der Ölförderung gespeisten Fonds für den Schadensfall - ähnlich dem schon existierenden Fonds für die Verschmutzungen durch Öltanker.
ist Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt bei der taz.
Abgesehen davon, dass sich die Betroffenen dann nicht durch die Instanzen des Rechtssystems der zuständigen Staaten klagen müssten, bevor sie für verseuchte Fischgründe oder vergiftete Ufer entschädigt würden - ein solcher Fonds hätte auch einen disziplinierenden Effekt. Ein potenzieller Unfall wäre für die Konzerne schon jetzt teuer. Und Geld ist ja das Einzige, worum es ihnen geht.
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