Kommentar Birma: Kleiner Sieg der Humanität
Internationale Helfer können sich heute in Birma freier im Land bewegen als zuvor. Doch Junta und internationale Gemeinschaft müssen sich bewegen, um die Zyklon-Folgen abzumildern.
Anders als in Indonesien oder Sri Lanka nach dem Tsunami hat in Birma der Zyklon nicht zu einer Verbesserung oder Verschlechtung der politischen Lage geführt. Die Junta beherrscht weiter das Land. Trotzdem hat sie sich etwas bewegt: und zwar in Richtung Hilfsorganisationen. Internationale Helfer können sich heute freier im Land bewegen als zuvor.
Gleichwohl ist die Frage, wie die internationale Gemeinschaft mit der Junta umgehen soll, weiter umstritten. Wer Sanktionen für den richtigen Weg hält, findet auch durch die Reaktion auf den Zyklon viele Argumente. Schließlich zog die Junta, statt Soforthilfe ins Land zu lassen, erst mal ihr umstrittenes und manipuliertes Verfassungsreferendum durch und ließ zugleich jene inhaftieren, die selbst aktiv wurden und dabei Kritik an der Junta wagten.
Umgekehrt können sich auch diejenigen bestätigt fühlen, die nur über die Einbindung der Junta einen politischen Wandel für realistisch halten. Denn nach der anfänglichen Blockadepolitik wurde schließlich ja doch ein Modus gefunden, der internationale Organiationen im Katastrophengebiet Hilfe leisten lässt.
Letztlich mussten sich sowohl die Junta als auch die internationale Gemeinschaft ein Stück bewegen, um die Folgen für die Überlebenden abzumildern. Die Junta musste einsehen, dass sie allein mit der Katastrophe überfordert war. Und die internationale Gemeinschaft musste sich auf Bedingungen der Junta einlassen, wenn sie den eigenen humanitären Ansprüchen gerecht werden und die Opfer nicht zu Geiseln des Regimes machen wollte. So entstand eine Situation, dass ausgerechnet die USA und Europa, also die Mächte, welche die Sanktionspolitik gegen Birma führen, dem Land die größte Hilfe gewährten. Es lässt sich darüber streiten, ob dies die Junta stabilisierte. Ein kleiner Sieg der Humanität ist es allemal.
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