Kommentar Benzinpreise: Schneller umsteigen
Die deutschen Autofahrer lernen nicht schnell genug. Der Staat muss daher mit einer höheren Ökosteuer nachhelfen und die Autofahrer zur Sparsamkeit zwingen.
D ie Benzinwut lodert wieder, jedenfalls beim ADAC. Die Autolobbyisten sind empört darüber, dass pünktlich zu den Osterferien die Benzinpreise steigen. 1,43 Euro kostet der Liter im Durchschnitt, Diesel kostet 1,21. Dennoch hat Bundespräsident Horst Köhler ausnahmsweise einmal recht: Die Preise sind immer noch zu niedrig und müssten durch Ökosteuern weiter in die Höhe getrieben werden. Und: Von hohen Benzinpreisen würden auch die Autofahrer profitieren, so erstaunlich dies klingen mag.
Es gehört zu den Binsenweisheiten, dass Öl ein knappes Gut ist, das immer knapper wird. Selbst während der Finanzkrise kostete das Barrel mehr als das Doppelte wie zur Zeit des Booms im Jahr 2000. Der Ölpreis ist also antizyklisch explodiert, was unübersehbar zeigt: Das Öl geht zur Neige.
Diese Erkenntnis ist auch an den deutschen Autofahrern nicht völlig vorbeigegangen. Sie haben sich als partiell lernfähig erwiesen. Zwar stieg die Zahl der Privatfahrzeuge seit 2000 weiter an, gleichzeitig sank aber der Kraftstoffverbrauch bis 2008 um 5,6 Prozent. Der Trend zum sparsamen Kleinwagen macht sich bemerkbar.
Ulrike Herrmann ist Autorin der taz.
Doch obwohl die deutschen Autofahrer lernen, lernen sie nicht schnell genug, um der Ölknappheit zu begegnen. Sie schränken ihren Verbrauch zu langsam ein, als dass sie Preisschübe an der Zapfsäule verhindern könnten. Der Staat muss daher mit einer höheren Ökosteuer nachhelfen und die Autofahrer zur Sparsamkeit zwingen.
Von ihrer neuen Genügsamkeit würden die Autofahrer sogar profitieren: Weniger Nachfrage würde den Benzinpreis sinken lassen - und damit die Gewinne der Scheichs und Ölkonzerne, die bisher an der Knappheit bestens verdienen. Letztlich wäre es ein simples Tauschgeschäft: Was sonst die Multis als Profit kassiert hätten, würde stattdessen als Ökosteuer an den Staat fließen - und könnte zum Beispiel für den Ausbau der Bahn verwendet werden. Das wäre doch eine super Geschäftsidee.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader